Sonderbar! Einst wütete man gegen die Behauptung, daß Hypnose wirklich besteht, allen voran gingen darin viele Mediziner. Sie schreckten nicht davor zurück, Hypnose als Humbug und Schwindel zu bezeichnen, wie sie es kurz vorher auch mit dem Heilmagnetismus getan hatten, der heute für so viele ein großer Segen geworden ist. Ausübende wurden in schärfster Weise angegriffen, Gaukler und Betrüger genannt.
Heute nun sind es gerade wiederum die Mediziner, die sich zum größten Teile die Hypnose zu eigen gemacht haben. Was einst in den schärfsten Ausdrücken abgeleugnet wurde, dafür treten sie heute ein.
Dies läßt sich nach zwei Seiten hin beurteilen. Wer den damaligen erbitterten Kampf ganz objektiv betrachtete, kann sich heute natürlich eines Lächelns nicht erwehren, wenn er wiederum beobachten muß, wie damalige feindselige Eiferer jetzt die von ihnen so verschmähte Hypnose mit noch größerem Eifer anzuwenden versuchen. Nach der anderen Seite hin muß wiederum anerkannt werden, daß einer solchen nahezu grotesken Wendung immerhin auch Achtung gebührt. Gehört doch ein gewisser Mut dazu, sich der Gefahr der Lächerlichkeit auszusetzen, die gerade in diesem Falle sehr naheliegt.
Man muß darin den Ernst erkennen, der wirklich der Menschheit nützen möchte und aus diesem Grunde nicht zurückschreckt, selbst solche Gefahr mit in Kauf zu nehmen.
Bedauerlich ist nur, daß man daraus nicht auch Lehren für die Zukunft gezogen hat und vorsichtiger mit Beurteilungen und — sagen wir es ruhig — Anfeindungen wird, wenn es sich um Dinge handelt, die in das gleiche Gebiet gehören, in dem die Hypnose steht. Leider macht man es mit vielen anderen Fächern des gleichen Gebietes trotz aller Erfahrungen heute wieder genau so, fast noch schlimmer.
Trotzdem wird am Ende sich zuletzt dasselbe Schauspiel wiederholen müssen, daß ohne Übergang mit Eifer plötzlich für etwas eingetreten wird, das man bisher so hartnäckig zu leugnen suchte. Noch mehr, daß man so vieles mit allen Mitteln rücksichtslos nur in die eigenen Hände zur Ausübung zu bekommen versucht, dessen Suchen und Finden man vorsichtig und unter dauerndem Befehden erst anderen überließ, meistens sogenannten »Laien«.
Ob das dann immer noch als ein Verdienst und ein mutvoller Akt bezeichnet werden kann, mag dahingestellt bleiben. Es liegt im Gegenteil viel näher, daß diese ewigen Wiederholungen auch die schon als Verdienste erwähnten Handlungen in ein anderes Licht stellen können. Soweit das Ergebnis oberflächlicher Beurteilung.
Viel bedenklicher aber wird es, wenn man die Wirkungen der Anwendungen der Hypnose richtig kennt. Daß das Bestehen der Hypnose endlich Anerkennung und Bestätigung fand und somit die wortreichen, aber nach jetziger Erfahrung nur Unwissenheit verratenden Angriffe der Wissenschaft aufhören, ist gut. Aber daß damit unter dem fördernden Schutze der plötzlich wissend gewordenen bisherigen Gegenstreiter auch die Anwendung eine so weite Verbreitung fand, zeugt davon, daß diese Wissenden viel weiter von dem eigentlichen Erkennen entfernt sind, als die anfangs suchenden und viel geschmähten Laien.
Es ist erschütternd, zu wissen, welches Unheil dadurch entsteht, daß sich heute Tausende vertrauensvoll in sogenannte berufene Hände begeben, um sich einer Hypnose freiwillig zu unterziehen, dazu überredet werden, oder, was am verwerflichsten ist, ohne ihr Wissen dazu vergewaltigt werden. Auch wenn es alles mit der besten Absicht geschieht, Gutes damit stiften zu wollen, so ändert dies nichts an dem unermeßlichen Schaden, den diese Ausübung in jedem Falle anrichtet! Berufene Hände sind es nicht, die Hypnose anwenden. Berufen kann nur jemand sein, der auf dem Gebiete vollkommen bewandert ist, in das alles das gehört, was er anwendet. Das wäre bei Hypnose das feinstoffliche Gebiet! Und wer dieses wirklich kennt, ohne es sich in Vermessenheit nur einzubilden, wird niemals Hypnose anwenden, solange er das Beste seines Nebenmenschen will. Es sei denn, er beabsichtigt, ihm mit vollem Wissen schwer zu schaden.
Auf allen Seiten wird deshalb gesündigt, wo immer Hypnose zur Anwendung kommt, gleichviel, ob es Laien sind oder nicht! Es gibt darin keine einzige Ausnahme!
Schon wenn man in aller Einfachheit nur logisch zu denken sucht, so muß man zu dem Schlusse kommen, daß es in Wirklichkeit doch grenzenloser Leichtsinn ist, mit etwas zu wirken, dessen Tragweite man nur in den allerengsten Stufen zu überschauen vermag, und dessen letzte Endwirkung noch nicht bekannt ist.
Wenn solche Leichtfertigkeit in Angelegenheiten des Wohles und Wehes der Nebenmenschen nicht nur für die betroffene Versuchsperson Schaden nach sich zieht, sondern die Verantwortung doppelt schwer auch auf den Ausübenden fällt, so gibt das keine Beruhigung. Die Menschen sollten lieber nicht so vertrauensselig auf etwas eingehen, was sie nicht auch selbst gründlich kennen. Geschieht es ohne ihr Wissen und Wollen, so ist ein derartiges Vorgehen sowieso ein regelrechtes Verbrechen, auch wenn es von sogenannten berufenen Händen ausgeführt wird.
Da nun nicht anzunehmen ist, daß die mit Hypnose Arbeitenden alle die Absicht haben, ihren Nebenmenschen zu schaden, so bleibt nur die Tatsache festzustellen übrig, daß sie über das Wesen der Hypnose vollkommen unwissend sind und den Folgen ihrer eigenen Tätigkeit gänzlich verständnislos gegenüberstehen. Darüber gibt es auch nicht den geringsten Zweifel; denn entweder das eine oder das andere kann nur in Betracht kommen. Also bleibt die Verständnislosigkeit als allein bestehend übrig.
Wenn ein Mensch seinem Nebenmenschen gegenüber Hypnose anwendet, so bindet er damit dessen Geist! Diese Bindung an sich ist geistiges Vergehen oder Verbrechen. Es entschuldigt nicht, wenn Hypnose zum Zwecke der Heilung einer körperlichen Krankheit angewendet wird, oder als Mittel zu einer psychischen Verbesserung. Ebensowenig kann als Verteidigung vorgebracht werden, daß bei dadurch bewirkten psychischen Veränderungen zum Guten auch das Wollen des Betreffenden besser geworden ist, so daß der mit Hypnose Behandelte einen Gewinn davongetragen hat.
In solchem Glauben zu leben und zu handeln, ist Selbstbetrug; denn nur was ein Geist aus vollkommen freiem und unbeeinflußtem Wollen heraus vornimmt, kann ihm den Gewinn bringen, den er zu einem wirklichen Aufstiege braucht. Alles andere sind Äußerlichkeiten, die ihm nur vorübergehend einen scheinbaren Nutzen oder Schaden zu bringen vermögen.
Jede Bindung des Geistes, gleichviel zu welchem Zwecke sie geschehen ist, bleibt ein unbedingtes Aufhalten in der Möglichkeit des notwendigen Fortschrittes. Ganz abgesehen davon, daß eine derartige Bindung weit mehr Gefahren mit sich bringt als Vorteil. Ein so gebundener Geist ist nicht nur dem Einflusse des Hypnotiseurs zugänglich, sondern bleibt in gewissem Grade, trotz eines eventuellen Verbotes des Hypnotiseurs, auch anderen feinstofflichen Einflüssen wehrlos ausgesetzt, weil ihm in der Gebundenheit der dringend notwendige Schutz dagegen fehlt, den nur die völlige Bewegungsfreiheit bieten kann.
Daß die Menschen von diesen dauernden Kämpfen, den Angriffen und der eigenen erfolgreichen oder nicht erfolgreichen Abwehr nichts bemerken, schließt die Lebendigkeit in der feinstofflichen Welt und ihre eigene Mitwirkung dabei nicht aus.
Ein jeder, der einer wirksamen Hypnose unterworfen wird, ist also mehr oder weniger nachhaltig an dem wirklichen Fortschritt seines tiefsten Kernes gehemmt worden. Die äußeren Umstände, seien sie dadurch nur noch ungünstiger geworden, oder anscheinend vorübergehend fördernd, spielen erst in zweiter Linie eine Rolle, dürfen also auch für eine Beurteilung nicht maßgebend sein. Der Geist muß frei bleiben auf jeden Fall, weil es sich letzten Endes nur allein um ihn handelt!
Angenommen, es tritt eine äußerlich erkennbare Verbesserung ein, worauf sich die mit Hypnose Arbeitenden so gern stützen, so hat der betreffende Mensch in Wirklichkeit doch keinen Nutzen davon. Sein gebundener Geist vermag nicht gleich feinstofflich schöpferisch zu wirken wie ein vollkommen freier Geist. Die feinstofflichen Schöpfungen, die sein gebundenes oder erzwungenes Wollen erzeugt, sind kraftlos, weil erst aus zweiter Hand geformt, und welken in der feinstofflichen Welt sehr bald dahin. Es kann ihm also deshalb auch sein besser gewordenes Wollen in der Wechselwirkung nicht den Nutzen bringen, der bei den Schöpfungen des freien Geistes unbedingt zu erwarten ist.
Ebenso ist es natürlich auch, wenn ein gebundener Geist im Auftrage seines Hypnotiseurs Übles will und ausführt. Durch die Kraftlosigkeit der feinstofflichen Schöpfungen werden diese trotz böser grobstofflicher Handlungen bald vergehen oder von anderen Gleicharten aufgesaugt werden, so daß eine feinstoffliche Wechselwirkung gar nicht eintreten kann, wodurch den also Gezwungenen wohl eine irdische Verantwortung, aber keine geistige Verantwortung treffen kann. Genau so ist der Vorgang bei Irrsinnigen.
Darin sieht man wiederum die lückenlose Gerechtigkeit des Schöpfers, die sich durch die in ihrer Vollkommenheit unerreichbaren lebendigen Gesetze in der feinstofflichen Welt auswirkt. Einen also Gezwungenen kann trotz übler Handlungen durch fremden Willen keine Schuld treffen, ebenso aber auch kein Segen, weil dessen bessere Handlungen unter fremdem Willen ausgeführt werden, woran er als selbständiges »Ich« keinen Teil hat.
Dafür aber geschieht etwas anderes: Die gewaltsame Bindung des Geistes durch Hypnose bindet gleichzeitig den die Hypnose ausübenden Menschen an sein Opfer, wie mit stärksten Ketten. Es läßt ihn nicht eher wieder los, als bis er dem gewaltsam in seiner eigenen freien Entwicklung Zurückgehaltenen so weit vorwärts geholfen hat, wie dieser hätte kommen müssen, wenn er die Bindung nicht ausgeführt hätte. Er muß nach seinem irdischen Abscheiden dorthin, wohin der von ihm gebundene Geist geht, und sei es bis zu den tiefsten Tiefen.
Was also demnach solchen Menschen blüht, die sich viel mit der Anwendung von Hypnose befassen, ist leicht zu denken. Wenn sie nach dem irdischen Abscheiden erwachend wieder zu sich kommen, so werden sie mit Entsetzen bemerken, wie viele Bindungen an ihnen zerren, von schon Vorausgegangenen, wie auch von solchen, die noch auf der Erde wandeln. Nicht eine davon kann ihnen dann erlassen werden. Glied für Glied muß der Mensch lösen, und wenn er auch Jahrtausende damit verliert.
Wahrscheinlich ist es aber, daß er damit nicht mehr ganz zu Ende kommen kann, sondern mit hineingerissen wird in die Zersetzung, die seine Persönlichkeit des eigenen »Ichs« vernichtet; denn er hat schwer gesündigt wider den Geist!
Die königliche Kunst wird sie genannt, und nicht mit Unrecht. Doch nicht, daß sie unter allen Künsten die Königin ist, ebensowenig nur für irdische Könige vorbehalten, sondern wer sie wirklich auszuüben vermöchte, könnte im Geistigen einen königlichen Rang einnehmen, da er dadurch Lenker vielen Geschehens und Nichtgeschehens sein würde.
Aber es gibt nicht einen einzigen Erdenmenschen, dem diese Fähigkeiten anvertraut sind. Somit müssen alle Arbeiten darin nur klägliche Versuche bleiben, unzuverlässig, wenn von dem Ausübenden ernstgemeint, frevelhaft, wenn statt des tiefen Ernstes Selbstüberhebung und krankhafte Phantasie dabei mitwirken.
Sternenberechnung allein kann überhaupt nur wenig nützen; denn zu den Strahlungen der Sterne gehören auch die jeweiligen Bodenstrahlungen der Erde, sowie unbedingt die lebende Feinstofflichkeit in ihrer ganzen Tätigkeit, wie zum Beispiel die Welt der Gedankenformen, des Karmas, Strömungen des Dunkels und des Lichtes in der Stofflichkeit, sowie noch vieles mehr. Welcher Mensch darf sich nun rühmen, alles das bis zu den tiefsten Tiefen und den höchsten Höhen der Stofflichkeit scharf und klar zu überschauen?
Die Strahlungen der Sterne bilden nur die Wege und Kanäle, durch welche alles feinstoffliche Lebendige geschlossener zu einer Menschenseele dringen kann, um sich dort auszuwirken. Bildlich ausgedrückt kann man sagen: Die Sterne geben das Signal für die Zeiten, in denen die rückläufigen Wechselwirkungen und andere Einflüsse durch ihre Strahlenführung zusammengefaßter, geschlossener auf den Menschen strömen können. Ungünstigen oder feindlichen Sternenstrahlungen schließen sich üble in dem Feinstofflichen für den betreffenden Menschen schwebende Strömungen an, günstigen Strahlungen dagegen der Gleichart entsprechend nur gute.
Daher kommt es, daß die Berechnungen an sich nicht ganz wertlos sind. Doch es ist dabei unbedingte Voraussetzung, daß bei ungünstiger Bestrahlung eines Menschen für diesen auch ungünstige Wechselwirkungen rückläufig sind, oder bei günstiger Bestrahlung günstige. Sonst kann irgendeine Auswirkung nicht erfolgen. Wiederum aber sind auch die Sternenstrahlungen nicht etwa schemenhaft, für sich allein ohne Verbindung mit den anderen Kräften unwirksam, sondern sie besitzen auch selbsttätige Auswirkungen in einer gewissen Absperrung.
Sind für einen Menschen in der feinstofflichen Welt nur schlechte Rückwirkungen fällig und am Werke, so wird deren Tätigkeit in den Tagen oder Stunden günstiger Sternenbestrahlung je nach der Bestrahlungsart abgesperrt, zurückgedrängt oder doch wenigstens stark eingedämmt. Ebenso natürlich auch umgekehrt, so daß bei arbeitenden guten Rückwirkungen durch ungünstige Bestrahlung das Günstige die den Strahlungen entsprechende Zeit über abgestellt wird.
Wenn also auch die Kanäle der Sternenstrahlungen durch Mangel an gleichartigen Wirkungen leer laufen, so dienen sie doch immerhin noch zur zeitweisen Absperrung eventuell arbeitender andersartiger Wechselwirkungen, so daß sie also nie ganz ohne Einfluß bleiben. Es können nur nicht gerade gute Strahlen immer Gutes oder üble Strahlen immer Übles bringen, so derartiges für den Betreffenden nicht bereitliegt.
Die Astrologen können darauf nicht sagen: »Nun also, da haben wir doch recht.« Denn dieses Rechthaben ist nur bedingungsweise und sehr eingeschränkt. Es berechtigt nicht zu den oft anmaßenden Behauptungen und geschäftlichen Anpreisungen. Leer laufende Sternenstrahlungskanäle können wohl Unterbrechungen bringen, aber nichts anderes, weder Gutes noch Übles.
Zugegeben muß wiederum werden, daß in gewissem Sinne die zeitweise Unterbrechung übler Rückwirkungen an sich auch schon etwas Gutes ist. Schafft es doch dem vom Übel arg Bedrängten Zeit zum Aufatmen und damit Kraft zu weiterem Ertragen.
Außerdem sollen gerade hemmende Strahlungen den Menschengeist zu größerer Kraftanstrengung veranlassen, die den Geist erweckt, erstarken und immer mehr erglühen läßt in dem Bemühen zu der Überwindung dieser Hemmungen.
Die Berechnungen der Astrologen könnten trotz allem begrüßt werden, wenn die vielfache Großsprecherei und Reklame so mancher nicht beachtet wird. Doch es sprechen außerdem noch andere wichtige Faktoren mit, die die Berechnungen sehr unzuverlässig werden lassen, so daß sie in Wirklichkeit in der Allgemeinheit mehr Schaden als Nutzen anrichten.
Es kommen nämlich nicht nur die wenigen Sterne in Betracht, die den Astrologen zur Berechnung heute zur Verfügung stehen. Zahllose andere, von Astrologen nicht einmal gekannte Sterne spielen, die Wirkungen vermindernd, stärkend, kreuzend und verschiebend, eine so große Rolle, daß das Schlußbild der Berechnung oft ganz entgegenstehend sein kann dem, was dem besten Astrologen heute zu sagen möglich ist.
Zuletzt ist noch ein weiterer Punkt ausschlaggebend, der größte und der schwierigste: die Seele eines jeden Menschen! Nur wer außer allen anderen Erfordernissen jede einzelne dieser Seelen mit all ihren Fähigkeiten, Eigenschaften, Karmaverwicklungen, sowie in ihrem ganzen Streben, kurz, in ihrer wirklich jenseitigen Reife oder Unreife bis auf den letzten Grad genau abwägen kann, der könnte allenfalls Berechnungen wagen!
Sternenstrahlungen können für einen Menschen noch so günstig sein, es wird ihn nichts Lichtes, also Gutes, treffen können, wenn er viel Dunkles durch den Zustand seiner Seele um sich hat. Im umgekehrten Falle aber wird den Menschen, dessen Seelenzustand nur die Reinheit und das Lichte um sich duldet, die ungünstigste aller Sternenströmungen nicht so viel drücken können, daß er ernstlich Schaden davonträgt, es wird sich zuletzt immer nach dem Guten wenden müssen.
So einseitig, wie es die Jünger der Astrologie sich bei ihrer Berechnung vorstellen, ist die Allmacht und die Weisheit Gottes nicht. Dieser stellt das Schicksal seiner Menschen, also deren Wohl und Wehe, nicht nur auf die Strahlungen der Sterne ein.
Wohl wirken diese kraftvoll mit, nicht nur bei jedem Einzelmenschen, sondern in dem ganzen Weltgeschehen. Doch sie sind auch nur Werkzeuge darin, deren Betätigung mit vielen anderen nicht nur zusammenhängt, sondern damit auch abhängig in ihren Möglichkeiten aller Auswirkungen bleibt. Auch wenn so manche Astrologen wähnen, intuitiv zu arbeiten, unter Eingebung, Inspiration, so kann das nicht so viel zur Vertiefung beitragen, daß man viel größeres Vertrauen auf das Nahekommen einer Wirklichkeit der Berechnungen verwenden dürfte.
Die Berechnungen bleiben einseitiges Stückwerk und unzulänglich, lückenhaft, kurz unvollkommen. Sie bringen Unruhe unter die Menschen. Unruhe aber ist der Seele gefährlichster Feind; denn sie erschüttert die Mauer des natürlichen Schutzes und läßt gerade dadurch oft Übles herein, das sonst keinen Eingang gefunden haben würde.
Unruhig werden viele Menschen, die sich sagen, daß sie zur Zeit üble Strahlungen haben, zu vertrauensselig und damit unklug aber oft, wenn sie überzeugt sind, gerade guten Strahlungen unterworfen zu sein. Bei der Mangelhaftigkeit aller Berechnungen bürden sie sich damit nur unnötige Sorgen auf, anstatt immer einen freien, frohen Geist zu haben, der zur Abwehr mehr Kraft aufbringt, als die stärksten üblen Strömungen zu drücken vermögen.
Die Astrologen sollten, wenn sie nicht anders können, ihre Arbeiten ruhig fortsetzen und sich darin zu vervollkommnen suchen, aber nur im stillen und für sich selbst, wie es wirklich Ernstzunehmende unter ihnen auch tun! Andere Menschen müßten sie mit solchen Unvollkommenheiten noch verschonen, da diese nur verderbenbringend wirken und als Frucht Erschütterung des Selbstvertrauens bringen, schädigende Bindung freier Geister, die unbedingt vermieden werden muß.
Wenn die Menschen nicht in den Notwendigkeiten und den vielen Nichtigkeiten des Alltags vollständig aufgehen würden, sondern auch noch einige Aufmerksamkeit dazu verwenden wollten, die großen und die kleinen Geschehnisse in ihrer Umgebung etwas aufmerksamer zu beobachten, so müßte ihnen bald eine neue Erkenntnis kommen. Sie würden über sich selbst erstaunt sein und es kaum glaublich finden, daß sie bis dahin über so Auffallendes gedankenlos hinwegsehen konnten.
Und es liegt auch aller Grund vor, mitleidsvoll über sich selbst die Köpfe zu schütteln. Bei nur einiger Beobachtung wird ihnen plötzlich eine ganze Welt streng geordneten, lebendigen Geschehens eröffnet, die eine straffe Führung von höherer Hand deutlich erkennen läßt: die Welt der Symbolik!
Diese wurzelt tief in dem feinstofflichen Teile der Schöpfung, nur die äußersten Enden treten als Ausläufer in das irdisch Sichtbare hinein. Es ist wie bei einem anscheinend ganz in Ruhe befindlichen Meere, dessen dauernde Bewegungen nicht sichtbar sind, sondern nur in ihren letzten Ausläufern am Strande beobachtet werden können.
Der Mensch ahnt nicht, daß er bei ganz geringer Mühe durch etwas Aufmerksamkeit die für ihn so einschneidende und von ihm gefürchtete Tätigkeit des Karmas klar beobachten kann. Es ist ihm möglich, vertrauter damit zu werden, wodurch nach und nach die bei denkenden Menschen oft erwachende Furcht mit der Zeit abfällt und das Karma seine Schrecken verliert.
Für viele kann es ein Weg zum Aufstiege werden, wenn sie durch irdisch sichtbare Geschehnisse die tieferen Wellen des feinstofflichen Lebens fühlen lernen und ihm nachgehen können, wodurch mit der Zeit die Überzeugung von dem Vorhandensein unbedingt folgerichtiger Wechselwirkungen ersteht.
Ist ein Mensch aber erst einmal dazu gekommen, so fügt er sich langsam Schritt für Schritt, bis er zuletzt die streng logisch und lückenlos treibende Kraft des bewußten göttlichen Willens in der ganzen Schöpfung erkennt, also in der grobstofflichen und feinstofflichen Welt. Von dem Augenblicke an wird er mit ihr rechnen, sich ihr freiwillig beugen. Das bedeutet aber für ihn ein Schwimmen in der Kraft, deren Auswirkungen damit nur noch nutzbringend für ihn sein können. Sie dient ihm, weil er sie zu verwenden weiß, indem er sich selbst richtig einfügt.
So kann sich dann die Wechselwirkung nur als Glücksbringer für ihn auslösen. Lächelnd sieht er jedes biblische Wort buchstäblich erfüllt, das ob seiner kindlichen Einfachheit ihm manchmal ein Stein des Anstoßes werden wollte, das zu erfüllen ihm oft deshalb schwer zu werden drohte, weil es nach seiner bisherigen Meinung einen Sklavensinn erforderte. Das von ihm unangenehm empfundene Gehorsamverlangen wird vor seinen sehend gewordenen Augen nach und nach zu der höchsten Auszeichnung, die einem Geschöpf widerfahren kann; zu einem wahrhaft göttlichen Geschenk, das die Möglichkeit zu einer ungeheuren geistigen Kraftentfaltung in sich trägt, die ein persönlich bewußtes Mitwirken in der herrlichen Schöpfung zuläßt.
Die Ausdrücke: »Nur wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden«, der Mensch muß sich »demütig vor seinem Gotte beugen«, um in dessen Reich eingehen zu können, er soll »gehorchen«, »dienen«, und was der biblischen Ratschläge noch mehr sind, sie stoßen den modernen Menschen in dieser einfachen, kindlichen und doch so treffenden Ausdrucksart von vornherein etwas ab, weil sie seinen Stolz verletzen, der in dem Bewußtsein des Verstandeswissens liegt. Er will nicht mehr so blind geführt sein, sondern selbst erkennend bewußt in allem mitwirken, um den zu allem Großen notwendigen inneren Aufschwung aus Überzeugung zu erhalten. Und das ist kein Unrecht!
Der Mensch soll mit seiner Fortentwicklung in der Schöpfung bewußter dastehen, als es früher war. Und wenn er mit Freude erkannt haben wird, daß die einfachen biblischen Ausdrücke in ihrer der heutigen Zeit so fremden Art genau alles das anraten, wozu er sich bei Kenntnis der gewaltigen Naturgesetze freiwillig und mit voller Überzeugung auch entschließt, so fällt es wie eine Binde von seinen Augen. Er steht erschüttert vor der Tatsache, daß er die alten Lehren bisher nur verwarf, weil er sie falsch gedeutet hatte, und nie ernsthaft versuchte, richtig in sie einzudringen, sie mit dem heutigen Auffassungsvermögen in Einklang zu bringen.
Ob nun gesagt wird: »In Demut sich dem Willen Gottes beugen«, oder »nach richtigem Erkennen der gewaltigen Naturgesetze sich deren Art und Wirken nutzbar machen«, ist ein und dasselbe.
Nutzbar machen kann sich der Mensch die Kräfte, die den Willen Gottes tragen, nur dann, wenn er sie genau studiert, also erkennt, und sich dann darnach richtet. Das Mit-ihnen-Rechnen oder Sich-darnach-Richten ist in Wirklichkeit aber weiter nichts als ein Sicheinfügen, also ein Sichbeugen! Sich nicht gegen diese Kräfte stellen, sondern mit ihnen gehen. Nur indem der Mensch seinen Willen der Eigenart der Kräfte anpaßt, also die gleiche Richtung geht, vermag er die Gewalt der Kräfte auszunützen.
Das ist kein Bezwingen der Kräfte, sondern ein Sich-demutsvoll-Beugen vor dem göttlichen Willen! Wenn der Mensch so manches auch eigene Klugheit nennt oder eine Errungenschaft des Wissens, so ändert dies nichts an der Tatsache, daß alles nur ein sogenanntes »Finden« von Auswirkungen bestehender Naturgesetze bedeutet, also des göttlichen Willens, den man damit »erkannt« hat und mit der Auswertung oder Verwendung sich diesem Willen »fügt«. Es ist dies unbedingt ein demutsvolles Beugen vor dem Willen Gottes, ein »Gehorchen«!
Doch nun zu der Symbolik! Alles Geschehen in der Schöpfung, also in der Stofflichkeit, muß in seinem Kreislauf einen richtigen Abschluß erhalten, oder, wie man auch sagen kann, es muß sich als Ring schließen. Deshalb kehrt nach den Schöpfungsgesetzen auch alles unbedingt auf seinen Ausgangspunkt zurück, wo allein es sein Ende finden kann, also gelöst, aufgelöst, oder als Wirkendes ausgelöscht wird. So ist es mit der ganzen Schöpfung selbst, wie auch mit jedem einzelnen Geschehen. Daraus entsteht die unbedingte Wechselwirkung, die wiederum die Symbolik nach sich zieht.
Da alle Handlungen dort enden müssen, wo sie entstanden sind, so ergibt sich daraus, daß jede Handlung auch in gleicher Stoffart enden muß, in der sie entstand. Also feinstofflicher Anfang muß feinstoffliches Ende haben, grobstofflicher Anfang aber grobstoffliches Ende. Das Feinstoffliche vermögen die Menschen nicht zu sehen, das grobstoffliche Ende eines jeden Geschehens ist ihnen wohl sichtbar, aber es fehlt vielen der eigentliche Schlüssel dazu, der Anfang, der in den meisten Fällen in einem vorhergegangenen grobstofflichen Sein liegt.
Wenn auch hierbei der größte Teil alles Geschehens der Wechselwirkung nur in der feinstofflichen Welt erfolgt, so könnte doch das also arbeitende Karma niemals eine volle Ablösung finden, wenn das Ende nicht in irgendeiner Art in die grobstoffliche Welt hineinspielt und dort sichtbar wird. Erst mit einem dem Sinne der Wechselwirkung entsprechenden sichtbaren Vorgang kann ein laufender Ring geschlossen werden, wodurch die vollkommene Ablösung erfolgt, gleichviel, ob dies je nach Art des einstmaligen Anfanges gut oder böse ist, Glück oder Unglück bringt, Segen oder durch die Auslösung Vergebung. Diese letzte sichtbare Auswirkung muß kommen, an gleicher Stelle, wo der Ursprung liegt, also bei dem Menschen, der durch irgendeine Handlung einst den Anfang dazu gab. In keinem einzigen Fall ist sie zu vermeiden.
Wenn nun der betreffende Mensch sich unterdessen innerlich verändert hat, derart, daß Besseres in ihm lebendig wurde, als die einstmalige Handlung war, so kann die Rückwirkung in ihrer Art nicht festen Fuß fassen. Sie findet keinen gleichartigen Boden mehr in der aufwärtsstrebenden Seele, die lichter und damit leichter geworden ist nach dem Gesetz der geistigen Schwere. (* Vortrag: »Schicksal«)
Die natürliche Folge ist, daß eine trübere Auswirkung bei dem Herannahen von der lichteren Umgebung des betreffenden Menschen durchsetzt und somit bedeutend abgeschwächt wird. Aber trotzdem muß das Gesetz des Kreislaufes und der Wechselwirkung voll erfüllt werden in seiner selbsttätig wirkenden Kraft. Ein Aufheben irgendeines Naturgesetzes ist unmöglich.
Deshalb wird sich eine so abgeschwächte rücklaufende Wechselwirkung den unverrückbaren Gesetzen entsprechend auch sichtbar grobstofflich auswirken müssen, um wirklich abgelöst, also ausgelöscht zu sein. Das Ende muß in den Anfang zurückfließen. Wegen der lichtgewordenen Umgebung vermag aber dunkles Karma dem betreffenden Menschen nicht Schaden zu bringen, und so geschieht es, daß diese abgeschwächte Wechselwirkung nur derart auf die nähere Umgebung wirkt, daß der Betroffene in die Lage kommt, irgend etwas Freiwilliges zu tun, dessen Art nur noch dem Sinne der rückströmenden Wechselwirkung entspricht.
Der Unterschied von der eigentlichen ungebrochenen Stärke der für ihn bestimmt gewesenen Auswirkung des rücklaufenden dunklen Stromes ist der, daß es ihm keinerlei Schmerz bereitet oder Schaden bringt, sondern vielleicht sogar Freude macht.
Das ist dann eine rein symbolische Auslösung manches schweren Karmas, aber den Gesetzen in der Schöpfung vollkommen entsprechend, durch die Veränderung des Seelenzustandes selbsttätig derart wirkend. Deshalb bleibt es den meisten Menschen auch oft ganz unbewußt. Das Karma ist damit gelöst, der unverrückbaren Gerechtigkeit bis in die zartesten Strömungen Genüge getan. In diesen nach den Schöpfungsgesetzen selbstverständlichen Vorgängen liegen so gewaltige Gnadenakte, wie sie nur die Allweisheit des Schöpfers in seinem vollkommenen Werke herbeiführen konnte.
Solcher rein symbolischen Auslösungen bei sonst schwer treffenden Wechselwirkungen gibt es viele!
Nehmen wir ein Beispiel: Ein einst harter, herrschsüchtiger Charakter hat in Ausübung dieser Eigenschaften durch Bedrückung seiner Mitmenschen schweres Karma auf sich geladen, das lebendig in seiner Eigenart den Kreislauf geht und dann in gleicher, vielfach verstärkter Art auf ihn zurückfallen muß. Beim Herannahen wird diese durch das Gesetz der Anziehungskraft feinstofflicher Gleichart oft ungeheuer verstärkte Strömung der rücksichtslosen Herrschsucht die ganze feinstoffliche Umgebung des Betreffenden so durchsetzen, daß sie einschneidend auf die mit ihr eng zusammenhängende grobstoffliche Umgebung wirkt und damit Verhältnisse schafft, die den einstigen Urheber zwingen, in weit größerem Maße unter gleicher Herrschsucht zu leiden, als die von ihm früher gepeinigten Mitmenschen.
Ist so ein Mensch aber inzwischen bereits zu besserer Erkenntnis gekommen und hat durch ehrliches Bemühen zum Aufstiege eine lichte und leichtere Umgebung gewonnen, so verändert sich selbstverständlich damit auch die Art der letzten Auswirkung. Das zurückkommende dichtere Dunkel wird je nach der Lichtstärke der neuen Umgebung des Betroffenen von diesem Lichte mehr oder weniger durchdrungen, demnach auch mehr oder weniger unschädlich gemacht. Bei großem Emporstiege des früher so Herrschsüchtigen, also bei einer außergewöhnlichen Besserung des Schuldigen, kann es nun geschehen, daß die eigentliche Auswirkung so gut wie aufgehoben ist und er nur vorübergehend etwas tut, das nach dem Äußeren einer Sühne ähnlich sieht.
Nehmen wir an, es handelt sich um eine Frau. Da würde es genügen, daß sie einem Dienstmädchen einmal die Bürste aus der Hand nimmt, um ihm in aller Freundlichkeit zu zeigen, wie ein Fußboden gescheuert wird. Wenn es auch nur einige Bewegungen dieser Art sind, so ist doch der Symbolik des Dienens damit genügt. Diese kurze Handlung gibt eine Auslösung, die sichtbar geschehen mußte und die trotz der Leichtigkeit ein schweres Karma zu beenden fähig ist.
Ebenso kann das Umräumen eines einzigen Zimmers das Symbol werden zur Beendigung und Aufhebung einer Schuld, deren Sühne oder Rückwirkung eigentlich eine größere, schmerzhaft einschneidende Umwälzung erfordert hätte. Diese Dinge ergeben sich auf irgendeine Weise aus den geschwächten Einflüssen einer Rückwirkung, oder zufällige Handlungen werden auch manchmal von der geistigen Führung geschickt dazu benützt, eine Ablösung damit herbeizuführen.
Bei allem diesem ist natürlich Voraussetzung, daß ein ungewöhnlich großer Aufschwung und die damit verbundene Veränderung des Seelenzustandes schon eingetreten ist. Umstände, die ein Astrologe natürlich nicht in Betracht zu ziehen vermag, wodurch er oft unnötige Sorgen durch seine Berechnungen hervorruft, manchesmal sogar derartige Angst, daß deren Stärke allein schon Unangenehmes herbeizuführen oder neu zu bilden vermag, wodurch sich dann, allerdings nur anscheinend, eine Berechnung erfüllt, die sonst ohne diese Angst sich als falsch erwiesen haben würde. In solchen Fällen aber hat der betreffende Mensch selbst eine Türe in dem ihn umgebenden Lichtkreis durch seine Angst geöffnet.
Wo er freiwillig selbst die Hand hinausstreckt durch die schützende Hülle, kann ihm von keiner Seite geholfen werden. Sein eigener Wille bricht von innen heraus jeden Schutz, während von außen her ohne sein eigenes Wollen nichts durch das Licht an ihn heranzutreten vermag.
Somit kann sich nun die kleinste Gefälligkeit seinen Mitmenschen gegenüber, ein wirklich gefühltes Leid des Nächsten, ein einziges freundliches Wort, zur symbolischen Ablösung eines Karmas formen, sobald innerlich als Grund das ernste Wollen zu Gutem gelegt ist.
Dies muß natürlich vorausgehen; denn sonst kann von einer symbolischen Ablösung nicht die Rede sein, weil alles Rückströmende sich dann in jeder Beziehung voll auswirkt.
Sobald aber das ernste Wollen zum Aufstiege in dem Menschen wirklich einsetzt, kann er sehr bald beobachten, wie nach und nach mehr und mehr Leben in seine Umgebung kommt, als ob ihm alle möglichen Dinge in den Weg gelegt würden, die aber immer gut ausgehen. Es fällt ihm direkt auf. Zuletzt aber kommt ebenso auffallend dann ein Abschnitt, bei dem mehr Ruhe einsetzt, oder alles Geschehen deutlich erkennbar auch zu irdischem Aufschwunge dient. Dann ist die Zeit der Ablösungen vorüber.
Mit frohem Dank kann er sich dem Gedanken hingeben, daß viel Schuld von ihm abgefallen ist, die er sonst hätte schwer büßen müssen. Dann sei er auf der Wacht, daß alle Schicksalsfäden, die er durch sein Wollen und Wünschen neu anknüpft, nur gut sind, damit auch ihn nur Gutes wieder treffen kann!
Der Glaube ist nicht so, wie ihn die größte Zahl der sogenannten Gläubigen zeigt. Der eigentliche Glaube ersteht erst dann, wenn man sich den Inhalt der Gottesbotschaften vollkommen zu eigen und damit zur lebendigen, ungezwungenen Überzeugung gemacht hat.
Gottesbotschaften kommen durch Gottes Wort, sowie durch seine Schöpfung. Alles zeugt von Ihm und Seinem Willen. Sobald ein Mensch das ganze Werden und Sein bewußt erleben kann, wird sein Empfinden, Denken und Wirken eine einzige freudige Gottesbejahung sein.
Dann aber wird er still, spricht nicht viel davon, ist aber eine Persönlichkeit geworden, die mit dieser stillen Gottesverehrung, die man auch Gottvertrauen nennen kann, fest und sicher in der ganzen Schöpfung steht. Er wird nicht in Phantastereien schweben, nicht in Verzückung geraten, ebensowenig auf Erden nur im Geistigen leben, sondern mit gesunden Sinnen und frischem Mute auch sein Erdenwerk vollbringen und dabei auch den kühlen Verstand bei notwendiger Gegenwehr im Angegriffensein geschickt als scharfe Waffe verwenden, natürlich ohne dabei ungerecht zu werden.
Er soll durchaus nicht schweigsam dulden, wenn ihm Unrecht geschieht. Sonst würde er damit das Böse unterstützen und stärken.
Nun gibt es aber sehr viele Menschen, die sich nur gläubig dünken! Trotz allen inneren Zugebens des Vorhandenseins Gottes und seines Wirkens fürchten sie das Lächeln der Zweifler. Es ist ihnen peinlich, unbequem, sie gehen still mit diplomatischem Gesichtsausdrucke bei Unterhaltungen darüber hinweg und machen aus Verlegenheit den Zweiflern durch ihr Verhalten dauernd Zugeständnisse. Das ist nicht Glaube, sondern nur ein inneres Zugeben! Sie verleugnen damit in Wirklichkeit ihren Gott, zu dem sie im stillen beten und von ihm daraufhin alles Gute erwarten.
Die falsche Rücksichtnahme den Zweiflern gegenüber kann nicht damit entschuldigt werden, daß den »Gläubigen« die Sache zu »heilig und zu ernst« ist, als daß sie sie eventueller Verspottung aussetzen möchten. Es ist auch keine Bescheidenheit mehr zu nennen, sondern lediglich niedere Feigheit! Heraus endlich mit der Sprache, wes Geistes Kinder Ihr seid! Furchtlos jedem Menschen gegenüber, mit dem Stolze, der der Gotteskindschaft gebührt! Nur dann werden auch die Zweifler ihren nur Unsicherheit verratenden Spott endlich zu zügeln gezwungen sein. Jetzt aber wird er durch das furchtsame Verhalten vieler »Gläubigen« nur großgezogen und genährt.
Diese Menschen betrügen sich selbst, weil sie dem Wort »Glaube« eine ganz andere Bedeutung beigelegt haben, als dieses Wort verlangt. Der Glaube muß lebendig sein, das heißt, er muß noch mehr als Überzeugung werden, zur Tat! Zur Tat ist er geworden, sobald er alles durchdrungen hat, das ganze Empfinden, Denken und Tun. Er muß von innen heraus in allem, was zu dem Menschen gehört, unaufdringlich fühlbar und sichtbar werden, also zur Selbstverständlichkeit. Man darf ihn weder als Attrappe noch als Schild nur vorhalten; sondern alles äußerlich fühlbar Werdende muß lediglich das natürliche Ausstrahlen des inneren geistigen Kernes ergeben.
Volkstümlich gesprochen, muß also der rechte Glaube eine Kraft sein, die vom Geiste des Menschen ausstrahlend sein Fleisch und Blut durchdringt und so eine einzige natürliche Selbstverständlichkeit wird. Nichts Gekünsteltes, nichts Gezwungenes, nichts Erlerntes, sondern nur Leben!
Seht Euch viele Gläubige an: Diese behaupten, an ein Fortleben nach dem Tode unbedingt zu glauben, richten auch anscheinend ihre Gedanken darauf ein. Wird ihnen aber irgendeinmal Gelegenheit, einen über die einfache alltägliche Beobachtung hinausgehenden Beweis dieses jenseitigen Lebens zu erhalten, so sind sie erschrocken oder tief erschüttert! Damit aber zeigen sie gerade, daß sie im Grunde doch nicht so überzeugt von dem jenseitigen Leben waren; denn sonst müßte ihnen ein derartiger gelegentlicher Beweis nur ganz natürlich vorkommen. Sie dürften also weder erschrecken noch darüber besonders erschüttert sein.
Neben diesem gibt es noch zahllose Vorgänge, die deutlich offenbaren, wie wenig gläubig doch die sogenannten Gläubigen sind. Der Glaube ist nicht lebendig in ihnen.
Es taucht sehr oft die Frage auf, ob sich der Mensch von irdischen Gütern trennen oder diesen Nichtachtung entgegenbringen soll, wenn er nach geistigem Gewinne strebt.
Töricht wäre es, einen derartigen Grundsatz aufzustellen! Wenn es heißt, daß der Mensch nicht an irdischen Gütern hängen darf, sobald er nach dem Himmelreiche strebt, so ist damit nicht gesagt, daß er irdische Güter verschenken oder wegwerfen soll, um in Armut zu leben. Der Mensch kann und soll froh genießen von dem, was ihm Gott durch seine Schöpfung zugänglich macht.
An irdischen Gütern »nicht hängen dürfen« bedeutet nur, daß sich ein Mensch nicht so weit hinreißen lassen soll, ein Zusammenraffen von irdischen Gütern als obersten Zweck seines Erdenlebens anzusehen, sich also dadurch vorwiegend an diesen einen Gedanken »zu hängen«.
Eine derartige Einstellung müßte ihn ganz selbstverständlich von höheren Zielen ablenken. Er hätte dann dazu keine Zeit mehr und würde wirklich mit allen Fasern seines Seins nur noch an diesem einen Ziele des Erwerbes irdischen Besitzes hängen. Sei es nun um der Güter selbst willen, oder der Vergnügung halber, die der Besitz ermöglicht, oder auch wegen anderer Zwecke, gleichviel, es bliebe im Grunde immer dasselbe Ergebnis. Der Mensch hängt und bindet sich damit an das rein Irdische, wodurch er den Blick nach oben verliert und nicht aufwärts kommen kann.
Diese falsche Auffassung, daß irdische Güter nicht zu einem geistigen Höherstreben gehören, hat ja bei der Mehrheit der Menschen auch den unsinnigen Begriff nach sich gezogen, daß alle geistigen Bestrebungen nichts mit irdischen Gütern gemein haben dürfen, wenn sie für ernst genommen werden sollen. Welchen Schaden sich die Menschheit damit selbst zuzog, ist ihr sonderbarerweise nie bewußt geworden.
Sie entwerten sich damit die geistigen, also höchsten Gaben, die ihnen zuteil werden können; denn weil durch diese sonderbare Einstellung alle geistigen Bestrebungen bisher auf Opfer und Schenkungen angewiesen sein sollten, ähnlich wie die Bettler, so schlich sich damit unbemerkt die gleiche Einstellung, die den Bettlern gegenüber entsteht, auch den geistigen Bestrebungen gegenüber ein. Diese konnten dadurch nie die Achtung erwerben, die ihnen eigentlich in allererster Linie gebührt.
Diese Bestrebungen selbst aber mußten aus dem gleichen Grunde stets von vornherein den Todeskeim in sich tragen, weil sie nie fest auf eigenen Füßen stehen konnten, sondern immer abhängig blieben von dem guten Willen der Menschen. Gerade um sein Heiligstes, das Geistige, der Menschheit gegenüber zu schützen und zu wahren, darf ein ernsthaft Strebender irdische Güter nicht verachten! Sie müssen ihm in der grobstofflichen Welt vorwiegend jetzt als Schild dienen, um Gleiches mit Gleichem abwehren zu können.
Ein ungesunder Zustand würde herbeigeführt, wenn in der Zeit der Materialisten geistig Aufwärtsstrebende die stärkste Waffe der skrupellosen Gegner verachten wollten! Es wäre dies ein Leichtsinn, der sich schwer rächen könnte.
Darum, Ihr wahrhaft Gläubigen, verachtet nicht irdische Güter, die auch nur durch den Willen des Gottes geschaffen werden konnten, den Ihr zu ehren sucht! Doch laßt Euch nicht von der Behaglichkeit einschläfern, die der Besitz irdischer Güter mit sich bringen kann, sondern macht gesunden Gebrauch davon.
Ebenso ist es mit den besonderen Gaben solcher Kräfte, die zu Heilungen verschiedener Krankheiten dienen, oder mit ähnlichen segensreichen Befähigungen. In der naivsten, oder wollen wir richtiger sagen, unverfrorensten Weise setzen die Menschen voraus, daß ihnen diese Fähigkeiten unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden, weil sie ja auch aus dem Geistigen als besonderes Geschenk zur Ausübung gegeben wurden. Es geht sogar so weit, daß manche Menschen noch eine besondere Freudenbezeugung erwarten, wenn sie sich »herabgelassen« haben, in großer Not sich der Hilfe solcher Art zu bedienen. Derartige Menschen müssen ausgeschlossen werden von aller Hilfe, auch wenn es die einzige wäre, die ihnen noch helfen könnte!
Die also begabten Menschen aber sollten ihr Gottesgeschenk erst einmal selbst höher einschätzen lernen, damit nicht immer wieder Perlen vor die Säue geworfen werden. Sie brauchen zu einer ernsten Hilfeleistung weit mehr körperliche und feinstoffliche Kraft, sowie auch Zeit, als ein Jurist zu seiner besten Verteidigungsrede, oder ein Arzt bei vielen Krankenbesuchen, oder ein Maler bei der Schaffung eines Bildes. Keinem Menschen würde es je einfallen, dem Juristen, dem Arzte oder dem Maler eine kostenlose Tätigkeit zuzumuten, trotzdem ein gutes Auffassungsvermögen wie jede andere Begabung auch nur ein »Gottesgeschenk« ist, nichts anderes. Werft diese Bettelkleider endlich ab und zeigt Euch in dem Gewande, das Euch gebührt.
