Das Alter bildet keine Hemmung, sondern Ansporn, da in dem Alter die Stunde des Hinübergehens sichtbar näherrückt! Es ist nur die von mir schon oft als ärgsten Feind genannte Trägheit und Bequemlichkeit, mit der sich solche Zögernde belasten und damit untergehen.
Die Zeit des geistigen Landstreichertums hat aufgehört, wie die Zeit der Bequemlichkeit und des behaglichen Erwartens. Mit unheimlicher Furchtbarkeit und Härte wird es binnen kurzem in die Schläfer und Faulenzer hineinschlagen, daß auch der Taubste dann erwacht.
Das Studieren meiner Vorträge bedingt jedoch von vornherein ein Sichbemühen, gewaltsames Zusammenreißen aller Sinne, damit geistige Lebendigkeit und volles Wachsein! Erst dann gelingt es, sich in meine Worte zu vertiefen, sie auch wirklich zu erfassen.
Und das ist so gewollt! Ich lehne jeden Geistesträgen ab.
Wenn Menschen aber nur ein Körnchen Wahrheit aus der Heimat des geistigen Reiches in sich nicht verschüttet haben, so muß sie das Wort treffen, als ein Ruf, vorausgesetzt, daß sie sich auch die Mühe nehmen, es einmal unbeeinflußt und mit vollem Ernste zu lesen. Empfinden sie dann nichts, was Widerhall in ihnen weckt, so wird es auch im Jenseits kaum noch möglich sein, sie aufzuwecken, weil sie auch dort nichts anderes erhalten können. Sie bleiben stehen, wo sie sich selbst hinstellen, durch ihren eignen Willen. Es wird sie niemand zwingen, davon abzugehen, doch sie kommen auch nicht rechtzeitig aus dieser Stofflichkeit hinaus, um sich vor der Zersetzung zu bewahren, also vor der ewigen Verdammnis.
Das »Nichthörenwollen« nehmen sie natürlich mit von dieser Erde zur Feinstofflichkeit, und werden dort nicht anders sich gebärden, als es hier geschah.
Wie kann das Alter gar ein Hemmnis bilden? Es ist ein Ewigkeitsruf, der sie aus dem Worte trifft, den sie jedoch nicht hören wollen, weil es ihnen so bequemer ist. Bequemlichkeit jedoch wird sie zuletzt vernichten, wenn sie nicht rechtzeitig lebendig werden wollen. Die Frage zeigt aber diese Bequemlichkeit sehr deutlich. Es ist die gleiche Art so vieler Menschen, die sich dauernd selbst betrügen wollen, unter irgendeinem halbwegs annehmbaren Vorwande. Sie gehören zu der Spreu, die von den kommenden Reinigungsstürmen nicht gefestigt wird, sondern weggeweht, weil für den Ernst des eigentlichen Seins unbrauchbar.
Sie würden immer neue Zeit zum Überlegen von dem Schöpfer fordern, ohne je zu einem Aufstiege zu kommen, bei dem sie sich geistig aufzuraffen haben. Aus diesem Grunde hat es keinen Zweck, sich lange damit zu befassen. Es sind die Ewigwollenden und nie an sich Vollbringenden. Und damit auch Verlorenen.
Wer kennt diese bedeutungsvollen Worte nicht, die Jesus von Nazareth am Kreuze hängend rief. Eine der größten Fürbitten, die je gesprochen wurden. Deutlich und klar. Doch trotzdem stand man zwei Jahrtausende verständnislos den Worten gegenüber. Einseitig legte man sie aus. Nur nach der Richtung hin, wie sie den Menschen angenehm erschien. Nicht einer war, der seine Stimme für den eigentlichen Sinn erhob und ihn der Menschheit, insbesondere den Christen, in aller Deutlichkeit entgegenschrie!
Doch nicht nur das. Alles erschütternde Geschehen in dem Erdensein des Gottessohnes wurde durch die Einseitigkeit in der Weitergabe in ein falsches Licht gebracht. Das sind aber nun Fehler, die nicht nur das Christentum aufweist, sondern man findet sie in jeder Religion.
Wenn Jünger rein Persönliches des Lehrers und des Meisters über alles stellen und weit in den Vordergrund vorschieben, so ist das zu verstehen, namentlich wenn dieser Meister so brutal und jäh aus ihrer Mitte weggerissen wird, um dann in vollster Unschuld schwerstem Leiden, dabei gröbstem Spott, zuletzt dem martervollsten Tode ausgesetzt zu sein.
So etwas prägt sich tief in Seelen ein, die ihren Lehrer in der idealsten Weise im gemeinsamen Zusammenleben kennenlernen konnten, und bewirkt, daß das Persönliche dann in den Vordergrund alles Gedenkens tritt. So etwas ist ganz selbstverständlich. Aber die heilige Mission des Gottessohnes war sein Wort, das Wahrheitbringen aus der lichten Höhe, um damit der Menschheit ihren Weg zum Licht zu zeigen, der ihr bis dahin verschlossen war, weil ihr geistiger Zustand in seiner Entwickelung es vorher nicht ermöglichte, den Weg zu gehen!
Das diesem großen Wahrheitsbringer durch die Menschheit dabei zugefügte Leiden stehet ganz für sich!
Was bei den Jüngern aber selbstverständlich und natürlich war, erwuchs bei der späteren Religion zu manchen großen Irrtümern. Das Sachliche der Gottesbotschaft trat weit in den Hintergrund vor dem Kult des Persönlichen des Wahrheitsbringers, den Christus niemals wollte.
Aus diesem Grunde zeigen sich nun Fehler in dem Christentume, die zu der Gefahr eines Zusammenbruches führen, wenn nicht rechtzeitig die Irrtümer erkannt und unter offenem Bekennen mutvoll abgeändert werden.
Es ist nicht anders zu erwarten, als daß geringster ernster Fortschritt solche Lücken sichtbar werden lassen muß. Dann ist es doch entschieden besser, man geht ihnen nicht aus dem Wege, sondern packt herzhaft zu! Warum soll denn die Reinigung nicht von der Führung selbst ausgehen, frisch und froh, in freiem Aufblick zu der großen Gottheit! Dankbar würden große Scharen aus der Menschheit, wie von einem bisher wohl empfundenen, doch nie erkannten Druck befreit, dem Rufe folgen, der sie in das Licht freudiger Überzeugung führt! —
Aller Gewohnheit jener Menschen folgend, die sich einer unbeschränkten Herrschaft ihres eigenen Verstandes blindlings unterwerfen und damit auch ihr Begriffsvermögen stark beengen, legte man den gleichen Wert auf Christi Erdenleben wie auf seine Mission. Man kümmerte sich um Familienverhältnisse und alle irdischen Geschehnisse dabei sogar noch mehr als um den Hauptzweck seines Kommens, der darin bestand, gereiften Menschengeistern Aufklärung zu geben über alles wirkliche Geschehen in der Schöpfung, worin allein sie Gottes Willen finden, der darein verwoben und damit für sie verbrieft wurde.
Das Bringen dieser bis dahin noch unbekannten Wahrheit machte ganz allein das Kommen Christi auf die Erde notwendig. Nichts anderes. Denn ohne Gottes Willen in der Schöpfung richtig zu erkennen, vermag kein Mensch den Weg zum Aufstiege ins lichte Reich zu finden, noch viel weniger zu gehen.
Statt diese Tatsachen als solche einfach hinzunehmen, sich in die Botschaft zu vertiefen und darnach zu leben, wie es der Wahrheitsbringer wiederholt und eindringlich verlangte, schufen Gründer der christlichen Religion und Kirchen als hauptsächlichste der Grundlagen einen persönlichen Kult, der sie zwang, das Leiden Christi zu etwas ganz anderem zu machen, als es wirklich war.
Sie brauchten es für diesen Kult! Daraus ergab sich zuletzt ganz naturgemäß in seiner Fortentwickelung ein großer Irrtum nach dem anderen, die für so viele Menschen zu Verhinderungen anwachsen, den rechten Weg überhaupt noch richtig zu erkennen.
Der falsche Aufbau in Unsachlichkeit allein brachte es mit sich, daß Entstellung alles Geschehens seinen Einzug hielt. Die rein sachliche Unbefangenheit mußte ja in dem Augenblicke untergehen, sobald der Hauptkult rein persönlich wurde! Dabei erstand der Drang, eine Mission des Gottessohnes hauptsächlich in dem Erdenleben zu verankern. Ja, es ergibt sich eigentlich eine Notwendigkeit dazu.
Daß damit aber falsch gegangen wird, hat Christus selbst in seiner ganzen Einstellung bewiesen. Mehr als einmal wies er das Persönliche ihm gegenüber klar und scharf zurück. Immer verwies er auf Gottvater, dessen Willen er erfüllte, in dessen Kraft er stand und wirkte, bei jedem Wort und jeder Handlung. Er erklärte, wie die Menschen nunmehr lernen sollten, zu Gottvater aufzuschauen, niemals sprach er aber dabei von sich selbst.
Da man aber seine Worte darin nicht befolgte, konnte es zuletzt nicht ausbleiben, daß man das Erdenleiden Christi als notwendig und von Gott gewollt ansehen ließ, es sogar mit zur Hauptaufgabe seines Erdenkommens stempelte! Er kam nach der daraus entstandenen Anschauung nur aus lichter Höhe, um auf Erden hier zu leiden!
Da er nun selbst nicht eine Schuld auf sich geladen hatte, blieb zur Begründung wieder nur der eine Weg: es mußten dann die Sünden Fremder sein, die er auf sich geladen hat, um sie für diese abzubüßen!
Was blieb denn anderes übrig, als so auf dem gelegten Grunde weiter aufzubauen.
Nährende Kraft und guten Boden gab dann noch die ja nicht mehr so unbekannte innere Wertüberschätzung, an welcher die gesamte Menschheit krankt. Die Folge jenes großen Sündenfalles, der wider den Geist gerichtet war, und den ich oft ausführlich schon erklärte. In dem Zuhochbewerten des Verstandes kennt der Mensch nur sich, nicht seinen Gott, zu dem er damit alle Brücken abgebrochen hat. Nur wenige haben noch hier und da ganz kümmerliche Stege nach dem Geistigen hinüber, die aber auch nur noch ganz wenig ahnen, niemals wissen lassen können.
Deshalb kam niemand auf den richtigen, natürlichen Gedanken, Christi Erdenleiden als gesondertes Geschehen von der Gottesbotschaft ganz zu trennen. Alle Anfeindungen, Verfolgungen und Martern als die schweren, gröbsten Verbrechen zu erkennen, die sie wirklich waren. Es ist ein neues, großes Unrecht, sie als Notwendigkeit zu verschönen!
Sehr wohl gebührt diesen Leiden und dem martervollen Kreuzestode strahlendes Licht der höchsten Glorie, weil sich der Gottessohn durch diese nach dem Sündenfalle voraus zu erwartende so üble Aufnahme unter den herrsch- und rachsüchtigen Menschen nicht abschrecken ließ, sondern trotzdem um der wenigen Guten willen seine so notwendige Wahrheitsbotschaft auf die Erde brachte.
Die Tat ist um so höher einzuschätzen, da es sich wirklich nur um einen kleinen Teil der Menschheit handelt, die sich dadurch retten will.
Aber es ist neuer Frevel gegen Gott, wenn die damaligen Verbrechen dieser Menschheit durch falsche Voraussetzungen so gemildert werden sollen, als ob die Menschen dabei nur die Werkzeuge einer notwendigen Erfüllung waren.
Aus dieser Unrichtigkeit heraus ersteht ja auch bei vielen denkenden Menschen die Unsicherheit über die Folgen der Handlungsweise des Judas Ischariot! Mit vollem Rechte. Denn wenn der Kreuzestod die Notwendigkeit für die Menschheit war, so gab Judas mit dem Verrat das notwendige Werkzeug dazu ab, dürfte also in Wirklichkeit dafür nicht strafbar sein in dem geistigen Sinne. Die Wahrheit über das tatsächliche Geschehen beseitigt aber alle diese Zwiespalte, deren berechtigtes Auftauchen nur die Bestätigung dafür ergibt, daß die bisher gepflegte Annahme wirklich falsch sein muß. Denn wo das Rechte ist, gibt es nicht Raum für solche ungeklärten Fragen, sondern es kann nach jeder Seite hin das ganz natürliche Geschehen in Betracht gezogen werden, ohne dabei auf ein Hindernis zu stoßen.
Man soll doch endlich jetzt den Mut besitzen, in der Beschönigung die Feigheit zu erkennen, die nur von der Klugheit des erdgebundenen Verstandes verdeckt gehalten wird, des größten Feindes alles dessen, was sich über ihn erheben kann, wie es bei jedem niederen Gesellen sich stets deutlich zeigt. Oder als verhüllte Selbsterhebung, welche aus der gleichen Quelle stammt! Es ist doch schön, sich einbilden zu können, so wertvoll eingeschätzt zu sein, daß eine Gottheit darum kämpfend alle Leiden auf sich nimmt, nur um dem Menschlein dann in dem göttlichen Freudenreiche einen Ehrenplatz bieten zu dürfen!
So ist die Grundanschauung wirklich, nackt und herb gesagt! Sie sieht nicht anders aus, sobald man ihr mit fester Hand einmal den Flitter von den Formen reißt!
Daß eine solche Anschauung nur aus engster Beschränkung des Begreifens alles außerirdischen Geschehens kommen kann, brauche ich wohl kaum noch zu erwähnen. Es ist immer wieder eine der schweren Folgen der Verherrlichung des irdischen Verstandes, der jeden freien, weiten Ausblick unterbindet. Die Anbetung dieses Verstandesgötzen ist nach dem Sündenfall ganz natürlich stetig angewachsen, bis er sich nun zu dem irdisch starken Antichrist entwickelt hat, oder, noch deutlicher gesagt, zu allem Antigeistigen! Das ist ja heute deutlich zu erkennen, wohin man sieht. Dazu bedarf es keines scharfen Blickes mehr.
Und da das Geistige allein die Brücke zur Annäherung und zu dem Verständnis alles Göttlichen ergeben kann, so ist also die Einräumung der Oberherrschaft irdischen Verstandes, zu der sich heute alle Wissenschaften stolz bekennen, nichts anderes als die offene Kampferklärung gegen Gott!
Aber nicht nur die Wissenschaften, sondern die gesamte Menschheit bewegt sich heute unter diesem Zeichen! Sogar ein jeder, der sich ernster Sucher nennt, trägt dieses Gift mit sich herum.
Es ist deshalb nicht unnatürlich, daß auch die Kirche davon vieles in sich haben muß. Deshalb hat sich bei Wiedergabe und den Auslegungen aller Heilandsworte vieles eingeschlichen, das allein in Erdenklugheit des Verstandes seinen Ursprung hat!
Das ist auch die den Menschen immer wieder neu verführende Schlange, vor der die Aufzeichnung der Bibel warnt! Diese Verstandesklugheits-Schlange ganz allein stellt jeden Menschen vor die irreführende Entscheidung: »Sollte Gott gesagt haben ...?«
Sie wird, sobald ihr, also dem Verstand allein, jede Entscheidung überlassen bleibt, stets, wie auch richtig in der Bibel angedeutet, das Gottfeindliche oder Gottabgewandte wählen, das Reinirdische, viel Niederere, wozu ja der Verstand als dessen Blüte selbst gehört. Deshalb vermag er Höheres nicht zu begreifen.
Verstand erhielt der Mensch, damit er ihm für jedes Erdenleben nach unten zu ein Gegengewicht gibt für das nach oben strebende Geistige, zu dem Zweck, daß der Mensch auf Erden nicht nur in geistigen Höhen schwebt, und seine Erdenaufgabe dabei vergißt. Verstand soll ihm auch zur Erleichterung alles Erdenlebens dienen. Vor allen Dingen aber dazu, um den im Geiste als dessen ureigenste Beschaffenheit ruhenden starken Auftrieb nach dem Hohen, Reinen und Vollkommenen ins kleine Irdische zu übertragen, im Stofflichen zur irdisch sichtbaren Auswirkung zu bringen. Als Handlanger des lebendigen Geistes, als dessen Diener! Nicht als Entscheidender und nicht als alles Führender. Er soll irdische, also die stofflichen Möglichkeiten schaffen helfen zur Durchführung geistigen Dranges. Er soll das Werkzeug und der Knecht des Geistes sein.
Wird ihm aber allein jede Entscheidung überlassen, wie es jetzt geschieht, so bleibt er nicht mehr nur das Gegengewicht, nicht mehr der Helfer, sondern legt in die Waagschale jeder Entscheidung nur sein eigenes Gewicht allein, und das muß ganz natürlich nur Herabsinken zur Folge haben, weil er nach unten zieht. Etwas anderes kann dabei nicht geschehen, da er ja zu der Stofflichkeit gehört und an sie fest gebunden bleibt, während das Geistige von oben kommt. Anstatt dem Geistigen dann helfend noch die Hand zu reichen, darin zu erstarken, groß zu werden, stößt er die vom Geistigen ihm dargebotene stärkere Hand zurück und schließt sie aus, sobald ihm alles überlassen wird. Er kann nicht anders, handelt darin nur nach den Gesetzen seiner eigenen Beschaffenheit.
Doch wohlgemerkt, der irdische Verstand ist dann erst Feind des Geistes, sobald er über diesen hochgehoben wird! Nicht früher. Denn steht er unter der Herrschaft des Geistes, wie es von Natur aus nach dem Schöpferwillen eingerichtet ist, so bleibt er ein getreuer Diener, den man als solchen schätzen kann. Aber gibt man ihm entgegen den Naturgesetzen einen Herrscherplatz, auf den er nicht gehört, so unterdrückt er als die nächste Folge alles, was ihn darin stören könnte, um sich auf dem geborgten Throne zu erhalten. Er schließt die Tore automatisch, die beim Offenbleiben Licht auf seine Mängel und enge Beschränkung werfen müßten.
Ein Ebenbild der Handlungen der Menschen, die in geordneten Verhältnissen und unter guter Führung ihr Können wachsen fühlen, überschätzen, und im Umsturz dann durch die Unfähigkeit zu Höherem ein Volk in Not und Elend stürzen. Wie diese nie zu einem Einsehen gelangen können und alle Schuld des eigenen Unvermögens immer nur auf das Vergangene zu wälzen suchen, vor sich selbst und vor den anderen, genau so wenig wird der menschliche Verstand erkennen, daß er niemals an der Stelle des höheren Geistes wirken kann, ohne den schwersten Schaden und zuletzt den Untergang herbeizuführen. Es ist in allem stets das gleiche Bild, gleiches Geschehen in ewiger Wiederholung.
Der Mensch denke sich nur einmal ruhig und klar in diesen Vorgang selbst hinein. Es wird ihm schnell alles verständlich sein und auch als das Natürlichste erscheinen müssen.
Der Umstand zog auch bei den Kirchen- und Religionsgründern den Vorhang über die so große Einfachheit göttlicher Wahrheit, breitete einen Schleier über jede Möglichkeit des richtigen Begreifens.
Die Menschheit konnte sich nichts Schrecklicheres aufbürden als diese freiwillige Einengung, das Unvermögen des Begreifens alles dessen, was außerirdisch liegt, also des weitaus größten Teiles sämtlichen Geschehens. Es liegt aber buchstäblich dadurch über ihrem so verengten Horizont.
Nun kämpfe einmal ein Mensch gegen diese Undurchdringlichkeit der Mauer. Er wird sehr schnell erkennen müssen, wie sich das Dichterwort bewahrheitet, daß gegen Dummheit Götter selbst vergebens kämpfen würden!
Die zähe Mauer kann nur von dem Einzelmenschen selbst für sich allein von innen durchgestoßen werden, weil sie von innen aufgebaut wurde. Aber sie wollen nicht!
Daher ist heute das Versagen überall. Wohin man blickt, ein Bild trostlosester Verwirrungen und vielen Elendes!
Und auf dem Trümmerhaufen steht hohl, aufgeblasen, stolz der Urheber des wüsten Durcheinanders ... der »moderne Mensch«, wie er sich selbst am liebsten zu bezeichnen pflegt. Der »Fortgeschrittene«, welcher in Wirklichkeit dauernd zurückgegangen ist! Bewunderung erheischend nennt er sich auch noch »nüchterner Materialist«. —
Zu allem kommen nun auch noch die vielen Spaltungen, der immer stärker aufstrebende Haß gegeneinander, trotz der Einheitlichkeit ihrer freiwilligen Versklavung! Nicht Arbeitgeber noch die Arbeitnehmer tragen die Schuld daran, nicht Kapital noch dessen Mangel, auch nicht die Kirche noch der Staat, nicht die verschiedenen Nationen, sondern nur die falsche Einstellung der Einzelmenschen ganz allein hat es so weit gebracht!
Sogar die sogenannten Wahrheitssucher sind jetzt selten auf dem rechten Wege. Neun Zehntel davon werden nur zu Pharisäern, die kritisierend hochmütig auf ihre Nebenmenschen schauen, dabei noch eifrig sich befehdend. Alles ist falsch! Es muß erst noch die unausbleibliche Erfüllung eines fürchterlichen Endes kommen, bevor noch einige aus diesem Schlaf erwachen können.
Noch ist die Umkehr möglich. Jedermann! Doch bald kommt endlich das »zu spät« für immer, entgegen allen Hoffnungen so vieler Gläubigen, welche den irrtümlichen Anschauungen huldigen, daß es wohl einer mehr oder weniger langen Zeit der notwendigen Läuterung bedarf, je nach dem Menschen selbst, daß aber zuletzt sein Weg doch wieder nach dem Lichte führen muß, zu der ewigen Freude, dem Glück göttlichen Naheseins!
Dieser Gedanke ist ein angenehmer Trost, jedoch nicht richtig, und der Wahrheit nicht entsprechend. —
Überblicken wir noch einmal ruhig, klar, aber in groben Zügen den großen Werdegang der Schöpfung und der Menschen, die dazu gehören. Beachtet dabei genau das Urgesetz der Gleichart, das ich oft erklärte, mit allem, was es in sich birgt an unabänderlichen, notwendigen Folgerungen im Geschehen:
Die Stofflichkeit zieht einem großen Acker gleich im Riesenkreislaufe an dem untersten Rande der gesamten Schöpfung als das Schwerste dahin. Von dem Ursamen an sich in steter Bewegung andauernd entwickelnd, immer mehr zusammenschließend, bildend bis zu den uns sichtbaren Gestirnen, denen diese Erde zugehört. Also heranreifend bis zu der höchsten Blüte und der Frucht, welche unserer Zeit entspricht, um dann in der kommenden Überreife ganz aus sich selbst heraus nach den Schöpfungsgesetzen wieder zu zerfallen, sich aufzulösen in den Ursamen zurück, der weitergehend immer wieder die Gelegenheit erhält, sich frisch zu binden, neu zu formen. —
So das Gesamtbild, ruhig von der Höhe aus betrachtet.
Das Stoffliche an sich ist weiter nichts als die Materie, welche zum Formen dient, zu Hüllen, und nur zu Leben kommt, sobald das über ihm lagernde Nichtstofflich-Wesenhafte es durchdringt und durch die Bindung dann durchglüht.
Die Bindung dieses Stofflichen mit dem Nichtstofflich-Wesenhaften bildet eine Grundlage zu weiterer Entwickelung. Aus dem Wesenhaften bilden sich auch alle Tierseelen.
Über den beiden Grundabteilungen, dem Stofflichen und auch dem Wesenhaften, liegt als höchste Abteilung der Schöpfung noch das Geistige. Es ist eine Beschaffenheit für sich, wie meine Hörer ja schon wissen. Aus diesem Geistigen heraus gehen die Samenkörner, die sich zu den selbstbewußten Menschengeistern bilden wollen.
Nur in dem Ackerfeld der Stofflichkeit vermag ein derartiges Samenkorn des Geistes heranzureifen zu dem selbstbewußten Menschengeiste, gleich dem Weizenkorn im Feldboden zu einer reifen Ähre.
Sein Eindringen in den stofflichen Acker ist jedoch erst dann möglich, wenn dieser eine gewisse Entwickelungshöhe erreicht hat, die in ihrer Beschaffenheit dem Aufnehmenkönnen des in der ganzen Schöpfung am höchsten stehenden Geistigen entspricht.
Das ist die Zeit, in der die Schöpfung den höchstentwickelten Tierkörper hervorbringt, bei dem eine Steigerung durch die Tierseele aus dem Wesenhaften nicht mehr möglich ist.
Ein kleines Abbild, eine Wiederholung dieses großen Weltgeschehens, gibt zum Beispiel später auch die irdische Geburt der Menschenseele immer wieder, wie sich ja überhaupt bei einem Menschen als der Krone der Schöpfung, also als höchster geschaffener Kreatur, das ganze Weltgeschehen widerspiegelt. Auch eine Menschenseele kann erst in den im Mutterleibe werdenden Kindeskörper eindringen, wenn dieser Körper eine ganz bestimmte Reife erlangt hat. Nicht früher. Der notwendige Reifezustand gibt der Seele erst den Weg zum Eindringen frei. Dieser Zeitpunkt liegt in der Mitte einer Schwangerschaft.
So fällt auch in dem großen Weltgeschehen die Zeit der Höchstentwickelung des Tierkörpers ebenfalls in die Mitte, also in die Hälfte des Kreislaufes aller Stofflichkeit! Der Hörer beachte dies genau.
Da an diesem Punkte damals das Wesenhafte der Tierseele in der Entwickelung des Körpers aus der Stofflichkeit das Höchste erreicht hatte, gab es in diesem Umstande automatisch erst den Weg frei für das Eindringen des über ihm stehenden Geistigen!
Das Geistsamenkorn nun als Geringstes in seiner geistigen Gleichart konnte wiederum nur in das höchste Meisterwerk des unter ihm stehenden Wesenhaften eintreten, also in den von diesem höchstentwickelten Tierkörper.
Bei diesem Eindringen nimmt es durch seine höhere Beschaffenheit naturgemäß sofort alle Regierung in die Hand und kann nun den von ihm bewohnten Körper sowie seine ganze irdische Umgebung zu noch weiterer Entwickelung führen, was Wesenhaftes nicht vermocht hätte. Dabei entwickelt sich ganz selbstverständlich auch das Geistige gleichzeitig mit.
So das flüchtige Bild alles Geschehens in der Schöpfung, dessen genaue Einzelheiten ich in späteren Vorträgen noch geben werde, bis in alle kleinsten Teile.
Gehen wir zurück zum ersten Eintreten der Menschengeistkeime in diese Stofflichkeit, also zur Hälfte des Stofflichkeitsumlaufes. Die damaligen höchstentwickelten Tiere, die man heute irrtümlich als Urmenschen bezeichnet, starben aus. Nur die Körper von ihnen wurden der Veredelung zugeführt, in welche an Stelle der wesenhaften Tierseelen Geistkeime eingedrungen waren. Die Geistkeime reiften darin heran in vielerlei Erleben, hoben den Tierkörper bis zu dem uns nun bekannten Menschenkörper, sonderten sich zu Rassen und zu Völkern. —
Der große Sündenfall lag hinter ihnen. Er war die erste Handlung des freiwilligen Entscheidens nach dem Sichbewußtwerden der Geistkeime, lag in dem Höherstellen des Verstandes über den Geist, und ließ die folgenschwere Erbsünde heranwachsen, welche sehr bald die hohlen Früchte der Verstandesherrschaft deutlich und auch leicht erkennbar zeitigte. Die Erbsünde ist das durch die einseitige Verstandestätigkeit auch einseitig entwickelte Gehirn, das sich als solches dauernd forterbt. Ich habe diese Tatsache schon oft erwähnt und werde mit der Zeit noch viel eingehender darüber sprechen. Es werden sich wohl auch noch Menschen finden, die an Hand der so gezeigten Richtung freudig helfen können an dem großen Werk der Aufklärung. — —
Unaufhaltsam ging der Umlauf seine Bahn. Aber die abirrende Menschheit brachte in den notwendigen Fortschritt Stockung und Verwirrung. Mitten in dem Wirrwarr kam das Volk der Juden unter die bekannte schwere Geißel der Ägypter. Die Not und starke Sehnsucht nach Befreiung ließ die Seelen schneller reifen. Sie eilten geistig dadurch allen anderen voran, weil sie durch dieses starke Aufwühlen erst einmal richtig in sich selber und auch in die Seelen ihrer Unterdrücker blickten!
Nachdem sie klar empfanden, daß alles Irdische und auch die schärfste Klugheit des Verstandes nicht mehr helfen konnte, wobei sie auch die Leere ihrer Seele mit erkannten, lernte das geistige Auge schärfer sehen, und langsam schwebte endlich ein Begriff der eigentlichen Gottheit auf, wahrer und höher, als sie ihn bisher hatten. Und die Gebete stiegen schmerzdurchdrungen wieder viel inniger empor.
Dadurch konnte das Volk der Juden das berufene, das allen anderen geistig eine Zeit vorangehende werden, weil es eine bis dahin reinste Anschauung für den Begriff der Gottheit hatte. Soweit es damals bei dem Reifezustande der Menschenseele möglich war.
Geistesreife darf nicht mit dem erlernten Wissen verwechselt werden, sondern Ihr müßt immer wieder bedenken, daß geistvoll gleichbedeutend mit gemütvoll ist!
Der Juden damalige größte Geistesreife nun befähigte sie auch, durch Moses einen klaren Gotteswillen in Gesetzesformen zu erhalten, die zu der weiteren Entwickelung den höchsten Schatz bedeuteten, die beste und kraftvollste Stütze gaben.
Wie sich das Weltgeschehen ganz naturgemäß nur immer auf die reifste Stelle zusammendrängen wird, so vereinigte es sich damals nach und nach auf dieses geistig immer mehr reifende Menschenvolk der Juden. —
Aber hier darf wiederum das Weltgeschehen nicht verwechselt werden mit irdischer Weltgeschichte, welche weitab vom eigentlichen Weltgeschehen liegt und meistens nur die Auswirkungen des so oft falsch angewandten freien Willens des menschlichen Geistes wiedergibt, der immer nur viel Steine in das wirkliche Geschehen wirft und damit oft vorübergehende Verbiegungen und irdische Verwirrungen erzeugt.
Das Volk der Juden stand damals den anderen voran in seinem religiösen Kult, in seiner Anschauung damit der Wahrheit auch am nächsten.
Natürliche Folge davon war, daß wechselwirkend die Ankündigung einer Inkarnierung aus dem Lichte auch auf diesem Wege kommen mußte, weil er als richtigster bis in die nächste Nähe kommen konnte. Die anderen Wege konnten durch ihre weitere Entfernung von der Wahrheit für solche Möglichkeiten nicht frei sein, weil sie in Irrungen verliefen.
Es war auch wiederum nach dem Gesetz der für ein Wirken notwendigsten Gleichart gar nicht anders möglich, als daß ein Wahrheitsbringer aus dem Lichte nur den Weg beschreiten kann bei seiner Inkarnierung, welcher dieser Wahrheit unbedingt am nächsten liegt, am weitesten in seiner Ähnlichkeit entgegenkommt. Nur das gibt einen notwendigen Halt, zieht an, während die falschen Anschauungen abstoßen und einen Weg zum Eindringen und Kommen aus dem Lichte regelrecht verschließen.
Das Gesetz der Wechselwirkung und der Gleichart muß auch hier unweigerlich zu voller Geltung kommen. Die Urgesetze öffnen oder schließen einen Weg in ihren gleichmäßigen unentwegten Auswirkungen.
Als unterdessen aber auch unter den Juden in der Religion das Herrschen des Verstandes wieder einsetzte und unlauteres Strebertum erzog, da half die schwere Faust des Römers wieder nach, daß noch ein Häuflein in rechter Erkenntnis blieb, auf daß das Wort erfüllet werden konnte.
Gleichwie ein Geistkeim nur in einen seiner noch unfertigen, aber immerhin höheren geistigen Art gegenüber im richtigen Verhältnis stehenden Weltenteil eindringen kann, niemals aber in einen dafür noch zu unreifen, ebensowenig auch in einen dafür zu gereiften, wie es heute unser Weltenteil ist, in dem nur noch schon mehrfach inkarnierte Seelen leben können, nicht anders ist der Vorgang bei der Inkarnierung eines Wahrheitsbringers aus dem Licht. Sein Kommen kann nur in den dazu reifsten Teil der Menschheit sein. Am schärfsten mußten dabei die Bedingungen aller Gesetze bei dem Boten aus dem Göttlichen heraus erfüllt werden. Er konnte also nur in die Anschauungen hineingeboren werden, welche der Wahrheit am meisten entgegenkamen.
Wie nun der Geistkeim in die Stofflichkeit erst dann eindringen kann, nachdem das Wesenhafte in dem Wirken bis zu seinem höchsten Punkt gekommen ist, wo ohne Eindringen des Geisteskeimes ein Stillstand und damit ein Rückgang vor sich gehen muß, so war vor Christi Kommen hier im Stofflichen ein Punkt erreicht, daß Geistiges in der Verirrung durch die Erbsünde nicht weiter konnte! Der in dem Geistigen ruhende freie Wille hatte, anstatt alles Bestehende zu fördern, die in der Schöpfung gewollte Entwickelung hinauf zur Höhe unterbunden, alle seine Fähigkeiten durch Erheben des Verstandes einseitig nur auf das Stoffliche gelenkt.
Das Wesenhafte ohne den Besitz des freien Willens hatte die Entwickelung der Schöpfung ganz naturgemäß, also nach dem göttlichen Schöpferwillen, richtig durchgeführt. Das Geistige jedoch mit seinem freien Willen hatte durch den Sündenfall sich unfähig dazu gemacht, brachte nur Verwirrung und Aufenthalt in die Weiterentwickelung des Stofflichen. Die falsche Anwendung der ihm zu eigen mitgegebenen Gewalt zum Lenken der göttlichen Schöpfungskraft als notwendige Steigerung in der gereiften Stofflichkeit mußte sogar zum Abstieg führen, anstatt zu der Höchstentwickelung. Der Menschengeist hielt durch den Sündenfall jede wirkliche Fortentwickelung gewaltsam auf; denn irdisch-technische Errungenschaften sind kein eigentlicher Fortschritt in dem Sinne des von Gott gewollten Weltgeschehens! Die schnellste Hilfe, Einschreiten des Schöpfers selbst tat deshalb not!
Jedes weitere Jahrhundert hätte dann das Unheil so vergrößert, daß eine Möglichkeit des Weges zu göttlicher Hilfe mit der Zeit ganz ausgeschlossen blieb, da die Verstandesherrschaft nach und nach jedes Verstehen alles wirklich Geistigen, noch mehr des Göttlichen, vollständig abgeschnitten haben würde. Zu einer Inkarnierung aus dem Licht hätte dann jeder Ankergrund gefehlt!
Aus dieser Not heraus erstand das große, göttliche Mysterium, daß Gott in seiner Liebe der Schöpfung jenes Opfer brachte, ein Stück der Göttlichkeit zur Erde zu senden, um Licht zu bringen den Verirrten!
Das Wesenhafte in der Stofflichkeit hatte am Fortwirken der Schöpfung seine Aufgabe erfüllt, das Geistige jedoch durch die Menschen ganz versagt! Sogar noch schlimmer; denn es verwendete die ihm zugebilligte Entschlußkraft direkt zum Gegenteil und wurde damit dem göttlichen Wollen feindlich, mit dessen eigener, dem Geistigen zur Anwendung überlassenen Kraft. Wie groß die Schuld ist, kann sich der Mensch selbst ausdenken.
Christi Geburt war ein göttlicher Liebesakt für die ganze Schöpfung, die von dem abirrenden Menschengeiste untergraben zu werden bedroht wurde.
Das bringt auch mit sich, daß der damals in Jesus von Nazareth inkarnierte göttliche Teil wieder ganz eingehen muß zum Vater, wie Christus selbst vielfach betonte. Er muß wieder eins mit ihm werden.
Die Tore zu dem Paradiese wurden für die reifen Menschengeister erst durch Christi Botschaft aufgeschlossen. Die Fähigkeit, den Weg dahin auch richtig zu verstehen, war bis dahin noch nicht da. Die Botschaft galt für Erdenmenschen wie auch für die Abgeschiedenen, wie jede Gottesbotschaft, jedes Wort der lichten Wahrheit!
Die Menschen hörten darin nach der Strenge der Gesetze auch von einer Liebe, die zu begreifen sie bisher noch nicht vermocht hätten, die sie jedoch nunmehr in sich entwickeln sollten. Aber durch diese Liebesbotschaft wurden die Gesetze nicht gestürzt, sondern nur ausgebaut. Sie sollten bleiben als die feste Grundlage, deren Auswirkung solche Liebe in sich barg. —
Auf dieses Wort des Gottessohnes suchte man auch später aufzubauen, doch welche Irrungen dabei entstanden sind durch viel falsche Voraussetzungen, darauf wies ich schon im Anfang meines Vortrages hin. —
Betrachten wir uns einmal noch die christliche Geschichte. Man kann daraus die besten Lehren ziehen und damit Strahlen gleich alle Religionen ableuchten. Wir finden überall dieselben Fehler.
Jeder kleine und große Wahrheitsbringer ohne Ausnahme hatte unter Spott und Hohn sowie Verfolgungen und Angriffen der lieben Mitmenschen zu leiden, die sich wie ja auch heute noch stets viel zu klug und weise dünkten, um durch Boten ihres Schöpfers die Erklärung dessen Willens anzunehmen, namentlich da diese Boten tatsächlich niemals aus den hohen Schulen dieser Menschheit kamen!
Erklärung des göttlichen Willens ist im Grunde immer nur die Auslegung des Ganges seiner Schöpfung, in der die Menschen leben, zu der sie mit gehören. Die Schöpfung zu kennen aber bedeutet alles! Kennt sie der Mensch, so ist es ihm sehr leicht, alles zu nützen, was sie in sich birgt und bietet. Das Nützenkönnen wieder bringt ihm jeden Vorteil. Damit wird er auch bald den eigentlichen Daseinszweck erkennen und erfüllen und, alles fördernd, aufwärts steigen zu dem Licht, sich selbst zur Freude, seiner Umwelt nur zum Segen.
Doch jeden Boten höhnten sie, und damit auch die Botschaft selbst. Nicht einmal kam es vor, daß er ihnen willkommen war, und wenn er noch so Gutes tat. Immer blieb er Ärgernis, was sich natürlich dem so gottesfeindlichen Verstande gegenüber leicht erklären läßt und in sich den Beweis der Tatsache der Gottesfeindlichkeit erbringt. Christus faßt das Geschehen klar zusammen in dem Hinweise, daß der Herr die Diener aussandte zu allen seinen Pächtern, deren Abgaben zu holen. Statt der Erfüllung aber wurden seine Diener nur verhöhnt, gestäupt, bevor man sie mit Spott und leerer Hand zurücksandte.
Beschönigend nennt man das wieder Gleichnis. In lieblicher Behaglichkeit setzt man sich selbst stets neben diese Tatsachen, bezieht sie nie auf sich! Oder hat das Bedürfnis zu erklären, daß es zu einer Auszeichnung durch Gott gehört, wenn seine Boten also leiden müssen, anstatt es als ein von Gott ungewolltes Verbrechen dieser Menschheit anzusehen.
Weil der Verstand zu der Verdeckung seiner sonst zu sichtbaren Beschränkung Flittergold und Tand benötigt, bemüht er sich fast krampfhaft, unbedingt verächtlich auf die Einfachheit der Wahrheit hinzublicken, da diese ihm gefährlich werden kann. Er selbst braucht ja klingende Schellen zu der Kappe, die er trägt. Viel große Worte, um die Aufmerksamkeit auf sich wachzuhalten. Doch die Verächtlichkeit der schlichten Einfachheit der Wahrheit gegenüber ist heute längst zur Ängstlichkeit geworden. Man hängt an diese notwendige bunte Narrenkappe immer mehr klingende Schellen, die durch krampfartige Verdrehungen und Sprünge lauter, immer lauter tönen sollen, um sich noch eine Zeit auf dem erborgten Throne zu erhalten.
Doch diese Sprünge sind in letzter Zeit schon zum Verzweiflungstanz geworden, der im Begriff steht, bald der letzte Todestanz zu sein! Die Anstrengungen werden größer, müssen größer werden, weil durch all das Klingen immer deutlicher die Hohlheit dringt. Und bei dem gewaltsam größten Sprunge, den man vorbereitet, wird die bunte Kappe endlich von dem Haupte fallen!
Dann hebt sich strahlend und beruhigend die Krone schlichter Wahrheit auf den Platz, der ihr allein gebührt.
Die, durch alles so grotesk in schwer verständliche Höhe Geschraubte, ganz verwirrt gewordenen ernst Suchenden erhalten darin endlich für den Blick den festen Stützpunkt, einen Halt. Sie werden ohne Anstrengung die ganze Wahrheit voll erfassen können, während bisher schon ein kleines Splitterchen zu finden große Mühe machen mußte.
Zurück zur Einfachheit im Denken! Sonst kann niemand das Große ganz erfassen, und deshalb nie erreichen. Einfach denken wie die Kinder! Darin ruht der Sinn des großen Wortes: »Wenn Ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt Ihr nicht in das Reich Gottes kommen!«
Der Weg dazu wird mit dem heutigen so komplizierten Denken niemals aufgefunden werden können. Auch in den Kirchen und Religionen ist es noch nicht anders. Wenn es dort heißt, daß Leiden aufwärts helfen, daß sie deshalb Begnadigungen Gottes sind, so ist damit ein kleines Wahrheitskörnchen aufgenommen, aber in beschönigender Weise arg entstellt. Denn Gott will keine Leiden seines Volkes! Er will nur Freude, Liebe, Glück! Der Weg im Licht kann gar nicht anders sein. Der Weg zum Licht hat auch nur Steine, wenn sie der Mensch erst darauf legt.
Das Körnchen Wahrheit in der Leidenslehre ist, daß mit dem Leiden irgendeine Schuld gelöst sein kann. Das tritt aber nur dort ein, wo ein Mensch das Leiden als bewußt verdient erkennt! Gleich dem bittenden Schächer an dem Kreuze.
Sinnlos lebt heute alle Welt dahin. Auch die, welche so klug von Karma-Ablösungen reden. Die irren darin, weil es noch viel schwerer ist, als diese Wissendseinwollenden es sich denken. Denn Karma-Rückwirkungen sind nicht immer auch die Ablösungen! Darauf achte jeder Mensch genau. Es kann mit ihm im Gegenteil dabei sehr oft noch tiefer abwärts gehen!
Ein Aufstieg ist trotz Rückwirkung von Schuld allein abhängig von der inneren Einstellung eines jeden Menschen. Wie er das große Steuer in sich stellt, ob aufwärts, ob geradeaus, oder ob abwärts, so, nicht anders wird er treiben trotz allen Erlebens!
Hier zeigt es sich, daß er kein Spielball ist oder sein kann, sondern den eigentlichen Weg allein durch die Kraft seines freien Willens lenken muß. Hierin bleibt dieser Wille immer frei bis zu dem letzten Augenblick! Darin ist jeder Mensch wirklich sein freier Herr, nur muß er unbedingt auch mit den ... gleichen Folgen seiner Einstellungen rechnen, die ihn aufwärts oder abwärts führen.
Stellt er aber sein Steuer aufwärts ein, durch Einsicht und durch festes Wollen, so treffen ihn die üblen Rückwirkungen immer weniger, werden sich zuletzt sogar nur symbolisch an ihm auswirken, weil er den Niederungen übler Rückwirkungen durch das Aufwärtsstreben schon entrückt wurde, auch wenn er noch auf dieser Erde weilt. Es ist durchaus nicht notwendig, daß ein Mensch leiden muß, wenn er dem Licht zustrebt.
Deshalb die Binde von den Augen, die man anlegte, um vor dem Abgrund nicht zu zittern, der sich seit langem aufgeschlossen hat. Vorübergehende Beruhigung ist keine Stärkung, sie bedeutet nur Versäumnis, deren Zeit nie wieder einzuholen ist.
Man hatte für das Erdenleid noch nie die richtige Erklärung und Begründung. Deshalb brachte man als ein Narkotikum Beschönigungen, die gedankenlos den Leidtragenden immer wieder überliefert werden, in mehr oder weniger geschickten Worten. Der große Einseitigkeitsfehler aller Religionen!
Und wenn ein ganz verzweifelt Suchender einmal zu klare Antwort fordert, so wird Nichtverstandenes einfach in das Reich göttlichen Mysteriums geschoben. In dieses müssen alle Wege ungelöster Fragen münden, als Rettungshafen. Doch dadurch offenbaren sie sich deutlich als die falschen Wege!
Denn jeder rechte Weg hat auch ein klares Ende, darf nicht in Undurchdringlichkeiten führen. Es ist dort eine Flucht unverkennbarer Unwissenheit, wo »unerforschliche Wege Gottes« zur Erklärung dienen sollen.
Für den Menschen braucht es in der Schöpfung kein Mysterium zu geben, darf es nicht; denn Gott will, daß seine Gesetze, die in der Schöpfung wirken, dem Menschen gut bekannt sind, damit er sich darnach richten kann und durch sie leichter seinen Weltenlauf vollendet und erfüllt, ohne in Unwissenheit abzuirren.
Eine der verhängnisvollsten Auffassungen aber bleibt es, den groben Mord des Gottessohnes als ein notwendiges Sühneopfer für die Menschheit anzusehen!
Zu denken, daß dieser brutale Mord des Sohnes einen Gott versöhnen soll!
Weil man für diese sonderbare Anschauung logischerweise keine Klärung finden kann, schlüpft man damit verlegen wieder hinter die so oft gebrauchte Schutzmauer des göttlichen Mysteriums, also eines Vorganges, der einem Menschen nicht verständlich werden kann!
Dabei ist Gott so klar in allem, was er tut. Die Klarheit selbst! Er schuf doch die Natur aus seinem Willen. Also muß das Natürliche gerade auch das Rechte sein! Da doch der Wille Gottes ganz vollkommen ist.
Aber das Kreuzessühneopfer muß jedem geraden Sinne unnatürlich sein, weil gegen den schuldlosen Gottessohn auch ungerecht. Da gibt es weder Drehen noch ein Wenden. Der Mensch mag doch nur lieber einmal frei heraus bekennen, daß etwas Derartiges wirklich unbegreiflich ist! Er kann sich Mühe geben, wie er will, er kommt dabei zu keinem Schluß, und kann in diesem Falle seinen Gott nicht mehr verstehen. Gott aber will verstanden sein! Er kann es auch, da seine Willensäußerung klar in der Schöpfung ruht, sich niemals widersprechend. Nur Menschen sind es, die sich Mühe geben, in ihrem religiösen Forschen Unverständliches hineinzubringen.
Der mühselige Aufbau für den falschen Grundgedanken eines notwendigen Sühneopfers in dem Kreuzestode wird ja schon zerschlagen durch die Worte des Heilandes selbst, zu der Zeit, während man ihn kreuzigte.
»Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!«
Wäre diese Fürbitte denn nötig, wenn der Kreuzestod ein notwendiges Opfer zur Versöhnung sein sollte? »Sie wissen nicht, was sie tun!« ist doch eine Anklage der schwersten Art. Ein deutlicher Hinweis, daß es falsch ist, was sie tun. Daß diese Tat nur ein gewöhnliches Verbrechen war.
Hätte Christus in Gethsemane gebetet, daß der Leidenskelch vorübergehen möge, wenn sein Tod am Kreuze als ein Sühneopfer nötig war? Niemals! Das hätte Christus nicht getan! So aber wußte er, daß diese ihm bevorstehende Qual nur eine Folge freien Menschenwillens war. Und deshalb sein Gebet.
Verblendet ging man zwei Jahrtausende daran vorüber, gedankenleer nahm man dafür das Unmöglichste hin.
Schmerzvoll muß man sehr oft die Anschauungen hören, daß Bevorzugte unter heutigen Jüngern und Jüngerinnen Jesu durch körperliche Leiden, wie zum Beispiel Stigmata (* Wundmale), begnadet sind!
Das kommt natürlich alles nur von dieser falschen Auslegung des Erdenleidens Christi. Es kann darauf ja gar nicht anders sein. Welche persönlich schweren Folgen das aber nach sich ziehen kann, will ich dann noch erwähnen.
Wieviel Gedankenlosigkeit gehört dazu und welch niederer Sklavensinn, sich den allmächtigen Schöpfer derart vorzustellen, daß er also handeln würde! Es ist doch ohne jeden Zweifel sündhafteste Erniedrigung der erhabenen Gottheit, für deren Wesensvorstellung das Schönste noch nicht schön genug, das Beste viel zu wenig gut sein kann, um einer Wirklichkeit darin nur etwas sich zu nähern! Und diesem großen Gotte traut man zu, daß er verlangt, der Mensch, den er geschaffen hat, soll sich in Schmerzen vor ihm winden, wenn er ihn begnadet?
Wie soll hierauf ein Aufstieg folgen können!
Die Menschen formen ihren Gott, wie sie ihn haben wollen, sie geben ihm die Richtung seines Wollens! Und wehe, wenn er nicht so ist, wie sie sich denken, dann wird er ohne weiteres verworfen, so wie man die verwirft, bekämpft, welche es wagen, Gott viel größer und erhabener zu sehen. Größe liegt in den menschlichen bisherigen Anschauungen nicht. Diese zeugen im Gegenteil nur von dem unerschütterlichen Glauben an den eigenen Wert. Um der Menschen Gunst hat ein Gott zu betteln, aus ihren blutbefleckten Händen durfte er seinen Sohn, den er mit der rettenden Botschaft einst zur Hilfe sandte, verspottet und verhöhnt, gemartert und gequält zurückempfangen!
Und man will heute noch aufrechterhalten, daß alles das ein für Gott nötiges Versöhnungsopfer war? Wo Christus unter seinen Qualen selbst schon ganz verzweifelt über diese Blindheit rief: »Sie wissen ja nicht, was sie damit tun!«
Gibt es dann überhaupt noch eine Möglichkeit, die Menschheit auf den rechten Weg zu bringen? Schärfstes Geschehen ist ja immer noch zu schwach dazu. Wann wird der Mensch endlich erkennen, wie tief er eigentlich gesunken ist! Wie leer und hohl die Einbildungen sind, die er sich schuf!
Sobald man aber nur ein wenig tiefer schürft, so findet man die Selbstsucht eingekapselt in der reinsten Form. Wenn auch an allen Enden jetzt mit hochtönenden Worten vom Gottsuchen gesprochen wird, so ist das wieder große Heuchelei in der üblichen Selbstgefälligkeit, der jeder wirklich ernste Drang nach reiner Wahrheit gänzlich fehlt. Man sucht nur Selbstvergöttlichung, sonst nichts. Kein Mensch bemüht sich ernstlich um das Gottverstehen!
Mit hoheitsvollem Lächeln schieben sie die Einfachheit der Wahrheit schnell zur Seite, unbeachtet; denn sie dünken sich ja viel zu wissend, viel zu hoch und zu bedeutungsvoll, als daß ihr Gott sich noch mit Einfachheit befassen dürfte. Er muß zu ihrer Ehre viel komplizierter sein. Sonst ist es ja nicht wert, an ihn zu glauben! Wie kann man denn nach ihrer Auffassung noch etwas anerkennen, das jedem Ungelehrten leicht verständlich ist. So etwas ist nicht groß zu finden. Damit darf man sich heute gar nicht mehr befassen, sonst blamiert man sich. Laßt dies den Kindern, alten Frauen, Ungelehrten. Es ist doch nicht für Menschen mit derartig ausgebildetem Verstande, der Intelligenz, die man bei den Gebildeten jetzt findet. Mag sich das Volk damit befassen! Die Bildung und das Wissen können nur ihren Größenmaßstab an die Schwere der Begreifensmöglichkeiten legen! —
Nichtwisser aber sind es, welche also denken! Sie sind nicht wert, noch einen Tropfen Wasser aus der Hand des Schöpfers durch die Schöpfung zu empfangen!
Durch Einengung haben sie sich die Möglichkeit verschlossen, die blendende Größe in der Einfachheit der göttlichen Gesetze zu erkennen! Sie sind im buchstäblichen Sinne unfähig dazu, ganz deutsch gesagt, zu dumm, durch ihr einseitig so verkümmertes Gehirn, das sie bis heute wie eine Trophäe der größten Errungenschaft mit sich herumtragen schon von der Stunde der Geburt an.
Es ist ein Gnadenakt des Schöpfers, wenn er sie in dem Baue, den sie schufen, wird verkümmern lassen; denn wohin man blickt, ist alles gottesfeindlich, entstellt durch den krankhaften Größenwahn aller Verstandesmenschen, deren Unfähigkeit sich überall erweist.
Und das geht nun schon wachsend durch Jahrtausende! Es brachte die Vergiftung unabwendbar mit in Kirchen und Religionen, da es als fressendes Unheil die unbedingte Folge jenes Sündenfalles war, wo sich der Mensch für Herrschaft des Verstandes unbeschränkt entschied.
Und diese falsche Herrschaft betrog seine ihm versklavten Menschen jederzeit in allem, was das Göttliche betrifft! Sogar in allem Geistigen.
Wer diesen Thron nicht in sich stürzt und dadurch frei wird, muß mit ihm zugrunde gehen!
Man darf jetzt nicht mehr arme Menschheit sagen; denn sie sind wissend schuldig, wie nur je die Kreatur schuldig zu sein vermag! Das Wort: »Vergib ihnen; sie wissen nicht, was sie tun!« ist für die heutige Menschheit nicht mehr angebracht! Sie hatten mehr denn einmal die Gelegenheit, die Augen und die Ohren aufzutun. Sie handeln voll bewußt, und alle Rückwirkung muß sie deshalb in vollstem Maße treffen, unverkürzt! —
Wenn sich nun der Ring alles bisherigen Geschehens schließt, so tritt damit für diesen Schöpfungsteil der Schnitt, die Ernte und die Scheidung ein. Noch niemals seit Bestehen der gesamten Stofflichkeit ist dies bisher geschehen.
Wie lange versucht man schon, eine rechte Deutung und Verbindung mit der Jetztzeit zu erhalten über die bekannten Götter der vergangenen Zeiten. Berufene und studierte Köpfe suchen eine Lösung, die vollständige Klärung bringt.
Das kann jedoch nur sein, wenn diese Lösung gleichzeitig einen lückenlosen Gesamtüberblick gibt über alle Zeiten! Von Anfang der Menschheit an bis jetzt. Sonst bleibt es wiederum Stückwerk. Es hat keinen Zweck, einfach die Zeit herauszunehmen, in der der allen bekannte Götterkult der Griechen, Römer und auch der Germanen seine Blüten trieb. Solange die Erklärungen nicht gleichzeitig auch alles Werden und Vergehen mit umfassen, aus sich heraus, als ganz natürlich, sind sie falsch. Die bis jetzt trotz vieler angewandten Klugheit eingeleiteten Versuche zeigten zuletzt immer wieder nur Erfolglosigkeit, konnten vor dem tieferen Empfinden nicht bestehen, schwebten in der Luft, ohne Verbindung mit den vorherigen und den nachfolgenden Perioden.
Es ist auch gar nicht anders zu erwarten, wenn man den Werdegang der Menschen scharf ins Auge faßt. —
Die Hörer und die Leser meiner Gralsbotschaft müßten selbst schon darauf kommen können, wie es sich mit diesen Dingen eigentlich verhält, die man zum Teil sogar schon in das Reich der Sagen und Legenden schob oder nur als Phantasiegebilde religiöser Anschauungen anzunehmen suchte, geformt, erdacht aus den Beobachtungen der Natur und im Zusammenhange mit dem täglichen Geschehen.
Es darf dem Denkenden und Forschenden nicht schwerfallen, in alten Götterlehren mehr zu finden als nur Göttersagen. Er muß sogar das wirkliche Geschehen deutlich sehen! Wer will, der folge mir einmal.
Ich greife hier zurück auf meinen Vortrag: »Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun.« Darin schilderte ich kurz die Geschichte der Menschheit auf Erden von Anfang an bis heute. Gab auch einen Ausblick auf weitere Folge. Dabei zeigte sich, wie in der Mitte eines Kreislaufes der Schöpfung das tiefer als das Geistige stehende Wesenhafte in dem noch tiefer liegenden Stofflichen sein höchstes Können erfüllt hat und in dieser Erfüllung dem Eindringen des höheren Geistigen freie Bahn schuf, welcher Vorgang in der Schöpfung sich dauernd wiederholt. Auch erklärte ich, wie in dem durch das Wesenhafte höchstentwickelten Tierkörper, Urmensch genannt, dann erst in dessen höchster Entwickelung die Möglichkeit des Eindringens eines Geistkeimes gegeben war, was auch erfolgte, und an dieser Stelle der Schöpfungsentwickelung auch immer wieder neu gegeben werden wird. In das damalige höchstentwickelte Tier kam damit also etwas Neues, das Geistige, welches bis dahin nicht in ihm war.
Nun darf aus diesem Vorgange nicht etwa wieder voreilig der Schluß gezogen werden, daß sich solches Geschehen in dem gleichen Weltenteile bei dessen Weiterentwickelung dauernd wiederholt; denn dem ist nicht so! Sondern es geschieht nur einmal in dem gleichen Teile.
Das Gesetz der Anziehung der Gleichart schiebt bei der Fortentwickelung hier ebenfalls einen unverrückbaren Riegel vor gegen eine Wiederholung in demselben Weltenteil. Anziehung der Gleichart ist in diesem Falle gleichbedeutend mit Zulassung während einer ganz bestimmten Entwickelungsperiode, in der sich durch einen gewissen Halbreifezustand der Stofflichkeit an der Grenze umherschwirrende Geistsamenkörner wie Sternschnuppen in die dafür im Aufnahmezustande befindliche Stofflichkeit stürzen können, um dort von den dafür empfangsbereiten Stellen, in diesem Falle den derzeitigen höchstentwickelten Tierkörpern, aufgesogen, umschlossen, also eingekapselt und festgehalten zu werden.
Genau wie im Kleinen bei einem chemischen Verbindungsvorgange die Verbindung eines fremden Stoffes nur bei ganz bestimmtem Wärme- oder Hitzegrade der aufnehmenden Masse möglich wird, nachdem diese Wärme oder Hitze ebenfalls wieder einen ganz besonderen, nur bei dem bestimmten Grade erreichbaren Sonderzustand der Masse hervorrief. Die kleinste Veränderung darin macht den Zusammenschluß wieder unmöglich, und die Stoffe stehen sich abweisend, unnahbar gegenüber.
Hier liegt die Gleichart in einem bestimmten Zustande der gegenseitigen Reife, die nur anscheinend große Gegensätze aufweist, weil sie ausbalanciert ist durch die Verschiedenheit in der Höhen- und Tiefenlage der beiden sich verbindenden Teile. Der niederste Punkt des Geistigen ist in der Reife ähnlich dem höchsten Punkte des unter ihm befindlichen Wesenhaften. Nur an der Stelle dieses genauen Zusammentreffens ist eine Verbindung möglich. Und da die Stofflichkeit sich in ihrer Entwickelung stets im großen Kreislaufe bewegt, im Aufgehen, Blühen, Reifen und überreifenden Zerfallen, während das Geistige über ihm lagert, kann dieser Vorgang stets nur an einer ganz bestimmten Stelle während des Vorüberwälzens der Stofflichkeit in zündender Verbindung erfolgen. Eine geistige Befruchtung der ihm durch das Wirken des Wesenhaften entgegenschwellenden dafür brünstigen Stofflichkeit.
Ist dieser Punkt von einem sich vorwärtswälzenden Weltenteile überschritten, so hört für diesen die geistige Befruchtungsmöglichkeit durch Geistkeime auf, während der ihm nachfolgende an seine Stelle kommt, für ihn aber ein neues Stadium einsetzt, in dem reifende Geister Zutritt finden können und so fort. Das ganze Weltbild zu entrollen, finde ich nicht Raum in diesem Vortrage. Doch kann sich wohl ein ernsthaft Forschender ganz gut den Fortgang denken. —
Das Geistige nun machte infolge seiner höheren Beschaffenheit bei Eintritt in die Stofflichkeit sofort seinen lebendigen Einfluß auf alles andere fühlbar, auch schon in seinem damaligen unbewußten Zustand, begann mit dem Eintreten in die Stofflichkeit zu herrschen. Wie dieses Geistige dann nach und nach den Tierkörper hob bis zum jetzigen Menschenkörper, ist ja keinem Leser mehr unverständlich.
Die Tierkörper jedoch der damals höchstentwickelten Rasse, in die keine Geistsamenkörner tauchten, kamen in ihrer Entwickelung zum Stillstand, da in ihnen das Wesenhafte bereits das Höchste erreicht hatte und zu Weiterem die Kraft des Geistigen fehlte, und mit dem Stillstand trat schnell Überreife ein, der sich der Rückgang zur Zersetzung anschloß. Es gab für diese Rasse nur zwei Möglichkeiten, entweder Hebung durch den Geist zum Menschenkörper oder Aussterben, Zerfall. Und damit hörte diese reife Tierart völlig auf zu sein. —
Verfolgen wir nun einmal das langsame Sichbewußtwerden dieses erst unbewußten Geistkeimes zu einem Menschengeist, und machen wir sein stufenartiges Durchdringen der ihn umschließenden Hüllen und Umgebungen im Geiste mit.
Es ist dies nicht so schwer, weil der Entwicklungsgang sich nach außen hin ganz deutlich zeigt. Man braucht nur Menschenrassen zu beobachten, die heute noch auf Erden sind.
Der Geist der primitivsten Menschen zum Beispiel, zu denen die sogenannten wilden Völker zu rechnen sind, und auch die Buschmänner, Hottentotten usw. gehören, ist an Zeit nicht etwa weniger lange in der Stofflichkeit, sondern sie haben sich nicht mit entwickelt, oder sind nach schon erfolgtem Aufstiege im Diesseits oder in dem Jenseits wieder so weit zurückgegangen, daß sie nur in derart niedere Umgebung inkarniert werden konnten! Sie sind also aus eigener Schuld in natürlichem Geschehen entweder noch oder wieder auf sehr niederer Stufe, wodurch auch ihr Ausblick auf die nicht-grobstoffliche Umgebung nicht gerade erhebender Art sein kann.
Der geistige Drang, mehr zu schauen als die eigene Stufe, liegt bereits im Geistsamenkorn, gehört zu dessen eigenster Beschaffenheit und wirkt sich deshalb auch schon auf den niedersten Stufen der Entwickelung kräftig aus. Das ist das Lebendig-Treibende im Geist, das Besondere, das anderen Beschaffenheiten oder Arten in der Schöpfung fehlt. Die Möglichkeit aber dieses Ahnen- oder Schauenwollens ist immer nur für eine Stufe über die jeweilig eigene Stufe gegeben, nicht weiter. Aus diesem Grunde kommt es, daß diese auf niederer Stufe stehenden Menschenseelen, die sich in ihrer Entwickelung derart vernachlässigt oder versündigt haben, ebenfalls nur niedere Wesen ahnen oder durch Hellsehen schauen können.
Medial Veranlagte oder Hellsehende gibt es ja unter allen Rassen, gleichviel, welcher Stufe sie angehören!
Hier will ich nochmals besonders erwähnen, daß ich unter »Schauen« oder »Ahnen« bei dieser Erklärung immer nur wirklich »Selbstgeschautes« der Hellsehenden meine. Selbstgeschaut aber ist von den »Sehenden« aller Zeiten immer nur höchstens der vierte Teil dessen, was sie sehen. Und dieses kann wiederum nur eine Stufe über der eigenen inneren Reife sein, nicht mehr. Es ist nicht anders möglich. Dieser Umstand bedeutet aber gleichzeitig einen großen natürlichen Schutz jedes Hellsehenden, wie ich schon vielfach erwähnte.
Die Hörer sollen also Medien und Hellsehende nicht unbedingt für innerlich so weit gereift und hochstehend einschätzen, wie das ist, was diese als »gesehen« schildern; denn die reineren und lichten Höhen, Vorgänge und Geister werden ihnen von geistigen Führern und Höheren nur in lebendigen Bildern gezeigt! Die Hellsehenden wähnen jedoch irrtümlich, alles das wirklich zu erleben, und täuschen sich darüber selbst. Deshalb kommt so oft das große Verwundern über häufige Minderwertigkeit der Charaktere mancher Medien, welche Dinge als erlebt und gesehen schildern, die zu ihrem eigenen Charakter gar nicht oder nur wenig passen wollen. —
Hier spreche ich also nur von der geringen Spannweite des wirklichen Selbstschauens der Medien und Hellsehenden. Das andere kommt dabei nicht in Betracht.
Hellsehende und Medien aller Zeiten sollen eigentlich nur dazu dienen, der Menschheit durch ihre Begabung immer weiter aufwärts zu helfen, wenn auch nicht als Führer, so doch als Werkzeuge. Ein medialer Mensch würde ja niemals Führer sein können, da er viel zu abhängig von Strömungen und anderen Dingen ist. Sie sollen zeitweise geöffnete Tore sein zum Zwecke weiterer Entwickelung. Sprossen zur Leiter des Aufsteigens.
Wenn nun bedacht wird, daß den auf niederer Geistentwickelungsstufe stehenden Rassen nur ein Ausblick auf gleich niedere Umgebung möglich ist, mit wenig Spielraum nach oben zu, so ist es nicht schwer zu verstehen, daß wir unter den niederen Menschenrassen vorwiegend nur Dämonenfurcht und Dämonenanbetung finden können. Es ist das, was sie schauen und zu ahnen vermögen.
So die oberflächliche Betrachtung. Doch ich will mit der Erklärung tiefer gehen, trotzdem wir damit von dem klaren Überblicke abzweigen.
Der unentwickelt gelassene oder wieder verkümmerte Geist der niederen Menschenrassen ist natürlich auch noch oder wieder geistig blind und taub. Ein solcher Mensch vermag nicht mit dem geistigen Auge zu schauen, was überdies leider auch bis heute noch keinem Menschen möglich wurde.
Der noch Tiefstehende vermag aber auch nicht mit dem wesenhaften Auge zu schauen, ebensowenig mit dem feinstofflichen, sondern lediglich mit dem grobstofflichen Auge, das in der Wildnis mehr und mehr geschärft wird durch den notwendigen persönlichen Kampf gegen den Mitmenschen, die Tiere und die Elemente, wobei er nach und nach auch die feinere und feinste Grobstofflichkeit unterscheiden kann.
Dabei bemerkt er zuerst Phantome! Gebilde, die durch Furcht und Angst der Menschen erst geformt wurden und auch davon erhalten bleiben.
Diese Phantome, ohne eigenes Leben, sind ganz abhängig von den Empfindungen der Menschen. Sie werden von diesen angezogen oder abgestoßen. Hier wirkt sich das Gesetz der Anziehungskraft aller Gleichart aus. Furcht zieht diese Gebilde der Furcht und Angst stets an, so daß sie sich auf die sich fürchtenden Menschen anscheinend förmlich stürzen.
Da die Phantome nun mit den Erzeugern, also sich ebenfalls stark fürchtenden Menschen, durch dehnbare Ernährungsfäden zusammenhängen, kommt jeder Furchtsame stets indirekt auch mit der Masse der sich Fürchtenden und Angstvollen in Verbindung, erhält von diesen neuen Zustrom, der die eigene Furcht und Angst nur noch vermehrt und ihn zuletzt sogar bis zur Verzweiflung treiben kann, zum Irrsinn.
Furchtlosigkeit dagegen, also Mut, stößt derartige Phantome in natürlicher Weise unbedingt ab. Deshalb hat der Furchtlose, wie ja genug bekannt, immer den Vorteil für sich.
Ist es dann sonderlich, wenn sich unter den niederen Rassen sogenannte Medizinmänner und Zauberer heranbildeten, deren Kaste von Hellsehenden begründet wurde, da diese zu beobachten befähigt waren, wie derartige irrtümlich für eigene Lebewesen gehaltenen Gebilde durch etwas innere Sammlung, mit Ablenkung der Furcht durch Sprünge und Verrenkungen, oder durch Konzentration oder Mut erweckende Beschwörungen »vertrieben« werden?
Wenn sie dabei auch auf für uns unmögliche Ideen verfallen, uns lächerlich erscheinen, so ändert dies nichts an der Tatsache, daß sie für ihren Gesichtskreis und ihr Begriffsvermögen etwas ganz Richtiges tun und wir nur diejenigen sind, denen ein Verständnis dafür durch Unwissenheit fehlt.
In der Nachfolge dieser Zauberer und Medizinmänner kommt es nun natürlich vor, daß viele Nachfolger weder mediale Begabung haben noch irgendwie hellsehend sind, namentlich da mit dem Amte gleichzeitig Einfluß und Einnahmen sich verbinden, denen nachzujagen die Menschen niederster Stufen ebenso skrupellos bemüht sind wie die der hohen weißen Rasse. Diese Nichtsehenden ahmten dann einfach alle Handlungen ihrer Vorgänger verständnislos nach, fügten sogar noch einige Unsinnigkeiten hinzu, um mehr Eindruck zu machen, da sie nur Wert auf das Wohlgefallen ihrer Mitmenschen legten, und wurden so die schlauen Betrüger, die nur ihren Vorteil dabei suchen, von der wirklichen Bedeutung aber selbst keine Ahnung haben, nach denen man die ganze Kaste heute einzuschätzen und abzutun sucht.
So kommt es also, daß wir unter den niederen Menschenrassen in erster Linie nur Dämonenfurcht und Dämonenanbetung finden können. Es ist das, was sie zu schauen vermögen, und als andere Wesensart fürchten. —
Gehen wir nun zu etwas höheren Entwickelungsstufen, die weiterzuschauen vermögen, sei es nun durch Hellsehende oder nur unbewußt durch Ahnen, was ja auch zum inneren Schauen gehört. Bei diesen Höherentwickelten sind weitere Umhüllungsschichten von dem eingekapselten, immer mehr erwachenden Geiste von innen durchstoßen, nach oben zu.
Sie sehen deshalb schon gutmütigere Wesen, oder wissen davon durch Ahnen, und werden damit nach und nach die Dämonenanbetung verlieren. So geht es weiter. Immer höher. Es wird lichter und lichter. Der Geist stößt bei normaler Entwickelung immer weiter vor.
Die Griechen, Römer, die Germanen zum Beispiel sahen dann noch mehr! Ihr inneres Schauen drang über die Stofflichkeit hinaus bis in das höher liegende Wesenhafte. Sie konnten mit ihrer weiteren Entwickelung zuletzt auch die Führer der Wesenhaften und der Elemente schauen. Einige mediale Menschen in ihrer Begabung sogar in näheren Verkehr mit ihnen treten, da diese als bewußt-wesenhaft Geschaffenen immerhin Verwandtes haben mit der Wesenhaftigkeit, von der auch der Mensch außer dem Geistigen einen Teil in sich trägt.
Die Wesenhaften zu schauen, zu fühlen und zu hören, war für die damalige Entwickelung der Völker das Höchste, was sie erreichen konnten. Es ist selbstverständlich, daß dann diese Völker die gewaltigen Führer der Elemente in deren Tätigkeit und Andersart als das Höchste ansahen und sie Götter nannten. Deren hohen, wirklich bestehenden burgartigen Sitz Olymp und Walhall.
Das innere Schauen und Hören der Menschen aber verbindet sich beim Zum-Ausdruck-Bringen immer mit deren jeweilig persönlichem Begriffs- und Ausdrucksvermögen. Daraus ergibt sich, daß die Griechen, Römer und Germanen die gleichen Führer der Elemente und alles Wesenhaften nach Form und Begriff in der jeweiligen Anschauung ihrer derzeitigen Umgebung schilderten. Es waren jedoch bei allen trotz einiger Verschiedenheiten in den Schilderungen dieselben!
Wenn heute zum Beispiel fünf oder mehr wirklich gut Hellhörende versammelt sind und alle gleichzeitig einen ganz bestimmten Satz jenseitig Gesagtes aufnehmen, so wird bei Wiedergabe nur der Sinn des Gehörten einheitlich sein, nicht aber die Wiedergabe der Worte! Jeder wird die Worte anders wiedergeben und auch anders hören, weil bei der Aufnahme schon viel Persönliches mit in die Waagschale fällt, genau, wie die Musik von Hörern ganz verschieden empfunden wird, im Grunde aber doch die gleiche Richtung auslöst. Über alle diese weittragenden Nebenerscheinungen in der Verbindung des Erdenmenschen mit dem All muß ich erst mit der Zeit ausführlicher berichten. Heute würde es uns viel zu weit vom Thema ablenken. —
Als dann später berufene Völker, also die innerlich höchstentwickelten (Verstandesentwickelung zählt dabei nicht), diese Grenze der Wesenhaftigkeit durch Erleben reifend sprengen konnten, drang ihr Schauen oder Ahnen bis zur Schwelle des geistigen Reiches.
Die natürliche Folge war, daß damit bei diesen die bisherigen Götter als solche stürzen mußten und Höheres an deren Stelle trat. Sie kamen aber dabei trotzdem leider nicht so weit, fähig zu werden, geistig zu schauen.
So blieb ihnen das geistige Reich unerschlossen, da der normale Entwickelungslauf an dieser Stelle nicht weiter vorwärts ging, gehemmt durch den immer schärfer sich erhebenden Verstandesdünkel.
Nur wenige Ausnahmen konnten sich vor diesem Stillstande bewahren, wie zum Beispiel Buddha und noch andere, denen es durch Weltentsagung gelang, ihre Entwickelung in normaler Weise fortzusetzen und auch geistig bis zu einem gewissen Grade sehend zu werden!
Diese Weltentsagung, also das Menschenabgewendetsein zum Zwecke weiterer Entwickelung des Geistes, machte sich nur nötig durch die im allgemeinen immer mehr herrschende geistesfeindliche einseitige Verstandeszucht. Es war natürliches Sichschützen vor der vordringenden geistigen Verflachung, was bei allgemeiner normaler Entwickelung durchaus nicht nötig sein darf. Im Gegenteil; denn wenn der Mensch in geistiger Entwickelung eine bestimmte Höhe erreicht, so muß er, sich darin betätigend, weiter erstarken, sonst tritt Schlaffheit ein, und damit hört die Möglichkeit zu weiterer Entwickelung schnell auf. Stillstand entsteht, woraus der Rückgang leicht erwächst.
Trotzdem die geistige Weiterentwickelung bei Buddha und auch bei anderen nur bis zu einem ganz gewissen Grad gelang, also nicht vollständig, so wurde damit doch der Abstand von den Menschen groß, so daß diese derart normal Entwickelte als Gottgesandte ansahen, während doch durch deren weiteren Vorstoß des Geistes ganz naturgemäß nur eine neue Anschauung erstand.
Diese sich aus der geistig stehengebliebenen und zum Teil zurückgehenden Menschenmasse Hervorhebenden standen aber immer nur an der offenen Türe zu dem Geistigen, konnten wohl dabei einiges verschwommen wahrnehmen, ohne jedoch klar zu sehen! Doch ahnten und empfanden sie deutlich eine gewaltige, bewußte einheitliche Führung, die von oben kam, aus einer Welt, in die zu schauen sie nicht fähig wurden.
Dieser Empfindung nachgebend, formten sie nun den einen, unsichtbaren Gott! Ohne Näheres davon zu wissen.
Es ist deshalb verständlich, daß sie diesen nur geahnten Gott als höchstes geistiges Wesen wähnten, weil das Geistige die neue Region war, an deren Schwelle sie noch standen.
So kam es, daß bei dieser neuen Anschauung vom unsichtbaren Gotte nur die Tatsache an sich richtig getroffen wurde, nicht aber der Begriff; denn ihr Begriff davon war falsch! Es wurde von dem Menschengeiste nie der Gott gedacht, welcher er wirklich ist! Sondern er wähnte ihn nur als ein höchstes geistiges Wesen. Dieser Mangel der fehlenden Weiterentwickelung zeigt sich auch heute noch darin, daß viele Menschen unbedingt daran festhalten wollen, Gleichartiges in sich zu tragen von Dem, Den sie als ihren Gott empfinden!
Der Fehler liegt am Stehenbleiben geistiger Entwickelung.
Wäre diese weiter fortgeschritten, so hätte die reifende Menschheit in dem Übergange von den alten Göttern aus dem Wesenhaften nicht gleich diesen einen Gott als unsichtbar gedacht, sondern zuerst wieder die über den als Götter benannten Führern aller Elemente stehenden geistigen Urgeschaffenen ahnend schauen können, deren Sitz die Gralsburg ist, als höchste Burg des Geistigen! Und hätten diese anfangs wiederum als Götter angesehen, bis sie dann in sich so wurden, daß sie die Urgeschaffenen, die eigentlichen Ebenbilder Gottes, nicht nur ahnend schauen, sondern geistig durch Mittler hören konnten. Von diesen würden sie die Kunde vom Bestehen des außerhalb der Schöpfung »Seienden Einen Gottes« empfangen haben!
In solcher Weise ihr Empfinden dann darauf gelenkt, wären sie zuletzt geistig in sich noch zu der Fähigkeit gereift, als weitere Entwickelung von einem Gottgesandten göttliche Botschaft aus dem wirklich Göttlichen mit Freude aufzunehmen! Also von außerhalb der Schöpfung und somit auch ihrer Schauensmöglichkeit.
Das wäre der normale Weg gewesen!
So aber blieb ihre Entwickelung schon an der Schwelle des Geistigen stehen, ging sogar wieder durch der Menschen Fehler schnell zurück.
Damit entstand die Zeit, in der als Notakt ein starker Gottgesandter in Jesus von Nazareth inkarniert werden mußte, um eine Botschaft aus dem Göttlichen zur Aufklärung der dazu noch nicht reifen Menschheit hilfreich zu gewähren, damit sich Suchende in ihrer Unreife vorläufig wenigstens im Glauben daran halten konnten.
Aus diesem Grunde blieb dem der sich verlierenden Menschheit zu Hilfe gesandten Gottessohne nichts anderes übrig, als vorläufig nur Glauben und Vertrauen auf sein Wort zu fordern.
Eine verzweifelte Aufgabe. Christus konnte nicht einmal alles das sagen, was er hatte sagen wollen. Deshalb sprach er von vielen Dingen nicht, wie von irdischen Wiederinkarnierungen und anderem. Er stand für diese Dinge einer zu großen geistigen Unreife gegenüber. Und traurig sprach er selbst zu seinen Jüngern: »Vieles hätte ich Euch noch zu sagen, doch Ihr würdet nicht verstehen!«
Also auch die Jünger nicht, die ihn in vielen Dingen mißverstanden. Und wenn Christus selbst sich schon zu seiner Erdenzeit von seinen Jüngern nicht verstanden wußte, so ist doch offenbar, daß in der Weitergabe seines Wortes später viele Irrungen entstanden, an denen man noch jetzt leider mit Zähigkeit sich festzuklammern sucht. Trotzdem nun Christus von der damaligen Unreifheit nur Glauben an sein Wort forderte, so verlangte er doch von den ernsthaft Wollenden, daß dieser anfängliche Glaube in ihnen auch »lebendig« werden sollte!
Das heißt, daß sie darin zur Überzeugung kamen. Denn wer seinem Worte vertrauend folgte, in dem schritt die geistige Entwickelung wieder vorwärts, und er mußte dabei aus dem Glauben in der Entwickelung langsam zur Überzeugung des von ihm Gesagten kommen!
Deshalb wird nun der Menschensohn die Überzeugung anstatt Glauben fordern! Auch von allen denen, welche Christi Botschaft in sich tragen wollen und ihr zu folgen vorgeben! Denn wer die Überzeugung von der Wahrheit der göttlichen Botschaft Christi, welche eins ist mit der Gralsbotschaft und unzertrennlich, nun an Stelle eines Glaubens noch nicht in sich tragen kann, hat auch die Reife seines Geistes nicht erlangt, die nötig ist zum Eingang in das Paradies! Ein solcher wird verworfen sein!
Da schafft ihm auch größtes Verstandeswissen keinen Durchschlupf! Er muß naturgemäß zurückbleiben und ist verloren immerdar. — —
Daß nun die Menschheit dieses Weltenteiles in ihrer Entwickelung noch an der Schwelle des geistigen Reiches steht, zum größten Teile sogar noch weit unter dieser, liegt lediglich am eigenen Nichtwollen, an dem Eigendünkel eines Besserwissenwollens im Verstande. Daran mußte die Erfüllung der Normalentwickelung vollkommen scheitern, wie wohl so manchem unterdessen klargeworden ist. —
Die Religionskulte der Menschheit in ihren Verschiedenheiten entspringen durchaus keiner Phantasie, sondern sie zeigen Abteilungen aus dem Leben in dem sogenannten Jenseits. Selbst der Medizinmann eines Neger- oder Indianerstammes hat seine Berechtigung auf der niederen Stufe seines Volkes. Daß sich darunter Gauner und Betrüger mischen, kann die Sache selbst nicht in den Staub ziehen.
Dämonen, Wald- und Luftwesen, und auch die sogenannten alten Götter sind noch heute unverändert an denselben Plätzen, in derselben Tätigkeit wie früher. Auch die höchste Veste dieser großen Führer aller Elemente, der Olymp oder Walhall, war niemals Märchen, sondern in Wirklichkeit geschaut. Was aber die in der Entwickelung stehengebliebenen Menschen nicht mehr schauen konnten, sind die urgeistigen urgeschaffenen Ebenbilder Gottes, die ebenfalls eine hochstehende Veste haben und diese Gralsburg nennen, die höchste Burg in dem Urgeistigen, und somit auch in der ganzen Schöpfung!
Von dem Bestehen dieser Burg konnte den an der Schwelle alles Geistigen stehenden Menschen nur noch durch Inspirationen Kunde kommen, da sie nicht so weit geistig reiften, um auch das ahnend zu erschauen.
Alles ist Leben! Nur die Menschen, die sich fortgeschritten dünken, sind statt vorzuschreiten seitwärts abgebogen, wieder zurück nach der Tiefe. —
Nun darf nicht etwa noch erwartet werden, daß mit einer weiteren Entwickelung der von Christus und in meiner Gralsbotschaft gelehrte Gottesbegriff sich wiederum verändern würde! Dies bleibt nunmehr bestehen, da es Weiteres nicht gibt.
Mit einem heute noch fehlenden Eintritt in das Geistige und der Vervollkommnung darin kann jeder Menschengeist so weit emporsteigen, daß er die Überzeugung dieser Tatsache im inneren Erleben zuletzt unbedingt gewinnt. Dann könnte er bewußt in Gotteskraft stehend das Große wirken, zu dem er schon von Anfang an berufen war. Er würde aber dann auch niemals mehr sich einbilden, Göttlichkeit in sich zu tragen. Dieser Irrwahn ist lediglich nur der Stempel und das Siegel seiner heutigen Unfertigkeit!
Im richtigen Bewußtsein aber würde dann die große Demut liegen, das befreiende Dienen erstehen, was der reinen Christuslehre stets als Forderung gegeben ist.
Erst wenn die Missionare, Prediger und Lehrer auf Grund des Wissens der natürlichen Entwickelung in aller Schöpfung, und damit auch der genauen Kenntnis der Gesetze des göttlichen Willens, ihre Tätigkeit beginnen, ohne Sprunghaftes, Lückenlassendes, werden sie wirkliche geistig lebendige Erfolge verzeichnen können.
Jetzt ist jede Religion leider nichts anderes als eine starre Form, die einen trägen Inhalt mühselig zusammenhält. Nach der notwendigen Veränderung jedoch wird im Lebendigwerden dieser bisher träge Inhalt kraftvoll, sprengt die kalten, toten, starren Formen und ergießt sich jubilierend brausend über alle Welt und unter alle Völker!
Immer wieder erstehen neue Wellen der Entrüstung und werfen ihre Kreise über Staaten und Länder, hervorgerufen durch meine Erklärung, daß die Menschheit nichts Göttliches in sich trägt. Es zeigt, wie tief der Dünkel in den Menschenseelen Wurzel gefaßt hat und wie ungern sie sich davon trennen wollen, auch wenn ihr Empfinden schon warnend hier und da emporschlägt und sie erkennen läßt, daß es doch schließlich so sein muß.
Das Sträuben jedoch ändert an der Sache nichts. Die Menschengeister sind sogar noch kleiner, noch geringer, als sie wähnen, wenn sie sich innerlich schon zu der Überzeugung durchgerungen haben, daß jedes Göttliche in ihnen fehlt.
Deshalb will ich noch weiter gehen als bisher, das Bild der Schöpfung noch weiter auseinanderziehen, um zu zeigen, welcher Stufe der Mensch zugehört. Es ist ja nicht gut möglich, daß er mit dem Aufstiege beginnen kann, ohne vorher genau zu wissen, was er ist und was er kann. Ist er einmal damit im klaren, so weiß er zuletzt auch noch, was er soll!
Das aber ist ein großer Unterschied zu allem, was er heute will! Und welch ein Unterschied!
Erbarmen erweckt es in demjenigen nicht mehr, dem vergönnt ist, klar zu schauen. Ich meine damit unter »Schauen« nicht das Schauen eines Sehers, sondern eines Wissenden. Statt des Erbarmens und des Mitleidens muß heute nur noch Zorn erstehen. Zorn und Verachtung ob des ungeheuerlichen Überhebens gegen Gott, das Hunderttausende in ihrem Dünkel täglich, stündlich neu begehen. In einem Dünkel, der nicht einen Hauch von Wissen birgt. Es lohnt der Mühe nicht, auch nur ein Wort darüber zu verlieren.
Was ich nun künftig sage, gilt den wenigen, die in der reinen Demut noch zu einer Art Erkenntnis kommen können, ohne vorher so zermürbt werden zu müssen, wie es nach göttlichen Gesetzen bald geschehen wird, um endlich seinem wahren Worte Eingang zu verschaffen, fruchtbaren Boden dafür aufzureißen!
Alles leere und wortreiche Machwerk irdischer Sichwissenddünkender wird mit dem jetzigen ganz unfruchtbaren Boden gleichzeitig in Trümmer gehen!
Es ist auch allerhöchste Zeit, daß dieser leere Wortschwall, der wie Gift für alles Aufstrebende wirkt, in seiner ganzen Hohlheit in sich selbst zusammenbricht. —
Kaum habe ich die Trennung zwischen Gottessohn und Menschensohn als zwei Persönlichkeiten aufgestellt, so tauchen Abhandlungen auf, welche in theologisch-philosophischen Verwickelungen klären wollen, daß dem nicht so ist. Ohne sachlich auf den Hinweis von mir einzugehen, wird versucht, den alten Irrtum aufrecht zu erhalten, um jeden Preis, auch um den Preis logischer Sachlichkeit, in unklarer Weise bisherigen Dogmas. Hartnäckig pocht man auf einzelne Sätze alter Schriften, unter Ausschluß jedes eigenen Gedankens, und damit auch unter der nicht ausgesprochenen Bedingung, daß die Hörer und die Leser ebenfalls nichts denken noch weniger empfinden dürfen; denn sonst wird ja schnell erkannt, daß mit den vielen Worten nichts begründet ist, weil rückwärts und auch vorwärts eine rechte Folgerung unmöglich bleibt. Noch sichtbarer aber fehlt den vielen Worten ein Zusammenhang mit wirklichem Geschehen.
Wer seine Ohren und die Augen dabei endlich aufzumachen fähig wird, muß ohne weiteres die Nichtigkeit solcher »Belehrungen« erkennen; es ist ein letztes Ankrampfen, das man schon nicht mehr Anklammern bezeichnen kann, an einen bisherigen Halt, der sich nun bald als Nichts erweisen wird.
Die einzige Begründung bilden Sätze, deren rechte Überlieferung nicht zu erweisen ist, sondern welche im Gegenteil durch die Unmöglichkeit logischen Einverleibens in das Weltgeschehen ganz deutlich zeigen, daß ihr Sinn durch Menschenhirn entstellt zur Weitergabe kam. Nicht einer davon läßt sich lückenlos in das Geschehen und Empfinden fügen. Aber nur, wo sich alles schließt zu einem ganzen Ring, ohne Phantasterei und ohne blindgläubige Worte, dort ist alles Geschehen recht erklärt! —
Doch warum sich bemühen, wenn der Mensch von solch einer Verbissenheit nicht los sein will! Es mag deshalb ruhig geschehen, was unter den Verhältnissen nunmehr geschehen muß.
Mit Grauen wende ich mich von den Gläubigen und allen, die in ihrer falschen Demut vor lauter Besserwissen eine schlichte Wahrheit nicht erkennen, sie sogar belächeln, oder wohlwollend auch noch verbessern wollen. Wie schnell werden gerade sie so klein, ganz klein werden und jeden Halt verlieren, weil sie weder im Glauben noch in ihrem Wissen einen solchen haben. Es wird ihnen der Weg, den sie beharrlich halten wollen, auf dem sie nicht mehr wiederkehren können zu dem Leben. Das Recht der Wahl ist ihnen niemals vorenthalten worden. —
Die, die mir bisher folgten, wissen, daß der Mensch der höchsten Schöpfungsabteilung entstammt: dem Geistigen. Doch viele Unterschiede sind in dem Gebiet des Geistigen noch zu verzeichnen. Der Erdenmensch, der sich vermißt, groß sein zu wollen, der oft auch nicht davor zurückschreckt, seinen Gott herabzuzerren als das Höchste jener Stufe, der er angehört, der sich manchmal sogar erkühnt, ihn zu verleugnen oder auch zu schmähen, er ist in Wirklichkeit nicht einmal das, was mancher Demutsvolle in dem besten Sinne zu sein vermeint. Der Erdenmensch ist kein Geschaffener, sondern nur ein Entwickelter. Das ist ein Unterschied, wie ihn der Mensch nicht auszudenken vermag. Ein Unterschied, den frei zu überblicken er nie fertigbringen wird.
Schön sind die Worte und vielen willkommen, die zahlreiche Lehrer auf den Lippen tragen, um die Zahl der Anhänger zu fördern. Doch diese unwissenden Lehrer sind sogar selbst noch überzeugt von allen Irrtümern, die sie verbreiten, und wissen nicht, wie groß der Schaden ist, den sie damit den Menschen zufügen!
Zu einem Aufstiege kann nur Gewißheit über jene große Frage führen: »Was bin ich?« Ist diese nicht vorher ganz rücksichtslos gelöst, erkannt, dann wird der Aufstieg bitter schwer; denn freiwillig bequemen sich die Menschen nicht zu einer solchen Demut, die ihnen zu dem richtigen Weg verhilft, den sie auch wirklich gehen können! Das hat alles Geschehen bis zur Jetztzeit klar bewiesen.
Selbst Demut machte diese Menschen entweder sklavisch, was genau so falsch ist wie das Überheben, oder sie griffen auch in dieser Demut weit über das eigentliche Ziel hinaus und stellten sich auf einen Weg, zu dessen Ende sie nie kommen können, weil die Beschaffenheit des Geistes dazu nicht genügt. Sie stürzen deshalb ab in eine Tiefe, welche sie zerschmettern läßt, weil sie vorher zu hoch sein wollten. —
Nur die Geschaffenen sind Ebenbilder Gottes. Es sind die Urgeschaffenen, Urgeistigen, in jener eigentlichen Schöpfung, aus der sich alles andere entwickeln konnte. In deren Händen liegt die Hauptführung von allem Geistigen. Sie sind die Ideale, ewige Vorbilder für alles Menschentum. Der Erdenmensch dagegen hat sich erst aus dieser fertigen Schöpfung heraus nachbildend entwickeln können. Vom unbewußten Geisteskeimchen zu einer sichbewußten Persönlichkeit.
Vollendet durch die Einhaltung des rechten Weges in der Schöpfung wird er erst zum Abbilde der Ebenbilder Gottes! Er selbst ist nie das eigentliche Ebenbild! Dazwischen liegt noch eine große Kluft bis herab zu ihm!
Aber auch von den wirklichen Ebenbildern aus ist nun der nächste Schritt noch lange nicht zu Gott. Deshalb sollte ein Erdenmensch endlich einmal erkennen, was alles zwischen ihm und der Erhabenheit der Gottheit liegt, die er sich anzumaßen so bemüht. Der Erdenmensch dünkt sich in einstiger Vollendung einmal göttlich oder doch als Teil davon, während er in seiner größten Höhe doch nur das Abbild eines Ebenbildes Gottes wird! Er darf bis in den Vorhof, in die Vorhallen einer Gralsburg, als die höchste Auszeichnung, die einem Menschengeiste werden kann. —
Werft endlich diesen Dünkel ab, der Euch nur hemmen kann, da Ihr damit den lichten Weg verfehlt. Jenseitige, welche in Spiritistenkreisen gutmeinende Belehrungen erteilen wollen, wissen nicht Bescheid darin; denn ihnen fehlt noch selbst die dazu nötige Erkenntnis. Sie könnten jubeln, wenn sie davon hören dürften. Auch unter denen wird das große Wehklagen nicht ausbleiben, wenn die Erkenntnis kommt von der in Spielerei und Eigensinn versäumten Zeit.
Wie in dem geistigen Gebiete, so ist es auch im Wesenhaften. Hier sind die Führer aller Elemente wesenhaft Urgeschaffene. Alle bewußt-werdenden Wesenhaften, wie Nixen, Elfen, Gnomen, Salamander usw., sind nicht Geschaffene, sondern aus der Schöpfung nur Entwickelte. Sie haben sich also aus dem wesenhaften Teile heraus vom unbewußten wesenhaften Samenkorn zum bewußten Wesenhaften entwickelt, wodurch sie im Bewußtwerden auch menschliche Formen annehmen. Das geht stets gleichmäßig vor sich mit dem Bewußtwerden. Es ist dieselbe Abstufung hier in dem Wesenhaften, wie in dem Geistigen.
Die Urgeschaffenen der Elemente sind in dem Wesenhaften, wie auch die Urgeschaffenen in dem Geistigen, je nach Art ihrer Betätigung in männlicher und in weiblicher Form. Daher in der alten Zeit der Begriff der Götter und Göttinnen. Es ist das, worauf ich schon in meinem Vortrage »Götter — Olymp — Walhall« hinwies. —
Ein großer, einheitlicher Zug geht durch die Schöpfung und die Welt!
Der Hörer und der Leser meiner Vorträge arbeite stets in sich, lege Sonden und Brücken von dem einen Vortrage zum anderen, sowie hinaus in das große und kleine Weltgeschehen! Erst dann kann er die Gralsbotschaft verstehen, und wird finden, daß sie sich mit der Zeit zu einem vollkommenen Ganzen schließt, ohne Lücken zu lassen. Immer wieder kommt der Leser im Geschehen auf die Grundzüge zurück. Alles kann er klären, alles folgern, ohne auch nur einen Satz ändern zu müssen. Wer Lücken sieht, dem fehlt volles Verständnis. Wer die große Tiefe nicht erkennt, das Allumfassende, ist oberflächlich und hat nie versucht, lebendig einzudringen in den Geist der hier gebrachten Wahrheit.
Er mag sich jenen Massen beigesellen, die in Selbstgefälligkeit und in der Einbildung, das größte Wissen schon zu haben, die breite Straße ziehen. Einbildung des Wissens hält derart Verlorene davon zurück, in anderem Gesagten die Lebendigkeit zu sehen, welche ihrem Scheinwissen noch fehlt. Wohin sie schauen, was sie hören, überall stellt sich davor das eigene Befriedigtsein in dem, was sie fest in der Hand zu halten wähnen.
Erst wenn sie dann zu jener Grenze kommen, die unerbittlich alles Unwahre und allen Schein verwirft, erkennen sie beim Öffnen ihrer Hand, daß diese nichts enthält, was ihnen eine Fortsetzung des Weges und damit zuletzt den Eintritt in das Reich des Geistes möglich macht. Dann aber ist es schon zu spät, den Weg zurückzugehen, das Verworfene und nicht Beachtete noch aufzunehmen. Die Zeit reicht dazu nicht mehr aus. Das Tor zum Eingang ist verschlossen. Die letzte Möglichkeit versäumt. —
Bevor der Mensch nicht so wird, wie er soll, sondern noch daran hängenbleibt, wie er es wünscht, kann er von wahrem Menschentum nicht reden. Er muß immer bedenken, daß er aus der Schöpfung erst hervorging, nicht aber direkt aus des Schöpfers Hand.
»Wortklauberei, es ist im Grunde eins, nur anders ausgedrückt«, sagen Sichüberhebende und faule, taube Früchte dieses Menschentums, weil sie stets unfähig sein werden, den großen Spalt nachzuempfinden, welcher darin liegt. Die Einfachheit der Worte läßt sie sich wieder täuschen.
Nur wer lebendig in sich ist, wird nicht sorglos darüber hingehen, sondern die unermeßlichen Entfernungen und scharfen Abgrenzungen nachempfinden.
Wollte ich nun alle Spaltungen der Schöpfung jetzt schon zeigen, so würde mancher heute »in sich« große Mensch bei der Erkenntnis, daß die Worte Wahrheit bergen, bald verzweifelt nur am Boden liegen. Erdrückt von dem Erfassen seiner Nichtigkeit und Kleinheit. Der so oft gebrauchte Ausdruck »Erdenwurm« steht nicht zu Unrecht für die heute noch in Klugheit prahlenden »Geistigerhabenen«, die bald, sehr bald die Niedrigsten werden sein müssen in der ganzen Schöpfung, wenn sie nicht gar zu den Verworfenen gehören. —
Es ist nun an der Zeit, die Welt als solche richtig zu erkennen. Nicht mit Unrecht trennt man Weltliches vom Geistigen, auch im irdischen Leben. Die Bezeichnungen sind wohl erstanden aus dem richtigen Ahnungsvermögen mancher Menschen; denn sie geben auch den Unterschied in der ganzen Schöpfung als Spiegelbild wieder. Auch die Schöpfung können wir einteilen in das Paradies und in die Welt, also in das Geistige und in das Weltliche. Auch hierbei ist in dem Weltlichen Geistiges nicht ausgeschlossen, wohl aber in dem Geistigen das Weltliche.
Die Welt müssen wir die Stofflichkeit nennen, die auch vom Geistigen durchpulst ist. Das Geistige ist das geistige Reich der Schöpfung, das Paradies, in dem alles Stoffliche ausgeschlossen ist. Wir haben also Paradies und Welt, Geistiges und Stoffliches, Urschöpfung und Entwickelung, auch selbsttätige Nachformung zu nennen.
Die eigentliche Schöpfung ist lediglich das Paradies, das heutige geistige Reich. Alles andere ist nur Entwickeltes, also nicht mehr Erschaffenes. Und das Entwickelte muß mit dem Ausdruck Welt bezeichnet werden. Die Welt ist vergänglich, sie entwickelt sich aus den Ausströmungen der Schöpfung, diese bildhaft nachahmend, getrieben und gehalten durch geistige Ausströmungen. Sie reift heran, um dann in Überreife wieder zu zerfallen. Das Geistige jedoch altert nicht mit, sondern bleibt ewig jung, oder, anders ausgedrückt, ewig sich gleich.
Nur in der Welt ist Schuld und Sühne möglich! Das bringt die Mangelhaftigkeit der Nachentwickelung mit sich. Schuld irgendeiner Art ist in dem Reich des Geistes ganz unmöglich.
Wer meine Vorträge ernsthaft gelesen hat, dem ist dies völlig klar. Er weiß, daß nichts von allem Geistigen, welches die Welt durchströmt, zurück in den Ursprung vermag, solange noch ein Stäubchen einer Andersart von der Wanderung an dem Geistigen haftet. Das kleinste Stäubchen macht das Überschreiten einer Grenze in das Geistige unmöglich. Es hält zurück, auch wenn der Geist bis an die Schwelle vorgedrungen ist. Mit diesem letzten Stäubchen kann er nicht hinein, weil dieses Stäubchen durch die andere niedere Beschaffenheit das Eintreten nicht zuläßt, solange es noch festhaftet am Geistigen.
Erst in dem Augenblicke, wo sich solches Stäubchen löst, zurücksinkt, wird der Geist ganz frei, erhält damit dieselbe Leichtigkeit, die in der untersten Schicht des Geistigen vorhanden ist, und somit für diese unterste Schicht des Geistigen zum Gesetz besteht, und kann nicht nur, sondern muß dann hinein über die Schwelle, an der er vorerst noch zurückgehalten wurde durch das letzte Stäubchen.
Der Vorgang kann von so vielen Seiten aus betrachtet und geschildert werden, gleichviel, mit welchen Worten man es bildhaft wiedergibt, es bleibt an sich genau dasselbe. Ich kann es ausschmücken mit den phantastischsten Erzählungen, kann zur Verständlichmachung viele Gleichnisse benützen, die Tatsache an sich jedoch ist schlicht, ganz einfach, und hervorgerufen durch die Auswirkung der drei Gesetze, die ich oft erwähnte.
Man kann schließlich mit Recht auch sagen, in dem Paradiese vermag nie eine Sünde aufzukommen, es wird von keiner Schuld berührt. Demnach ist das Erschaffene allein vollwertig, während später dann in dem, was sich daraus weiter entwickelt hat als Nachbild der Schöpfung, welches dem Menschengeist zu seiner Ausbildung und zur Erstarkung als Tummelplatz ganz überlassen bleibt, durch falsches Wollen dieser trägen Menschengeister eine Schuld erstehen kann, die sühnend wieder ausgeglichen werden muß, bevor das Geistige zurückzukehren fähig ist.
Wenn aus der Schöpfung, also aus dem Paradiese, einem selbstgewählten Drange folgend Geistsamenkörner ausgehen, um eine Wanderung durch jene Welt zu machen, so kann man selbstverständlich bildhaft sagen, Kinder gehen aus der Heimat, um zu lernen, und dann vollgereift zurückzukehren. Der Ausdruck hat seine Berechtigung, wenn man es bildhaft nimmt. Es muß jedoch alles stets bildhaft bleiben, darf nicht umgeformt werden in das Persönliche, wie man es überall versucht.
Da sich der Menschengeist erst in der Welt die Schuld aufbürdet, weil so etwas im Geistigen nicht möglich ist, so kann er selbstverständlich auch nicht eher wieder heim in das geistige Reich, bevor er sich von dieser Schuld, die ihn belastet, löst. Ich könnte dafür tausenderlei Bilder nehmen, alle würden in sich nur den einen Grundsinn haben können, den ich schon oft in Auswirkung der einfachen drei Grundgesetze gab.
Es klingt so manchem fremd, wenn ich den Vorgang sachlich schildere, weil das Bildhafte seinem Dünkel und der Eigenliebe schmeichelt. Er will lieber in seiner Traumwelt sein; denn darin hört es sich viel schöner an, er kommt sich darin selbst viel mehr vor, als er wirklich ist. Dabei macht er dann den Fehler, daß er das Sachliche darin nicht schauen will, er steigert sich in das Phantastische hinein, verliert damit den Weg und seinen Halt, und ist entsetzt, vielleicht sogar empört, wenn ich ihm nun in aller Einfachheit und nüchtern zeige, wie die Schöpfung ist, und was er darin eigentlich für eine Rolle spielt.
Es ist für ihn ein Übergang wie der des kleinen Kindes, welches unter den zärtlichen Händen einer Mutter oder Großmutter leuchtenden Auges und mit vor Begeisterung erhitzten Wangen beglückt Märchen anhören konnte, um dann endlich die Welt und Menschen in der Wirklichkeit zu sehen. Ganz anders, als es in den schönen Märchen klingt, und doch bei schärferer, rückwärtiger Betrachtung dieser Märchen im Grunde ebenso. Der Augenblick ist bitter, aber nötig, sonst würde ja ein Kind nicht weiter vorwärts kommen können und unter großem Leid als »weltfremd« untergehen.
Nicht anders hier. Wer weiter aufwärts will, der muß die Schöpfung endlich kennen in ihrer ganzen Wirklichkeit. Er muß fest auf den Füßen schreiten, darf nicht mehr schweben in Empfindungen, welche wohl für ein unverantwortliches Kind, nicht aber für den reifen Menschen taugen, dessen Kraft des Wollens fördernd oder störend in die Schöpfung dringt und ihn dadurch entweder hebt oder vernichtet.
Mädchen, die Romane lesen, welche unwahr dargestellt wirkliches Leben nur verschleiern, werden in der damit erweckten Schwärmerei sehr schnell im Leben bittere Enttäuschungen erfahren, sehr oft sogar gebrochen sein für ihre ganze Erdenzeit, als leichte Beute skrupelloser Falschheit, der sie sich vertrauend näherten. Nichts anderes ist es beim Werdegange eines Menschengeistes in der Schöpfung.
Deshalb hinweg mit allem Bildhaften, welches der Mensch nie verstehen lernte, weil er viel zu bequem für den Ernst rechter Deutung war. Nun wird es Zeit, daß Schleier fallen, und er klar sieht, woher er kam, was seine Aufgabe für Pflichten auferlegt, und auch wohin er wieder gehen muß. Er braucht dazu den Weg! Und diesen Weg sieht er in meiner Gralsbotschaft klar vorgezeichnet, vorausgesetzt, daß er ihn sehen will.
Das Wort der Gralsbotschaft ist lebendig, so daß es nur solche Menschen überreichlich finden läßt, die wirklich ehrliches Verlangen in der Seele tragen! Alles andere stößt es selbsttätig ab. Die Botschaft bleibt den Eingebildeten und den nur oberflächlich Suchenden das Buch mit sieben Siegeln!
Nur wer sich willig öffnet, wird empfangen. Geht er von vornherein geraden, unverfälschten Sinnes an das Lesen, so erblüht ihm alles, was er sucht, in herrlicher Erfüllung! Doch die, die nicht ganz reinen Herzens sind, werden von diesem Worte abgestoßen, oder es verschließt sich vor den falschen Blicken. Sie finden nichts!
Wer von den Menschen hat den Sinn der Worte schon erfaßt, in welcher Kirche wird er recht gedeutet? In vielen Fällen wird er nur als ein Begriff zeitlosen Lebens genommen. Doch in der Schöpfung ist nichts zeitlos und nichts raumlos. Schon der Begriff des Wortes Schöpfung muß dem widersprechen; denn was geschaffen ist, das ist ein Werk, und jedes Werk hat eine Grenze. Was aber eine Grenze hat, das ist nicht raumlos. Und was nicht raumlos ist, kann auch nicht zeitlos sein.
Es gibt verschiedenartige Welten, die den Aufenthalt von Menschengeistern bilden, je nach ihrer geistigen Reife. Diese Welten sind mehr oder weniger dicht, dem Paradiese näher und von ihm entfernter. Je weiter entfernt, desto dichter und damit schwerer.
Der Zeit- und Raumbegriff verengt sich mit der zunehmenden Dichtheit, mit dem festeren Geschlossensein der Stofflichkeit, mit der weiteren Entfernung von dem geistigen Reiche.
Der verschiedenartige Zeit- und Raumbegriff ersteht durch die mehr oder weniger dehnbare Aufnahmefähigkeit des Erlebens durch das Menschenhirn, das wiederum dem Grad der Dichtheit der jeweiligen Umgebung angepaßt ist, also der Art des Weltenteiles, in dem der Körper sich befindet. So kommt es, daß wir von Verschiedenheit der Begriffe für Raum und Zeit in den verschiedenen Weltenteilen sprechen müssen.
Es gibt nun dem Paradiese viel näher gelegene Weltenteile als dieser, dem die Erde zugehört. Diese näherliegenden sind von einer anderen Art der Stofflichkeit, die leichter und weniger fest geschlossen ist. Folge davon ist die ausgedehntere Erlebensmöglichkeit im vollen Bewußtsein. Hier nennen wir es tagbewußtes Erleben.
Die Stofflichkeiten anderer Art gehören zu der feineren Grobstofflichkeit wie zu der groben Feinstofflichkeit und dann auch zu der absoluten Feinstofflichkeit selbst, während wir zur Zeit in der Welt der absoluten Grobstofflichkeit uns befinden. Je mehr verfeinert nun die Stofflichkeit ist, desto durchlässiger ist sie auch. Je durchlässiger aber eine Stofflichkeit ist, desto weiter und ausgedehnter wird auch für den im Körper wohnenden Menschengeist das Feld der bewußten Erlebensmöglichkeit, oder nennen wir es Eindrucksmöglichkeit.
In einem gröberen, dichteren Körper mit dem entsprechend dichteren Gehirn als Durchgangsstation äußerer Vorgänge ist der darin wohnende Menschengeist natürlich fester abgeschlossen oder ummauert als in einer durchlässigeren, weniger verdichteten Stoffart. Er kann in der dichteren demnach auch nur bis zu einer enger gezogenen Begrenzung Vorgänge in sich wahrnehmen oder sich von diesen beeindrucken lassen.
Je weniger dicht aber eine Stoffart ist, desto leichter ist sie naturgemäß auch und damit muß sie desto höher sich befinden, ebenso wird sie auch lichtdurchlässiger sein und somit selbst auch heller. Je näher sie infolge ihrer Leichtigkeit dem Paradiese liegt, desto lichter, sonniger wird sie aus diesem Grunde auch sein, weil sie die vom Paradies ausgehenden Strahlungen durchläßt.
Je weiter nun ein Menschengeist aus seinem Körper heraus durch eine leichtere, weniger dichte Umgebung die Möglichkeit des lebendigen Erfühlens erhält, desto mehr wird er in sich zu erleben fähig sein, so, daß er in der Zeit eines Erdentages in seiner Umgebung weit mehr Erlebnisse aufnehmen kann, als ein Erdenmensch mit seinem dichteren Gehirn in seiner schweren und damit fester geschlossenen Umgebung. Je nach Art der Durchlässigkeit, also je nach der leichteren, lichteren Art der Umgebung, vermag ein Menschengeist in der Zeit eines Erdentages dann soviel wie in einem Erdenjahre durch leichteres Aufnehmen zu erleben, in dem geistigen Reiche selbst in der Zeit eines Erdentages soviel wie in tausend Erdenjahren!
Deshalb heißt es: »Dort sind tausend Jahre soviel wie ein Tag.« Also im Reichtum des Erlebens, dessen Steigerung sich nach der wachsenden Reife des Menschengeistes richtet.
Der Mensch kann sich das am besten vorstellen, wenn er an seine Träume denkt! Darin vermag er oft in einer einzigen Minute Erdenzeit ein ganzes Menschenleben durchzuempfinden, im Geiste wirklich zu erleben! Er durchlebt dabei die freudigsten wie die schmerzvollsten Dinge, lacht und weint, erlebt sein Altern, und hat dabei doch nur die Zeit einer einzigen Minute verbraucht. Im Erdenleben selbst würde er zu diesem gleichen Erleben viele Jahrzehnte benötigen, weil Zeit und Raum des irdischen Erlebens zu eng begrenzt sind und dadurch jede einzelne Stufe langsamer vorwärtsschreitet.
Und wie der Mensch auf Erden nur im Traume so schnell erleben kann, weil dabei von dem Geiste durch den Schlaf die Fessel des Gehirnes teilweise abgestreift ist, so steht er in den lichteren Weltenteilen als nicht mehr so stark gefesselter und später ganz freier Geist immer in diesem regen und schnellen Erleben. Er braucht für das tatsächliche Erleben von tausend Erdenjahren nicht mehr Zeit als einen Tag!
