Wahre Dich, Menschengeist; denn Deine Stunde ist gekommen! Zum Frevel nur benützest Du die Zeit, die Dir zu der Entwickelung bewilligt ist, nach der Du sehnsuchtsvoll verlangtest!
Hüte Dich in Deinem so vermessenen Verstandesdünkel, der Dich dem Dunkel in die Arme warf, das heute triumphierend seine Krallen in Dich schlägt!
Blick auf! Du stehst im göttlichen Gericht!
Erwachet und erzittert, die Ihr in Beschränktheit und verengtem Blick das goldne Kalb der irdischen Vergänglichkeit umschwärmt, den Motten gleich von falschem Glanze angezogen. Euretwegen zerschlug Moses einst im Zorne der Enttäuschung jene Tafeln der Gesetze Eures Gottes, die Euch helfen sollten zu dem Aufstiege zum Licht.
Dieses Zerschlagen war das lebende Symbol dafür, daß die gesamte Menschheit eine Kenntnis dieses Gotteswillens nicht verdiente, des Willens, welchen sie in leichtfertigem Tun und irdischem Sichüberheben ablehnte, um einen selbstgeformten Götzen zu umtanzen und damit ihren eigenen Wünschen nachzugehen!
Nun aber kommt das Ende in der letzten Rückwirkung, den Folgen, der Vergeltung! Denn an diesem einst so leichtfertig verworfenen Willen werdet Ihr nunmehr zerschellen!
Da hilft kein Klagen mehr, kein Bitten; denn Jahrtausende wurde Euch Zeit gegeben zur Besinnung! Ihr aber hattet niemals Zeit dazu! Ihr wolltet nicht und dünkt Euch heute noch in unverbesserlicher Überhebung gar zu weise. Daß gerade darin sich die größte Dummheit zeigt, wollt Ihr nicht einsehen. Damit seid Ihr in dieser Welt zuletzt zum lästigen Gewürm geworden, das nichts anderes mehr kennt, als eigensinnig alles Licht zu schmähen, weil Ihr in der Beharrlichkeit, im Dunkel nur zu graben, jede Möglichkeit verloren habt, den Blick im Suchen frei emporzurichten, Licht zu erkennen oder zu ertragen.
Damit seid Ihr nunmehr gezeichnet durch Euch selbst!
Geblendet werdet Ihr deshalb zurücktaumeln, sobald das Licht wieder erstrahlt, und dabei rettungslos versinken in die Schlucht, welche sich hinter Euch schon jetzt geöffnet hat, um die also Verworfenen dann aufzusaugen!
In unentrinnbarer Umklammerung sollt Ihr darin gebunden sein, damit nun alle die, welche dem Lichte nachzustreben sich bemühen, den Weg dazu in seliger Erkenntnis frei finden von Eurer Anmaßung und Euerem Verlangen, Flitter anstatt reinen Goldes anzunehmen! Sinkt hinab in jenes todbringende Grauen, das Ihr Euch bereitet habt in hartnäckigstem Streben! In Zukunft sollt Ihr die göttliche Wahrheit nicht mehr trüben können!
Wie eifern sie, die kleinen Menschlein, ihr lächerliches Scheinwissen weit in den Vordergrund zu schieben, und wie verwirren sie dadurch so viele Seelen, die zu retten sein würden, wenn sie nicht Geistesstrauchrittern verfielen, welche ähnlich Wegelagerern den rechten Pfad die erste Strecke noch umschleichen, wobei sie anscheinend den gleichen Weg verfolgen. Was ist es aber, das sie wirklich bieten? Mit großer Geste und mit abgebrauchten Worten stellen sie sich stolz und breit auf Überlieferungen, deren eigentlichen Sinn sie nie verstanden.
Der Volksmund hat dafür ein gutes Wort: Sie dreschen leeres Stroh! Leer, weil sie die eigentlichen Körner nicht mit aufgehoben haben, für die ihnen das Verständnis fehlt. Solcher Beschränktheit muß man überall begegnen; mit stumpfsinniger Beharrlichkeit pochen sie auf Sätzen anderer herum, weil sie nicht selbst etwas dazuzugeben haben.
Tausende sind es, die dazu gehören, und abermals Tausende, welche sich einbilden, allein den wahren Glauben zu besitzen! Demutsvoll warnen sie mit innerer Genugtuung vor Hochmut dort, wo etwas über ihr Begreifen geht! Das sind die Schlimmsten mit! Gerade diese sind schon jetzt verworfen, weil ihnen in ihrer Glaubensverstocktheit nie mehr zu helfen sein wird. Es nützt dann kein Entsetzen mehr, kein Klagen und kein Bitten, wenn sie einmal einsehen, daß es ein Irrtum war. Sie wollten es nicht anders, haben ihre Zeit verfehlt. Es soll ihnen nicht nachgetrauert werden. Jeder Augenblick ist viel zu kostbar, um an solche Allesbesserwissenwollende noch vergeudet werden zu können; denn diese kommen doch nie mehr aus ihrer Hartnäckigkeit zum Erwachen, sondern werden darin blind zugrunde gehen! Mit schleimig-widerlichen Worten und Versicherungen ihrer Gottesgläubigkeit, ihres nur eingebildeten Christuserkennens!
Nicht besser daran sind die Massen derer, die ihren Gottesdienst verrichten mit der Regelmäßigkeit und Pflicht anderer Arbeiten, als notwendig und dienlich, zweckmäßig. Auch zum Teil aus Gewohnheit oder weil es »Sitte« ist. Vielleicht auch aus naiver Vorsicht, weil man schließlich »doch nicht wissen kann, wozu es letzten Endes gut ist«. Wie Hauch im Winde werden sie vergehen! —
Da sind die Forscher eher zu bedauern, die in wirklich ernstem Forschersinn versäumen, sich aus dem Gestrüpp noch zu erheben, in dem sie unermüdlich wühlen, und dabei vermeinen, darin einen Weg zum Anfange der Schöpfung aufzufinden. Es nützt trotzdem alles nichts und findet kein Entschuldigen! Auch sind es wenige, sehr wenige. Der Hauptteil der sich Forscher Nennenden verliert sich in nichtssagenden Spielereien.
Der große Rest der Menschheit aber hat nicht Zeit für »Insichlauschen«. Es sind anscheinend sehr geplagte Erdenmenschen, genug mit Arbeit überhäuft, um die Erfüllung der irdischen Wünsche zu erhalten, Notwendigkeiten eines jeden Tages, schließlich aber auch darüber weit hinausgehende Dinge. Sie merken nicht, daß sich mit der Erfüllung auch die Wünsche steigern, womit ein Endziel nie sich zeigt, der Strebende somit auch nie zur Ruhe kommen kann, nie Zeit findet zu innerem Erwachen! Ganz ohne hohes Ziel für die Ewigkeit läßt er sich durch sein Erdendasein hetzen, versklavt dem irdischen Begehren.
Von diesem Tun ermattet, muß er schließlich auch den Körper pflegen, durch Ruhen, Abwechslung, Zerstreuung. So bleibt ihm selbstverständlich keine Zeit zu Außerirdischem, zu Geistigem! Meldet sich aber hier und da einmal ganz leise die Empfindung für das »nach dem Tode«, so wird er bestenfalls auf Augenblicke etwas nachdenklich, doch läßt er sich niemals davon ergreifen und erwecken, sondern drängt dann unwirsch alles Derartige schnell zurück mit Klagen, daß er ja nicht kann, auch wenn er wirklich wollte! Ihm fehlt dazu auch jede Zeit!
So mancher will dafür die Möglichkeit sogar von anderen geschaffen sehen. Es kommt nicht selten auch dabei zu Anklagen gegen das Schicksal und zu Murren gegen Gott! Bei allen denen ist natürlich jedes Wort verloren, weil sie niemals erkennen wollen, daß es nur an ihnen selbst gelegen hat, dies anders zu gestalten!
Für sie gibt es nur irdische Notwendigkeit, die sich mit den Erfolgen stets erhöht. Sie haben niemals ernsthaft etwas anderes gewünscht. Immer schufen sie dagegen Hindernisse aller Arten. Leichtsinnig wurde es an fünfte, sechste Stelle fortgeschoben, zu der man erst in arger Not oder beim Sterben kommt. Es blieb für alle zeithabende Nebensache bis heute!
Und gab sich doch einmal deutlich erkennbar die Gelegenheit, sich damit ernsthaft zu befassen, erstanden sofort neue Extrawünsche, die weiter nichts als Ausreden bedeuten, wie: »Ich will vorher erst noch dies und jenes tun, dann bin ich gern bereit dazu.« Genau wie Christus einst schon sagte!
Nirgends ist der Ernst zu finden, der zu diesem Notwendigsten aller Dinge unbedingt gehört! Es schien ihnen zu weit entfernt. Aus diesem Grunde sind sie alle nun verworfen, alle! Nicht einer davon wird den Eingang in das Gottesreich erhalten!
Faule Früchte für den Aufstieg, die nur weiter Fäulnis um sich breiten. Nun überlegt Euch selbst, wer dann noch übrig bleiben kann! Ein trauriges Bild! Doch leider nur zu wahr. —
Und wenn nun das Gericht die Menschheit mürbe macht, so werden sie gar schnell im Staube knien! Doch denkt Euch heute schon einmal hinein, wie sie dann knien: in aller Jämmerlichkeit, doch zugleich auch wieder anmaßend; denn wiederum nur klagend, bittend, daß ihnen geholfen werden soll!
Die schwere Last, die sie sich auferlegten und die sie endlich zu zermalmen droht, soll ihnen abgenommen werden! Das ist ihr Bitten dann! Hört Ihr es wohl? Die Bitten sind um Abwendung der Qual, nicht ein Gedanke aber dabei an die eigene innere Besserung! Nicht ein ehrlicher Wunsch für freiwillige Änderung des bisherigen falschen Sinnens, rein irdischen Trachtens! Nicht ein Erkennenwollen und mutiges Zugeben der bisherigen Irrtümer und Fehler.
Und wenn der Menschensohn dann in der großen Not unter sie tritt, da werden sich wohl alle Hände nach ihm strecken, wimmernd, flehend, doch wiederum nur in der Hoffnung, daß er ihnen hilft nach ihren Wünschen, also ihre Qual beendet, sie zu neuem Leben führt!
Er aber wird diese Verlangenden zum größten Teile von sich stoßen wie giftiges Gewürm! Denn alle solche Flehenden würden nach einer Hilfe sofort wieder in die alten Fehler fallen, die Umgebung mitvergiften. Er wird nur die annehmen, die ihn um die Kraft bitten, sich endlich aufzuraffen zu dauernder Besserung, die demutsvoll alle bisherige Verstocktheit abzuwerfen sich bemühen, das Wort der Wahrheit aus dem Lichte freudig als Erlösung grüßen! —
Ein Verstehen der Gralsbotschaft, wie auch vorher der Botschaft des Gottessohnes wird aber nur dann möglich, wenn ein Menschengeist alles zur Seite wirft, was er sich in eingebildetem Verstehen aufbaute, und ganz von vorn beginnt! Sie müssen vorher darin werden wie die Kinder! Ein Herüberführen aus den jetzigen Irrtümern ist unmöglich. Es muß ein vollständiges Neues werden von Grund an, das aus der Einfalt und der Demut aufwächst und erstarkt.
Würde den Menschen so geholfen werden, wie sie es erbitten in der Stunde der Gefahr und Not, so wäre alles schnell wieder vergessen, sobald der Schrecken nur von ihnen weggenommen ist. Skrupellos würden sie wieder mit ihrem Unverstande kritisierend statt erwägend einsetzen.
Zeitverschwendung solcher Arten ist für die Zukunft ganz unmöglich, da das Bestehen dieses Weltenteiles seinem Ende zuzueilen hat. Es heißt nunmehr für jeden Menschengeist: Entweder — Oder! Rettung aus den selbstgeschaffenen Verstrickungen oder den Untergang darin!
Die Wahl ist frei. Die Folgen aber des Entschlusses sind bestimmt und unabänderlich!
Wie in Erlösung von einem großen Drucke werden die Geretteten dann aufatmen und aufjubeln, nachdem das widerliche, unsaubere Dunkel mit seinen ihm gern anhängenden Kreaturen durch die Schwertstreiche des Lichtes endlich dahin sinken mußte, wohin es gehört!
Dann wird die Erde rein von allen Pestgedanken jungfräulich erstehn, und Friede allen Menschen blühn!
Wissende sprechen schon seit Jahren von dem Kommen dieses besonders bedeutungsvollen Sternes. Die Zahl derer, welche ihn erwarten, vermehrt sich dauernd; mehr und mehr verdichten sich die Andeutungen, so, daß er in Wirklichkeit wohl auch bald zu erwarten ist. Doch was er eigentlich bedeutet, was er bringt, woher er kommt, das ist noch nicht so recht erklärt.
Man will wissen, daß er Umwälzungen bringt von einschneidender Art. Doch dieser Stern bedeutet mehr.
Bethlehemstern kann er genannt werden, weil er von ganz gleicher Art ist, wie dieser es war. Seine Kraft saugt Wasser hoch empor, bringt Wetterkatastrophen und noch mehr. Die Erde bebt, wenn seine Strahlen sie umfangen.
Seit dem Geschehen in Bethlehem ist Gleiches nicht dagewesen. Wie der Bethlehemstern löste sich auch dieser von dem ewigen Reiche des Urgeistigen zu einer Zeit, daß er auf dieser Erde genau zum Wirken kommt, wenn die Jahre geistiger Erleuchtung über alle Menschheit gehen sollen.
Der Stern hat seinen Weg in gerader Linie von dem ewigen Reiche bis zu diesem Weltenteile. Sein Kern ist mit hoher, geistiger Kraft gefüllt; er umhüllt sich mit der Stofflichkeit und wird dadurch auch den Erdenmenschen sichtbar werden. Sicher und unentwegt verfolgt der Komet seine Bahn und wird zu rechter Stunde auf dem Plane sein, wie schon Jahrtausende vorher bestimmt gewesen ist.
Die ersten, unmittelbaren Einwirkungen haben in den letzten Jahren bereits begonnen. Wer das nicht sehen und nicht hören will, wer alles schon geschehene Außergewöhnliche noch als alltäglich hinzustellen nicht als lächerlich empfindet, dem ist natürlich nicht zu helfen. Er will entweder Vogel Strauß spielen aus Furcht, oder er ist belastet mit ärgster Beschränkung. Beide Arten muß man ruhig ihre Wege gehen lassen, kann über ihre leicht widerlegbaren Behauptungen nur lächeln.
Wissenden aber könnte auch gesagt werden, wohin die ersten starken Strahlen treffen. Doch da die Strahlen nach und nach die ganze Erde mit umfassen, so hat es keinen Zweck, ausführlicher darüber zu berichten. Es dauert Jahre bis zu diesem Punkt und Jahre, ehe er die Erde wieder aus dem Einflusse entläßt.
Und dann ist sie gereinigt und erfrischt in jeglicher Beziehung, zum Segen und zur Freude der Bewohner. Nie war sie schöner, als sie dann sein wird. Deshalb soll jeder Gläubige mit ruhigem Vertrauen in die Zukunft blicken, nicht erschrecken, was auch in den nächsten Jahren kommen mag. Wenn er vertrauensvoll zu Gott aufblicken kann, wird ihm kein Leid geschehen.
Weltenlehrer heißt er nicht etwa, weil er die Welt belehren soll, vielleicht eine Religion gründet, welche die Welt, in engerem Sinne die Erde oder noch besser die Erdenmenschheit, vereinigt oder die Erde beherrscht, sondern Weltenlehrer wird er genannt, weil er die »Welt« erklärt, die Lehre über die Welt bringt. Das, was der Mensch wirklich wissen muß! Er lehrt die »Welt« erkennen, in ihrem selbsttätigen Wirken, damit der Erdenmensch sich darnach richten kann und ihm dadurch der Aufstieg bewußt möglich wird, in Erkenntnis der eigentlichen Weltgesetze!
Es handelt sich also um eine Weltenlehre, Belehrung über die Welt, die Schöpfung.
Hinter diesem echten Weltenlehrer steht wie einst bei Christus, den reinen Hellsehenden sichtbar, strahlend das große Erlöserkreuz! Man kann auch sagen: »Er trägt das Kreuz!« Das hat jedoch mit Leiden und Märtyrertum nichts zu tun.
Es wird dies eins der Zeichen sein, das »lebendig leuchtend« kein noch so geschickter Gaukler oder Magier vorzutäuschen vermag, und woran die unbedingte Echtheit seiner Sendung zu erkennen ist!
Dieser außerirdische Vorgang ist nicht etwa zusammenhanglos, nur willkürlich, also nicht unnatürlich. Man versteht den Zusammenhang sofort, sobald man den wirklichen Sinn des eigentlichen »Erlöserkreuzes« weiß. Das Erlöserkreuz ist nicht gleichbedeutend mit dem Leidenskreuze Christi, wodurch die Menschheit ja auch nicht erlöst werden konnte, wie ich in dem Vortrage »Der Kreuzestod des Gottessohnes und das Abendmahl« eingehend schildere und vielfach wiederhole. Es ist etwas ganz anderes, wiederum anscheinend Einfaches und doch gewaltig Großes!
Das Kreuz war schon vor Christi Erdenzeit bekannt. Es ist das Zeichen göttlicher Wahrheit! Nicht nur das Zeichen, sondern die lebendige Form dafür. Und da Christus der Bringer göttlicher Wahrheit war, der unverfälschten, und aus der Wahrheit kam, mit ihr in unmittelbarer Verbindung stand, ein Stück davon in sich trug, haftete sie auch lebendig in ihm und an ihm! Sie ist sichtbar in dem lebendigen, also leuchtenden und selbsttätig strahlenden Kreuze! Man kann sagen, sie ist das Kreuz selbst. Dort, wo dieses strahlende Kreuz ist, ist damit auch die Wahrheit, weil dieses Kreuz von der Wahrheit nicht zu trennen geht, sondern beides eins ist, weil dieses Kreuz die sichtbare Form der Wahrheit zeigt.
Das Strahlenkreuz oder das strahlende Kreuz ist also die Wahrheit in ihrer ureigenen Form. Und da durch die Wahrheit allein der Mensch aufsteigen kann, nicht anders, so findet der Menschengeist auch nur in Erkenntnis oder Kenntnis der göttlichen Wahrheit wirkliche Erlösung!
Da nun wiederum allein in der Wahrheit die Erlösung liegt, folgert daraus, daß das Kreuz, also die Wahrheit, das erlösende Kreuz ist oder das Erlöserkreuz!
Es ist das Kreuz des Erlösers! Der Erlöser aber ist die Wahrheit für die Menschheit! Nur die Kenntnis der Wahrheit und die damit verbundene Benützung des in der Wahrheit liegenden, oder in der Wahrheit gezeigten Weges kann den Menschengeist aus seiner jetzigen Umnachtung und Verirrung nach dem Lichte emporführen, befreien, erlösen aus dem derzeitigen Zustande. Und da der gesandte Gottessohn und der nun kommende Menschensohn die alleinigen Bringer der ungetrübten Wahrheit sind, diese in sich tragen, müssen beide naturgemäß auch untrennbar das Kreuz in sich tragen, also Träger des Strahlenkreuzes, Träger der Wahrheit sein, Träger der Erlösung, die in der Wahrheit für die Menschen ruht. Sie bringen die Erlösung in der Wahrheit denen, die sie aufnehmen, die also den gezeigten Weg gehen. — Was gilt daneben alles menschenkluge Reden? Es wird verblassen in der Stunde der Not.
Deshalb sagte der Gottessohn zu den Menschen, daß diese das Kreuz aufnehmen und ihm folgen sollten, das heißt also, die Wahrheit aufzunehmen und darnach zu leben! Sich einzufügen in die Schöpfungsgesetze, zu lernen, diese genau zu verstehen und sie in ihren selbstarbeitenden Auswirkungen nur zum Besten zu benützen.
Was aber hat der beschränkte Menschensinn wieder aus dieser einfachen und natürlichen Tatsache gemacht! Eine von Gott und dem Gottessohne nicht gewollte Leidenslehre! Und damit wurde ein falscher Weg eingeschlagen, der mit dem gezeigten Wege nicht in Einklang steht, sondern weitab führt vom Gotteswillen, der nur zu der Freude anstatt zu dem Leiden führen will.
Es ist natürlich für die Menschheit ein furchtbares Symbol, daß der Gottessohn damals von ihr gerade an die irdisch wiedergegebene Form der Gestaltung der Wahrheit genagelt und zu Tode gemartert wurde, also an dem Symbol der Wahrheit, die er brachte, irdisch zugrunde ging! Das Leidenskreuz der Kirchen ist aber nicht das Erlöserkreuz!
»Der in der Kraft und in der Wahrheit steht« heißt es von dem Gottessohne. Die Kraft ist der Gotteswille, der Heilige Geist. Seine sichtbare Form ist die Taube. Die sichtbare Form der Wahrheit ist das selbsttätig strahlende Kreuz. Beides sah man lebendig an dem Gottessohne, weil er darin stand. Es war also eine bei ihm natürliche und selbstverständliche Erscheinung.
Dasselbe wird man auch am Menschensohne sehen! Die Taube über ihm, das Erlöserkreuz hinter ihm; denn er ist wiederum untrennbar damit verbunden als der Wahrheitsbringer, »der in der Kraft und in der Wahrheit steht«! Es sind die untrügbaren Zeichen seiner echten Sendung zur Erfüllung der Verheißungen. Die Zeichen, die nie nachzuahmen gehen, unvernichtbar sind, warnend und trotz der Furchtbarkeit des Ernstes auch verheißend! Vor ihnen ganz allein muß alles Dunkel weichen!
Schaut auf! Sobald die unerbittlichen Vorboten seines Kommens sich gemeldet haben, die den Weg für ihn reinfegen von den Hemmnissen, die Menschheitsdünkel darauf häuft, wird die Binde von den Augen vieler fallen, die begnadet sind, ihn also zu erkennen! Laut werden sie dann Zeugnis geben müssen, gezwungen von der Kraft des Lichtes.
Kein einziger der heute noch so zahlreichen falschen Propheten und auch Führer vermag dem gegenüber zu bestehen; denn in den beiden hohen Zeichen, welche niemand tragen kann außer dem Gottessohne und dem Menschensohne, spricht Gott selbst für seinen Diener, alle Menschenklugheit muß darob verstummen. —
Achtet auf die Stunde, sie wird näher sein als alle denken.
Dunkel lagerte wieder über der Erde. Triumphierend beschattete es die Menschen und versperrte den Weg nach dem urgeistigen Reiche. Das Gotteslicht war von ihnen gewichen. Der Körper, der als irdisches Gefäß dazu gedient hatte, hing blutend und zerstört am Kreuze, als Opfer des Protestes derer, denen es das Glück und den heiligen Frieden bringen wollte.
Auf dem Gipfel der gesamten Schöpfung, in der strahlenden Nähe Gottes, steht die Gralsburg als Tempel des Lichtes. In dieser herrschte große Trauer über die verirrten Menschengeister in der Tiefe, die sich in blindem Besserwissenwollen der Wahrheit feindselig verschlossen und bis zu dem Verbrechen an dem Gottessohne von dem haßerfüllten Dunkel peitschen ließen. Schwer senkte sich der von der Menschheit in dieser Art geschaffene Fluch auf alle Welt und drückte sie in nur noch größere Begriffsbeschränkung. —
Mit ernstem Staunen sah ein Jüngling von der Gralsburg aus das ungeheuere Geschehen ... der zukünftige Menschensohn. Er war zu dieser Zeit bereits in seiner Ausbildung begriffen, die Jahrtausende in Anspruch nahm; denn wohlgerüstet sollte er hinab in jene Niederungen, wo das Dunkel durch der Menschen Wollen herrschte.
Da legte sich dem Träumenden sanft eine Frauenhand auf die Schulter. Die Königin der Weiblichkeit stand neben ihm und sprach in liebevoller Traurigkeit:
»Laß das Geschehen auf Dich wirken, lieber Sohn. So ist der Kampfplatz, den Du zu der Stunde der Erfüllung zu durchschreiten haben wirst; denn auf die Bitte des gemordeten Heilandes gewährt Gottvater, daß Du vor dem Gericht den Abtrünnigen noch einmal sein Wort verkündest, um die zu retten, die noch darauf hören wollen!«
Stumm senkte der Jüngling sein Haupt und schritt zu innigem Gebet um Kraft, da der Widerhall so großer Gottesliebe machtvoll in ihm wogte!
Schnell schwang die Kunde von der letzten, nochmaligen Gnadenmöglichkeit durch alle Sphären, und viele Seelen flehten Gott um die Gewährung, mithelfen zu dürfen an dem großen Werke der Erlösung aller derer, die den Weg zu Gott noch finden wollen. Gottvaters Liebe ließ es mancher Seele zu, der es zum Aufwärtskommen Vorteil brachte. In dankerfüllter Freude leistete die Schar der so Begnadeten jubelnd ein Treugelöbnis für Erfüllung der gewährten Dienensmöglichkeit.
So wurden die Berufenen gebildet, welche sich dem Gottgesandten später zur Verfügung halten sollten, wenn dessen Stunde der Erfüllung auf der Erde kam. Mit Sorgfalt wurden sie für diese Aufgaben entwickelt und zu rechter Zeit auf Erden inkarniert, damit sie fertig sein konnten, sobald der Ruf an sie erging, auf den zu lauschen ihre erste Pflichterfüllung blieb.
Unterdessen wurde das Vermächtnis des gemordeten Gottessohnes, sein lebendiges Wort, auf Erden nur zu Eigenzwecken ausgenützt. Den Menschen fehlte dabei jeder Begriff der wahren Christusprinzipien. Sie lebten sich im Gegenteil in eine so falsche, rein irdische Liebedienerei hinein, daß sie zuletzt alles andere als nicht von Gott kommend ablehnten, und heute noch ablehnen und anfeinden, was nicht in dieser von ihnen gewünschten widerlichen Weichlichkeit sich zeigt, was nicht einen gleichen, so ungesunden, sklavischen Menschheitskult treibt.
Alles, wo als Grundlage die menschliche Oberhoheitsanerkennung fehlt, wird einfach als falsch und nicht zu Gottes Wort gehörend bezeichnet. Unter diesem Gebaren verbirgt sich aber in Wirklichkeit nichts anderes als die ängstliche Sorge, daß die schon längst empfundene Hohlheit des falschen Baues offenbar werden könnte.
Das hatte man aus dem heiligen Vermächtnis des Gottessohnes gemacht! Unter solchen erniedrigenden Voraussetzungen gab man seine klaren Worte allzumenschlich deutend weiter. Mit Menschenschwächen buhlend wurden Anhänger geworben, bis man etwas Erdenmacht entfalten konnte, auf die das letzte Ziel immer gerichtet blieb. Dann aber zeigte man sehr bald in bestialischen Grausamkeiten, wie weit entfernt die Träger des verkannten Christusprinzipes von dessen wirklichem Verständnis waren, wie wenig sie es lebten.
Dauernd und immer schärfer wurde der Beweis erbracht, daß gerade die Christusprinzipträger-sein-Wollenden die ärgsten Feinde und größten Beleidiger des wirklichen Christusprinzipes waren, schamlos und unverzeihbar! Die ganze Geschichte nach Christi Erdensein zeigt mit Beginn der Kirchen in unauslöschbar eingegrabenen und eingebrannten Runen diese Tatsachen so klar, daß sie nie bestritten oder abgeschwächt zu werden vermögen. Das Schandmal der bewußten Heuchelei wurde durch die lange Geschichte der Einzel- und Massenmorde unter sträflichen Gottanrufungen unverhüllbar errichtet, woran noch heute an vielen Stellen weitergebaut wird, nur in veränderten, der Jetztzeit angepaßten Formen.
So nahm das Dunkel immer mehr an Schwärze zu, dank der Bereitwilligkeit aller Menschengeister, je mehr sich die Zeit näherte, in der der Menschensohn auf Erden inkarniert zu werden hatte.
Freudige Bewegung in den Elementen kündete die irdische Geburt. Engel geleiteten ihn liebevoll hinab auf diese Erde. Urgeschaffene bildeten einen festen Wall um ihn und seine Erdenkindheit. Sonnig durfte seine Erdenjugend sein. Wie einen Gruß Gottvaters sah er abends strahlend den Kometen über sich, den er als selbstverständlich, als zu den Gestirnen gehörend betrachtete, bis ihm die Binde vorgelegt wurde, die er in seiner bitteren Erdenausbildung zu tragen hatte.
Fremd schien es dann um ihn zu sein, nur eine hohe, unstillbare Sehnsucht füllte seine Seele, die sich bis zur Unrast steigerte, zu dauerndem, nervösem Suchen. Sie ließ sich durch nichts stillen, was die Erde bot.
Die feinstoffliche Binde vor den Augen, stand er nun auf feindlichem Gebiete dem Dunkel gegenüber, auf einem Kampfplatze, wo alles Dunkel fester Fuß aufsetzen konnte als er selbst. Deshalb lag es in der Natur der Sache, daß überall, wo er etwas zu unternehmen suchte, kein Widerhall erklingen konnte und kein Erfolg erwuchs, sondern nur das Dunkel immer feindlich aufzischte.
Solange die Zeit der Erfüllung für ihn nicht gekommen war, konnte das Dunkel immer stärker bleiben und ihn dort irdisch schädigen, wo er sich irgendwie irdisch betätigte; denn alles Irdische mußte dem Gottgesandten ganz naturgemäß nur feindlich gegenüberstehen, weil alles Menschenwollen heute gegen wahren Gotteswillen sich gerichtet hat, trotz angeblichen Suchens nach der Wahrheit, hinter dem sich immer nur der Eigendünkel birgt in vielerlei Gestaltungen. Leicht fand das Dunkel überall willige Kreaturen, um den Lichtgesandten aufzuhalten, ihn empfindlich schmerzend zu verletzen.
So wurde seine Erdenlernzeit zu dem Weg des Leidens.
So, wie das Geistige in großer Kraft anscheinend magnetartig anziehend und haltend auf das Wesenhafte, Feinstoffliche und Grobstoffliche wirkt, in gleicher und noch viel stärkerer Art muß das, was seinen Ursprung über dem Geistigen in der Nachschöpfung hat, auf alles unter ihm wirken. Als natürliches Geschehen, das nicht anders möglich ist. Es sieht in der Wirkung einer Anziehungskraft jedoch nur ähnlich. Anziehungskraft in dem bekannten Sinne hat nur die Gleichart gegenseitig.
Hierbei handelt es sich aber um die bestehende Macht des Stärkeren in rein sachlichem, edelstem Sinne! Nicht irdisch-menschlich gedacht; denn in der Grobstofflichkeit ist dieses Gesetz wie alles andere in seiner Auswirkung durch Zutun der Menschen verroht. Die natürliche Auswirkung dieser herrschenden Macht zeigt sich in äußerer Form wie ein magnetartiges Anziehen, Zusammenfassen, Zusammenhalten, Beherrschen.
Aus diesem Gesetz heraus fühlten sich nun auch die Menschen zu diesem verhüllten, stärkeren Fremdling aus der Höhe magnetartig hingezogen, wenn auch vielfach feindlich widerstrebend. Die dichten Hüllen, die er um sich trug, vermochten nicht ganz das Durchdringen dieser auf der Erde fremden Kraft zu dämmen, während diese wiederum auch noch nicht frei erstrahlen konnte, um die unwiderstehliche Macht auszuüben, die sie nach dem Abfallen der auferlegten Hüllen zur Stunde der Erfüllung hat.
Das brachte Zwiespalt unter die Empfindungen der Menschen. Das Sein des Fremdlings ganz allein erweckte schon in ihnen bei Zusammenkommen Hoffnungsgedanken der verschiedensten Arten, die sich leider aus ihrer Gesinnung heraus immer nur in irdische Wünsche verdichteten, welche sie in sich nährten und steigerten.
Der Fremdling aber konnte derartige Wünsche nie beachten, da seine Stunde noch nicht war. Dadurch sahen sich viele in ihrer eigenen Einbildung oft schwer getäuscht, fühlten sich sogar sonderbarerweise betrogen. Sie überlegten nie, daß es in Wirklichkeit nur ihre eigenen selbstsüchtigen Erwartungen gewesen waren, die sich nicht erfüllten, und luden, in ihrer Enttäuschung darüber empört, die Verantwortung dafür dem Fremdling auf. Doch dieser rief sie nicht, sondern sie drängten sich ihm auf und hängten sich an ihn, aus diesem ihnen unbekannten Gesetze heraus, und wurden für ihn oft eine schwere Last, mit der er durch die Erdenjahre wanderte, die ihm für seine Lernzeit vorgesehen waren.
Die Erdenmenschen empfanden bei ihm Geheimnisvolles, Unbekanntes, das sie nicht erklären konnten, ahnten eine verborgene Macht, welche sie nicht verstanden, und vermuteten deshalb in ihrer Unkenntnis zuletzt natürlich nur gewollte Suggestion, Hypnose und Magie, je nach der Art ihres Unverständnisses, während von diesem allem nichts in Betracht kam. Die ursprüngliche Zuneigung, das Bewußtsein fremdartigen Angezogenwerdens verwandelte sich dann sehr oft in Haß, der sich in moralischen Steinwürfen und Beschmutzungsversuchen austobte gegen den, von dem sie zu früh viel erwartet hatten.
Niemand nahm sich die Mühe einer gerechten Selbstprüfung, die ergeben hätte, daß der in anderen Anschauungen und Idealen für sich lebende Fremdling der von den sich Andrängenden Ausgenützte war, nicht aber, daß dieser jemand ausgenutzt hätte, wie die Andrängenden in der Bitterkeit über entgangene Wunscherfüllungen eines bequemen Lebens sich und anderen einzureden versuchten. Blind quittierte man erwiesene Freundlichkeit mit sinnlosem Haß und Feindschaft, ähnlich der Judas-Handlung.
Aber der Fremdling auf der Erde mußte alles über sich ergehen lassen, war es ja nur eine ganz natürliche Folge seines Seins, solange die Menschheit in Verirrung lebte. Daran allein vermochte er, dem alles üble Tun und Denken vollkommen artfremd war, zu erkennen, wessen die Erdenmenschen in ihrer Art fähig wurden. Solches Erleben brachte jedoch gleichzeitig auch die für ihn notwendige Härtung, die sich langsam wie eine Rüstung um seine sonst allzeit vorhandene Hilfsbereitschaft legte und so eine Kluft riß zwischen dieser und der Menschheit ... durch die Seelenwunden, welche trennend wirkten und nur durch die vollständige Änderung der Menschheit wieder heilen können. Diese ihm geschlagenen Wunden bildeten von dieser Stunde an nun die Kluft, welche zu überbrücken nur der Mensch vermag, der ganz die Straße der Gesetze Gottes wandelt. Diese allein kann als Brücke dienen. Ein jeder andere muß in der Kluft zerschmettern; denn es gibt zur Überschreitung keinen anderen Weg. Und davor stehenbleiben bringt Vernichtung.
Zu genauer Stunde erfüllte sich schon vor dem Ende dieser schweren Lernzeit die Zusammenkunft mit der Gefährtin, welche als ein Teil von ihm gemeinsam mit ihm durch das Erdenleben wandern sollte, um nach göttlicher Bestimmung mitzuwirken an der großen Aufgabe. Sie, selbst ein Fremdling auf der Erde, trat in eigener Erkenntnis freudig in den Gotteswillen ein, um dankbar darin aufzugehen.
Dann kam die Zeit erst für Berufene, die Gott ihr Treuegelöbnis zu dem Dienste einst gegeben hatten! Die Gewährung ihrer Bitte war mit Sorgfalt durchgeführt. Zu rechter Zeit erfolgte Inkarnierung auf der Erde. Unter treuer Führung wurden sie irdisch gerüstet für die jeweilige Aufgabe mit allem dem, was sie zu der Erfüllung nötig hatten. Es wurde ihnen zugeführt, geschenkt, so auffallend, daß sie es gar nicht anders als ein Geschenk betrachten konnten, als Lehen für die Stunde der Erfüllung ihres einstigen Versprechens.
Pünktlich kamen sie mit dem Gesandten in Berührung, durch sein Wort, dann auch persönlich ... aber viele davon ahnten wohl den Ruf, empfanden Ungewohntes in der Seele, doch sie hatten sich in ihrem Erdenlaufe unterdessen von rein Irdischem und zum Teil sogar von dem Dunkel so umstricken lassen, daß sie nicht die Kraft aufbringen konnten, sich zum wahren Dienst zu überwinden, um dessentwillen sie für diese große Zeit zur Erde durften.
Einige zeigten wohl den schwachen Willen zur Erfüllung, doch die Erdenfehler hielten sie davon zurück. Es gab auch leider solche, die wohl in den Weg ihrer Bestimmung traten, doch von vornherein für sich dabei in erster Linie irdischen Vorteil suchten. Sogar von ernsthaft Wollenden erwarteten mehrere, daß der, dem sie zu dienen hatten, ihren Weg zu der Erfüllung ebnen sollte, anstatt umgekehrt.
Nur wenige, einzelne, zeigten sich wirklich so, daß sie in ihre Aufgabe hineinzuwachsen fähig waren. Diesen wurde dann zur Stunde der Erfüllung zehnfach Kraft gegeben, so daß die Lücken nicht mehr fühlbar blieben und sie in Treue sogar mehr zu leisten fähig wurden, als die große Schar es je vermocht hätte. —
Mit Trauer sah der Fremdling auf der Erde die Verheerungen unter der Schar der Berufenen. Das war eine der bittersten Erfahrungen für ihn! Soviel er auch gelernt hatte, soviel er durch die Menschen selbst erlitt ... vor dieser letzten Tatsache stand er verständnislos; denn er fand für das Versagen keinerlei Entschuldigung. Nach seiner Auffassung konnte doch ein Berufener, der in Gewährung seiner Bitten extra geführt und inkarniert wurde, nicht anders, als in freudigster Erfüllung seine Aufgabe getreu zu lösen! Wofür war er sonst auf der Erde! Weshalb wurde er treu geschützt bis zu der Stunde, da ihn der Gesandte brauchte! Alles wurde ihm nur geschenkt um seines notwendigen Dienens willen.
Deshalb geschah es, daß der Fremdling, als er nun den ersten der Berufenen begegnete, dort voll vertraute. Er sah sie nur als Freunde an, die überhaupt nicht anders denken, empfinden und handeln konnten, als in unerschütterlichster Treue. Galt es doch das Höchste, Köstlichste, was einem Menschen widerfahren durfte. Nicht ein Gedanke kam ihm an die Möglichkeit, daß auch Berufene in ihrer Wartezeit unrein geworden sein konnten. Für ihn war es unfaßbar, daß ein Mensch bei solcher Gnade frevelnd den eigentlichen Zweck seines Erdenseins zu versäumen und vertändeln vermochte. Sie erschienen ihm mit ihren anhaftenden Fehlern nur sehr hilfsbedürftig... So traf ihn die Furchtbarkeit einer Erkenntnis um so härter, als er erleben mußte, daß der Menschengeist auch in solchen außergewöhnlichen Fällen nicht zuverlässig ist und sich unwert der höchsten Gnade auch bei treuester geistiger Führung zeigt!
Erschüttert sah er plötzlich vor sich die Menschheit in ihrer unsagbaren Minderwertigkeit, Verworfenheit. Sie wurde ihm zum Ekel.
Drückender fiel das Elend auf die Erde. Immer deutlicher zeigte sich die Haltlosigkeit des falschen Aufbaues alles bisherigen Menschenwirkens. Offenbarer trat das Zeugnis ihres Unvermögens an den Tag. Alles kam bei steigender Verworrenheit langsam ins Wanken, nur das eine nicht: der Menschendünkel eignen Könnenwollens.
Gerade dieser sproßte üppiger denn je, was auch natürlich war, da Dünkel stets den Boden der Beschränktheit braucht. Anwachsen der Beschränktheit muß auch üppiges Emporwuchern des Dünkels nach sich ziehen.
Die Sucht nach Geltung stieg zu fiebernder Verkrampfung. Je weniger der Mensch zu geben hatte, je mehr die Seele in ihm angstvoll nach Befreiung schrie, welche das Sinken ahnend nur zu gut empfand, desto aufdringlicher suchte er dann in falschem Ausgleichungsbedürfnis den äußeren Erdentand, menschliche Auszeichnungen. Wenn sie auch oft in stillen Stunden endlich Zweifel fühlten an sich selbst, so wollten sie darum nur um so eifriger wenigstens noch als wissend gelten. Um jeden Preis!
So ging es rasend abwärts. In dem angstgebärenden Erkennen kommenden Zusammenbruchs suchte sich zuletzt ein jeder zu betäuben, je nach seiner Art, und ließ das Unerhörte laufen, wie es lief. Er schloß die Augen vor der drohenden Verantwortung.
»Weise« Menschen aber kündeten die Zeit des Kommens eines starken Helfers aus der Not. Die meisten davon wollten jedoch diesen Helfer in sich selbst erkennen, oder, wenn Bescheidenheit vorhanden war, ihn wenigstens in ihrem Kreise finden.
»Gläubige« beteten zu Gott um Hilfe aus den Wirrnissen. Aber es zeigte sich, daß diese Erdenmenschlein schon bei ihrer Bitte in Erwartung der Erfüllung Gott innerlich Bedingungen zu stellen suchten, indem sie diesen Helfer so zu haben wünschten, wie er ihren Ansichten entsprach. So weit gehen die Früchte irdischer Beschränktheit. Die Menschen können glauben, daß ein Gottgesandter sich mit Erdentand zu schmücken nötig hat! Erwarten, daß er sich nach ihren so beschränkten Erdenmeinungen richten muß, um von ihnen dadurch anerkannt zu werden, ihren Glauben, ihr Vertrauen damit zu erringen. Welch unerhörter Dünkel, welche Anmaßung liegt schon allein in dieser Tatsache! Der Dünkel wird zur Stunde der Erfüllung arg zerschmettert sein mit allen denen, die im Geiste solchem Wahne huldigten! —
Da rief der Herr nach seinem Diener, der als Fremdling auf der Erde schritt, damit er rede, Botschaft gebe allen darnach Dürstenden!
Und siehe, das Wissen der »Weisen« war falsch, die Gebete der Gläubigen unecht; denn sie öffneten sich nicht der Stimme, welche aus der Wahrheit kam und deshalb auch nur dort erkannt zu werden vermochte, wo der Tropfen Wahrheit in dem Menschen nicht verschüttet war durch Erdenfehlerhaftigkeit, Verstandesmacht und alle diese Dinge, die geeignet sind, den Menschengeist vom rechten Wege abzudrängen und zum Sturz zu bringen.
Nur dort konnte sie Widerhall erwecken, wo das Bitten aus wirklich demütiger, ehrlicher Seele kam.
Der Ruf ging aus. Wohin er traf, brachte er Unruhe, Zersplitterung. Doch an den Stellen, wo er ernst erwartet wurde, Frieden und Glückseligkeit.
Das Dunkel kam in unruhige Bewegung und ballte sich noch dichter, schwerer, schwärzer um die Erde. Feindselig fauchte es schon hier und da empor und zischte hassend in die Reihen derer, die dem Rufe folgen wollten. Eng und enger aber kreiste es um die Berufenen, die durch Versagen in die Dunkelheit versinken mußten, der sie damit freiwillig die Hand geboten hatten. Ihr früheres Gelöbnis band sie geistig fest an den Gesandten, zog sie zu ihm hin zur Stunde nahender Erfüllung, während ihre Fehler aber hemmend wirkten und zurückstießen von ihm, weil dadurch keine Bindung mit dem Lichte möglich war.
Daraus konnte nun wiederum nur eine Brücke für den Haß erstehen, für den ganzen Haß des Dunkels gegen alles Lichte. Und so verschärften sie den Leidensweg des Lichtgesandten bis zum Golgatha, den zu erschweren sich die größte Zahl der Menschheit nur zu gern anschloß, besonders die, so wähnten, selbst den Weg des Lichtes schon zu kennen und zu gehen, wie einstmals Pharisäer und die Schriftgelehrten.
Das alles schuf eine Lage, wo die Menschheit noch einmal beweisen konnte, daß sie heute wiederum genau dasselbe tun würde, was sie einst an dem Gottessohne schon verbrach. Diesmal nur in moderner Form, die Kreuzigung symbolisch durch versuchten moralischen Mord, der nach den Gesetzen Gottes nicht weniger sträflich ist als körperlicher Mord.
Es war Erfüllung nach der letzten leichtsinnig versäumten Gnadensmöglichkeit. Verräter, falsche Zeugen und Verleumder kamen aus der Schar Berufener. Immer mehr Gewürm des Dunkels wagte sich heran, da es sich sicher wähnte, weil der Fremdling auf der Erde in Erfüllung vor dem Schmutze schwieg, wie ihm geboten war, und wie auch einst der Gottessohn nicht anders tat vor der johlenden Menge, die ihn als Verbrecher an das Kreuz gefestigt haben wollte.
Doch als die treubrüchigen Abtrünnigen in ihrem blinden Hasse sich schon vor dem Siege wähnten, das Dunkel wiederum das Werk des Lichtes für vernichtet hielt, weil es den Träger dieses Werkes irdisch ganz unmöglich gemacht hoffte, da offenbarte Gott diesmal mit Allmacht Seinen Willen! Und dann ... erzitternd sanken auch die Spötter auf die Knie, aber ... es war für sie zu spät!
Rettung! Erlösung! Wie oft haben Menschen sich von diesen Worten schon ein falsches Bild gemacht, wenn sie bedingungslose Hilfe aus dem Lichte darin sehen wollten unter Ausschluß der Allheiligen Gerechtigkeit! Es liegt darin vollständige Verirrung, die sich heute schon in allem zeigt, was Menschensinn erdenkt. Sie wollen Gott zu ihrem hilfsbereiten Sklaven machen, der nur für das Wohl der kleinen Erdenmenschen zugelassen werden soll.
Fragt Euch nur selbst einmal darüber, ohne Selbstbeschönigung beleuchtet Euere Gedanken, blickt sachlich klar bis auf den Grund, dann werdet Ihr bekennen müssen, daß das ganze Denken niemals anders eingestellt gewesen ist, als daß Euch Gott auf Euer Bitten hin stets dienend helfen soll, um Euer Wünschen zu erfüllen.
Gewiß, Ihr nennt es nicht mit der Bezeichnung, welche der Art Eures Wesens nahekommen würde, sondern Ihr umschreibt wie immer Euer falsches Wollen, legt Euch Mäntelchen der vorgetäuschten Demut um und sprecht nur vom »Gewähren« anstatt Dienen, doch das ändert nichts daran, daß Euer ganzes Tun sogar bei dem Gebet vom Übel ist und nicht Gott wohlgefällig werden kann!
Seid endlich einmal wahr gegen Euch selbst und zittert beim Erkennen dessen, wie Ihr bisher stets vor Eurem Gotte standet, eigenwillig, anmaßend und unzufrieden, heuchlerisch aus Oberflächlichkeit heraus, in Not und Leid nur an Ihn denkend, damit Er Euch helfe aus den Folgen Eures Tuns, bei dem Ihr vorher niemals darnach fragtet, ob auch Euere Entschlüsse in dem Rahmen Seines Wollens liegen.
Was seid Ihr Menschen vor der Allmacht und Erhabenheit des Herrn, den Ihr so für Euch walten lassen wollt, wie es Euch wohlgefällt! Mit welcher Dünkelhaftigkeit wollt Ihr hier auf der Erde die Gesetze durchzwingen, die Eurer kleinen Denkungsart entstammen und die nicht im Einklang stehen mit den göttlichen Gesetzen, die Er in die Schöpfung legte. Ihr führet so oft Euer falsches Wollen mit einer vor Gott unverantwortlichen Klügelei und argen Denkungsweise durch, Eure Nächsten damit schädigend, um selbst Vorteile zu erhalten, sei es in Geld und Gut oder an Ansehen bei denen, für die Ihr es tut.
Nun wird sich alles das schwer auf Euch wälzen mit Bergeslast; denn nichts von allem Eurem falschen Tun konnte in dem Gesetz der Wechselwirkung aufgehoben werden als gelöst, es sei denn, daß Ihr selbst Euch davon löstet durch die Änderung in Eurem Wollen zu dem Guten.
Die den Sturz der aufgehäuften Massen der Vergeltung noch hemmenden Hindernisse werden weggerissen! Unaufhaltsam wälzt sich alles auf die Erdenmenschheit nieder, die in Geistesträgheit und in Dünkelhaftigkeit verharren will, um ihren Willen durchzusetzen, der sich weit vom Gotteswillen lange schon entfernte.
Das aber ist das Ende für die Herrschaft alles Dunkels auf der Erde! Sie bricht zusammen und reißt alle Menschen mit sich, die sich ihr gesellten.
Aber mitten durch krachendes Tosen der Zusammenbrüche schwingt das Wort! Sieghaft zieht es durch die Lande, damit sich noch retten kann, wer sich ehrlich darum bemüht.
Darin ruht die Bedingung, daß ein jeder Mensch sich selbst zu mühen hat, das Wort des Herrn als Rettung zu erkennen! Läßt er zweifelnd diese letzte Möglichkeit an sich vorüberziehen, ohne sie mit aller Kraft zu nützen, kommt er nie mehr in die Lage und der Augenblick ist für ihn ewiglich verloren, daß er in ihm die Erlösung findet.
Rettung, Erlösung wird ihm einzig in dem Wort, das er aufnehmen muß, um darnach lebend sich zu lösen von den Banden, die ihn niederhalten in Verkennung und Verbiegung der tatsächlichen Begriffe.
Am schlimmsten wurdet Ihr vergiftet und gefährdet durch die falsche Darstellung der Gottesliebe, die Ihr aller Frische, aller Kraft und Klarheit zu entkleiden suchtet und sie dafür mit der ungesunden Weichlichkeit und schadenbringender Nachgiebigkeit umhülltet, was Euch allesamt in Geistesträgheit und damit in das Verderben stürzen mußte.
Hütet Euch vor der verderbenbringenden Verbiegung des Begriffes der Heiligen Gottesliebe! Ihr fallt damit in einen anfangs angenehmen Schlummer, der zum Todesschlafe wird.
In Nachgiebigkeit und alles verzeihensollender Güte liegt keine wahre Liebe, sondern es ist dieses Falsche wie ein Rauschgift, das die Geister nur in Müdigkeit einwiegt und schwächt, zuletzt die vollkommene Lähmung bringt und den ewigen Tod erzwingt, da ein Erwachen noch zu rechter Zeit dabei nicht möglich ist.
Nur scharfe Kühle der göttlichen Reinheit kann die Müdigkeit durchdringen und der wahren Liebe den Weg bahnen, der zu Euren Geistern führt. Reinheit ist scharf, sie kennt keine Beschönigungen, aber auch nicht Entschuldigungen. Deshalb wird sie wohl manchem Menschen, der sich selbst nur zu gern etwas vorzutäuschen sucht, als rücksichtslos erscheinen müssen. Aber sie verletzt in Wirklichkeit nur dort, wo etwas nicht in Ordnung ist.
Weichlichkeit bringt Schaden, Euch selber und auch denen, denen Ihr damit gefällig zu sein glaubt. Ihr werdet einst von einem Höheren gerichtet in einer Art Gerechtigkeit, welche Euch fremd geworden ist seit langem durch Euch selbst; denn Ihr habt Euch davon entfernt.
Es ist die Gottgerechtigkeit, unwandelbar von Ewigkeit zu Ewigkeit, und unabhängig von der Menschen Meinung, frei von ihrer Gunst, von ihrem Haß und ihrer Bosheit, ihrer Macht. Sie ist allmächtig; denn sie ist von Gott!
Wenn Ihr nicht alle Kraft aufwendet, Euch zu lösen von dem Alten, werdet Ihr diese Gerechtigkeit auch nicht verstehen lernen. Ihr vermögt dann aber auch nicht in Euch neu zu werden! Und nur der neue Mensch, der in dem Wort des Lebens steht und nach dem Lichte strebt, erhält die Hilfen, die er nötig hat, um durch ein Gottgericht zu gehen.
Es muß der Mensch sich helfen durch das Wort, das ihm die Wege zeigt, die er zu gehen hat! Nur so kann er Erlösung finden, sonst wird sie ihm nicht zuteil! Er muß erstarken in dem Kampfe, den er für sich selber führt, oder er muß darin untergehen!
Erwacht und stellt Euch kämpfend gegen alles Dunkel, dann wird Euch auch helfende Kraft zuteil. Den Schwächlingen aber geht alles noch verloren, was sie an Kraft besitzen, da sie diese nicht richtig zu verwenden wissen. Es wird ihnen damit das wenige ihres Besitzes noch genommen, weil es in dem Gesetz der Anziehung der gleichen Art zu denen fließt, welche die Kraft in Eifer und der rechten Art verwenden. Damit erfüllet sich ein Wort uralter Verheißungen.
